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4. Oktober 2023
Run-off-Gesellschaft Viridium steht wohl vor Verkauf

Run-off-Gesellschaft Viridium steht wohl vor Verkauf

Die Run-off-Gesellschaft Viridium steht offenbar vor dem Verkauf, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Demnach hat der Finanzinvestor Cinven bereits zwei Investmentbanken beauftragt, mögliche Käufer für seine Anteile zu suchen. Verbraucherschützer zeigen sich dadurch alarmiert.

Die Nachrichtenlage rund um brancheninterne Käufe, Fusionen und Ähnlichem reißt nicht ab. Nun im Gespräch: Viridium. Denn der hierzulande größte Abwickler von Lebensversicherungen steht wohl vor dem Verkauf. Das hat die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf drei mit den Plänen vertraute Personen Anfang dieser Woche berichtet. Demnach habe Cinven, Finanzinvestor und Mehrheitseigner bei Viridium, zwei Investmentbanken damit beauftragt, nach möglichen Käufern zu suchen. Erst vor zehn Jahren hatte Cinven gemeinsam mit der Hannover Rück die Run-off-Gesellschaft gegründet. Auch der italienische Versicherer Generali ist an Viridium beteiligt.

Überlegungen sind noch in der Frühphase

Bei den beauftragten Banken handele es sich nach Reuters-Angaben um Goldman Sachs und Fenchurch. Die Überlegungen befänden sich allerdings noch in einem sehr frühen Stadium. Die Pläne könnten jederzeit noch geändert oder verworfen werden, so der Agenturbericht. Viridium selbst wollte sich auf Anfrage von AssCompact nicht zu den Berichten äußern.

Verkaufspläne könnten Zurich-Deal beeinträchtigen

Erst Ende September wurde bekannt, dass der milliardenschwere Deal zwischen dem Versicherer Zurich und Viridium über den Aufkauf von Lebensversicherungsbeständen am Veto der BaFin scheitern könnte. Die Zurich hatte im Juli 2022 nämlich vereinbart, rund 720.000 Verträge mit etwa 21 Mrd. Euro Kapitalanlagen an Viridium abzugeben.

Grund für die Bedenken der Aufsicht war Viridiums Mehrheitseigner Cinven. Der nämlich geriet aufgrund seines kontroversen Handlings bei der italienischen Tochtergesellschaft Eurovita in Konflikt mit den europäischen Versicherungsregulierungsbehörden. Obwohl Cinven Eigentümer des Lebensversicherers war, der aufgrund ansteigender Zinsen in finanzielle Schwierigkeiten schlitterte, ergriff das Unternehmen die von den Behörden geforderten Kapitalmaßnahmen zur Stützung von Eurovita nicht. Daraufhin setzte die italienische Aufsichtsbehörde IVASS die Policen von Eurovita aus und implementierte eine Sicherheitslösung für das Unternehmen. Nun könnten die Verkaufspläne von Cinven den Aufkauf der Zurich-Lebenbestände zusätzlich erschweren.

Verbraucherschützer: Kunden werden zum Spielball von Finanzinvestoren

Die Verbraucherschützer kritisieren unterdessen den Wunsch von Cinven, seine Anteile an Viridium zu veräußern. Dieses Vorgehen zeige, wie schnell dann doch Vertragsansprüche langjähriger Lebensversicherungskundinnen und -kunden zum Spielball von Finanzinvestoren werden können, heißt es auf AssCompact-Nachfrage etwa vom Bund der Versicherten e. V. (BdV). „Die von Verkäufern und auch der Aufsicht geschürte Erwartung, dass es für die Kundinnen und Kunden unterm Strich besser sein kann, den Vertrag von einer Run-Off-Gesellschaft abgewickelt zu bekommen, als hoffnungslos auf dem Abstellgleis des alten Versicherers zu stehen, erweist sich zunehmend als trügerisch“, kommentiert Stephen Rehmke, Vorstand beim BdV. Die Beteiligungen der Kundschaft an Überschüssen könnten auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum heruntergefahren werden und auch der Kundenservice bekomme einen geringeren Stellenwert. Betroffene Kundinnen und Kunden, empfiehlt der BdV, sollten angesichts der Veräußerungsabsichten von Cinven sorgfältig über Exit-Optionen nachdenken. (as)

Bild: © Viridium Gruppe