Auf Deutschlands Straßen sind so viele Autos unterwegs wie noch nie. Und sie alle benötigen Versicherungen. Daher bleibt die Kfz-Versicherung ein großer Markt. Franke und Bornberg hat in einem aktuellen Rating nun 378 Tarife und Tarifvarianten von 82 Versicherern untersucht. Insgesamt beinhaltet die Analyse 19 Kategorien mit 73 Kriterien. Ein Ergebnis: Das Qualitätsniveau hat sich positiv entwickelt.
Combined Ratio über 100%
Jedoch macht nicht jeder Anbieter Gewinn. So lag die Schaden-Kostenquote (Combined Ratio) 2022 erstmals seit zehn Jahren wieder über 100%, heißt es von Franke und Bornberg. Und auf der Kostenseite wird es wohl eher keine Entlastungen geben. Eine Werkstattstunde kostet inzwischen 173 Euro, so die Ratingagentur.
„Die Zeit ist reif für höhere Kfz-Prämien“
Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg, sagt: „Die Zeit ist reif für höhere Kfz-Prämien.“ Die Preise für Autoversicherungen werden 2024 deutlich steigen. Allgemeingültige Aussagen lassen sich hingegen aufgrund von Regional- und Typklassen sowie unterschiedlichsten Tarifmerkmalen dazu nicht machen.
Beim Rating von Franke und Bornberg geht es ausschließlich um die Qualität von Kfz-Versicherungsbedingungen: „Wir untersuchen, was drinsteckt, aber nicht das Preisschild“, so Franke. Seit 2016 analysiert das Unternehmen Kfz-Tarife mit der Kombination aus Haftpflicht, Voll- und Teilkasko sowie Zusatzbausteinen.
Elektrofahrzeuge mehr in reguläre Bedingungswerke eingegliedert
Mit der wichtigste Markttrend ist derzeit E-Mobilität. „Elektroantrieb wird das neue Normal“, meint Franke. Das zeige sich auch in den Versicherungsbedingungen. Rund die Hälfte der bis August 2023 neu zugelassenen 1,9 Millionen Pkw fährt bereits mit alternativem Antrieb. 24% aller Pkw-Neuzulassungen haben einen Elektromotor, ungefähr genauso viele fahren hybrid. Die Reaktionen der Versicherer auf diese Entwicklungen sind neue Leistungen speziell für Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb. Auch werden bereits vorhandene Bausteine für Elektrofahrzeuge mehr und mehr in die regulären Bedingungswerke eingegliedert.
Kriterienkatalog erweitert
Auch Franke und Bornberg reagiert: Die Ratingagentur hat nun den Kriterienkatalog um neue Leistungen für Elektro- und Hybridfahrzeuge erweitert, u. a. mit den Punkten Kosten der Zustandsdiagnostik für Akkus und die Lagerung des Fahrzeugs im Wassercontainer nach einem Unfall. Zudem erhöht sich die maximal erreichbare Punktzahl für dieses Segment. Einige Kriterien wurden geringfügig überarbeitet, z. B. Neupreisentschädigung und Kaufpreisentschädigung, Schutz bei Parkschäden und Kleinschäden sowie Entsorgung und Resteverwertung von Elektrofahrzeugen.
Das sind die besten Kfz-Versicherungen 2023
Und wie sieht das Kfz-Rating 2023 nun im Detail aus? Das Qualitätsniveau steigt also im Großen und Ganzen. Allerdings: Lediglich rund einer von fünf Tarifen, nämlich 20,6%, erhält die Bewertung „hervorragend“ (FFF+). Ein „Sehr gut“ (FFF) bekommen 24,9%, während 24,1% als „gut“ (FF+) eingestuft werden. 5,8% der Tarife werden mit „befriedigend“ bewertet. „Ausreichend“ (F+) sind mit 24,1% „erstaunlich viele Tarife“, so Franke und Bornberg.
Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken, erklärt das wie folgt: „Viele dieser Produkte scheitern unter anderem an unserem Mindeststandard ‚Zusammenstoß mit Tieren‘. Wer keinen Schutz für Zusammenstöße mit Tieren aller Art bietet, sondern nur Unfälle mit Haarwild versichert, kommt über die Note ausreichend nicht hinaus.“
Kein Tarif wird als „ungenügend“ bezeichnet. Im mangelhaften Bereich befinden sich nur 0,5% der bewerteten Tarife.
Fazit: Preise und Qualität steigen
Mit steigenden Preisen wachsen auch die Erwartungen an die leistungsfähigen Tarife, heißt das Fazit von Franke und Bornberg. Und: 2023 liegen die Kfz-Tarife laut der Ratingagentur auf gutem Niveau, weisen aber noch immer eine große Spreizung auf. Features für Elektro- und Hybridfahrzeuge werden in die regulären Bedingungswerke aufgenommen, während Nachhaltigkeit nur langsam Einzug in Kfz-Tarife hält.
„Einen Baum zu pflanzen, macht noch keine nachhaltige Kfz-Versicherung aus. Und ein Setzling noch keinen Wald“, meint Franke. Kapitalanlagen, die sich an ökologischen und sozialen Kriterien ausrichten, könnten hingegen nachhaltig zur Zukunftssicherung beitragen. Allerdings mangele es hier noch an Transparenz, so Franke weiter. So steht Nachhaltigkeit bei Franke und Bornberg erst einmal auf der Watchlist für künftige Kfz-Ratings, bis es weitere überzeugende Ansätze gibt. (lg)
Weitere Informationen sowie das Rating im Detail gibt es hier.
Bild: © chaylek – stock.adobe.com
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