Vor ziemlich genau zehn Jahren wurde das damalige Start-up wefox in der Schweiz gegründet. Zum Gründer-Trio gehören Julian Teicke, Fabian Wesemann und Dario Fazlic. 2015 ging die digitale Plattform zur Verwaltung von Versicherungspolicen für Versicherungsmakler live. Die Gründung erfolgte in Hochzeiten eines InsurTech-Booms, der nichts weniger als die Revolution des Versicherungsmarktes ankündigte. wefox wurde schließlich in Deutschland und Österreich aktiv und konzentrierte sich anders als andere zunächst aber auf ein Angebot für Versicherungsmakler und wollte diese nicht als solche ersetzen. Seit 2018 ist das Unternehmen auch als Versicherer tätig.
Ende 2019 wird das Unternehmen nach mehreren Finanzierungsrunden schließlich zu einem „Unicorn“. Die Betitelung als Unicorn bedeutet in der Start-up-Szene eine Firmenbewertung eines Unternehmens vonseiten der Investoren auf mindestens 1 Mrd. US-Dollar. Unter den deutschen, jungen InsurTechs nimmt wefox damit eine besondere Stellung ein. Vielen auch etablierten Versicherern galt das Unternehmen als Vorbild für die Digitalisierung der eigenen Prozesse. Das Unternehmen war zuletzt mit 4,5 Mrd. US-Dollar bewertet.
Neuer Mann für den strategischen Umbau
Im März 2024 wurde Mark Hartigan zum CEO der wefox Gruppe ernannt, der dort Julian Teicke, der nun im Verwaltungsrat sitzt, ersetzt, und das Unternehmen nach verschiedenen Problemen in die nächste Wachstumsphase führen soll. Denn zuletzt war das Unternehmen vor allem wegen Bearbeitungsstau, Verschiebung von Produkt- und Technologie-Einführungen sowie Entlassungen in den Schlagzeilen. Zudem wurde auch über eine Zerschlagung der Gruppe spekuliert.
Nun gibt es einen weiteren Dämpfer für wefox, das nach eigenen Angaben knapp drei Millionen Kunden in seinen Märkten Deutschland, Österreich, Schweiz sowie mittlerweile Italien, Polen und Niederlanden hat. Der britische Investor Chrysalis wertet seine Beteiligung an wefox laut aktuellem Quartalsbericht deutlich ab. Zum 31.03.2024 nennt Chrysalis einen Wert von 126,5 Mio. britische Pfund. Das macht einen Anteil am Gesamtportfolio von 14,4%. Im Dezember-Bericht lag die Bewertung noch bei 188,8 Mio. Pfund, da war das InsurTech auch noch die größte Beteiligung im Portfolio des Investors. Dies könnte auch eine Signalwirkung auf andere Investoren haben.
Schlechtes Umfeld und Erwartungen an Neuausrichtung
In der Analyse gibt der Investor Chrysalis, der seit 2019 investiert ist, verschiedene Gründe für die Abwertung an: So seien die Bewertungen von börsennotierten Vergleichsunternehmen als auch der wefox-Gruppe selbst seit der letzten Finanzierungsrunde gesunken. Zudem fällt der Blick auch auf die strategische Neupositionierung des Unternehmens.
Steiniger Weg in die Gewinnzone
Der Investor merkt aber auch an, dass wefox weiter auf dem Weg in die Gewinnzone sei. Der Umsatz stieg im Jahr 2023 auf 800 Mio. US-Dollar, während die Kostenbasis im Vergleich zum Vorjahr sank. So hat das Unternehmen im Dezember Gewinne gemacht, mit Blick auf die saisonalen Schwankungen will Chrysalis aber nicht automatisch von einer Fortsetzung der positiven Entwicklung ausgehen. Aufwind soll neben Investitionen in die Technologieplattform samt KI und Datenanalyse auch eine Partnerschaft mit WINDTRE, einem führenden Telekommunikationsunternehmen in Italien, geben. Dort wurde wefox Ende letzten Jahres Affinity-Versicherungspartner. (bh)
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Bild: Julian Teicke, wefox-Mitgründer. Quelle: wefox
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