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8. November 2023
PROJECT Immobilien: Insolvenzverfahren eröffnet
PROJECT Immobilien: Insolvenzverfahren eröffnet

PROJECT Immobilien: Insolvenzverfahren eröffnet

Das Amtsgericht Nürnberg hat mittlerweile die Insolvenzverfahren über Gesellschaften der PROJECT Immobilien-Gruppe eröffnet. Derweil verhandelt der Insolvenzverwalter weiter über die Fortsetzung laufender Bauprojekte. Unbebaute Grundstücke werden in einem Investorenprozess vermarktet.

Bei der insolventen PROJECT Immobilien-Gruppe kommen die Bemühungen zur Fortsetzung der laufenden Bauprojekte weiter voran – so heißt es vonseiten der Insolvenzverwalter. Das zuständige Amtsgericht Nürnberg hat inzwischen die Insolvenzverfahren über die Gesellschaften der PROJECT Immobilien-Gruppe eröffnet, die in der ersten August-Hälfte Insolvenz angemeldet hatten (AssCompact berichtete).

Als Insolvenzverwalter für die PROJECT Immobilien Holding und den Großteil der Konzerngesellschaften wurde der Rechtsanwalt Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun bestellt. Für zwei weitere Gesellschaften hat das Gericht Dr. Elske Fehl-Weileder und Katharina Franke als Insolvenzverwalterinnen bestellt, ebenfalls von der Kanzlei Schultze & Braun.

Ziel der Bemühungen sei nach wie vor, möglichst viele der begonnenen Bauprojekte abzuschließen und den wirtschaftlichen Schaden für die betroffenen Käufer sowie Fondsanleger zu minimieren.

80 von 119 Projekten betroffen

Die PROJECT Immobilien-Gruppe unterhält insgesamt 119 Projektgesellschaften mit Projekten in unterschiedlichen Bau- und Verkaufsstadien. Diese reichen von unbebauten Grundstücken über erste Rohbauarbeiten bis kurz vor oder sogar nach Fertigstellung. Davon befinden sich 80 in der Insolvenz. „Wir sind mit Verfahrenseröffnung so weit, dass wir für jede Fallgruppe eine Vorgehensweise definiert haben, die so werterhaltend wie möglich ist und wirtschaftliche Nachteile bei allen Beteiligten so gut wie möglich vermeidet“, erklärt Volker Böhm, Insolvenzverwalter der Holdinggesellschaft. „Das gilt insbesondere für die mehr als 1.400 betroffenen Käufer der rund 1.850 Wohnungen. Bei stecken gebliebenen Bauvorhaben in Insolvenzverfahren ist das nicht ganz einfach. Deswegen kommt es nicht selten vor, dass diese längere Zeit stillstehen oder sogar als Bauruinen enden“, so Böhm weiter.

Für 39 Projektgesellschaften sei noch kein Insolvenzantrag gestellt worden, diese würden deshalb auch nicht dem Insolvenzverwalter unterstehen. Doch wie Böhm unterstreicht, würden auch für die Projekte Lösungsansätze erstellt, die noch nicht von Insolvenz betroffen sind. Bei diesen Projekten liege die Entscheidung, wie es weitergehe, laut Böhm aber bei den Gesellschaftern.

Optionen und Stand der Verhandlungen bei Bauprojekten

Der Insolvenzverwalter hat die Optionen für die Bauprojekte geprüft und Angebote von Baufirmen zur Fertigstellung der Gebäude eingeholt. Wie Böhm hierzu mitteilt, könne ein Teil der laufenden Bauprojekte voraussichtlich in Zusammenarbeit mit Generalunternehmern fertiggestellt werden, die die Bauleistungen und Gewährleistung übernehmen. Bereits im September konnte für drei Nürnberger PROJECT-Baustellen ein lokal ansässiger Bauunternehmer für deren Fertigstellung gewonnen werden. Kunden würden im Gegenzug auf eine Verzögerungsentschädigung verzichten. Inzwischen liegen Angebote von Generalunternehmern für sieben weitere Projekte vor.

Sieben weitere Bauprojekte seien dem Insolvenzverwalter zufolge bereits so weit fortgeschritten, dass kein Generalunternehmer bereit war, den Weiterbau zu übernehmen. Fortgeschrittene Baustellen seien im Gegensatz zu Baustellen im Rohbau für einen Generalunternehmer eine Black-Box, so Böhm, und sie seien nicht bereit, dafür die Gewährleistung zu übernehmen. Hier sollen die Voraussetzungen zur Fertigstellung über eine Eigentümergemeinschaft geschaffen werden. Sechs laufende Bauvorhaben würden sich in einer so frühen Phase befinden, dass die Projekte rückabgewickelt werden und die Grundstücke weiterverkauft werden können.

Investorenprozess für Grundstücke beginnt

Sämtliche unbebauten Grundstücke von PROJECT Immobilien sollen in einem gemeinsamen Investorenprozess vermarktet werden. Dies soll mit einem spezialisierten Immobilienmakler erfolgen und auch internationale Investoren sollen angesprochen werden.

Die Grundstückskäufe wurden über Publikumsfonds finanziert. Laut Böhm sollen alle Grundstücke bestmöglich zugunsten der Anleger verwertet werden.

Verkauf ohne Rückabwicklung

Bei weiteren neun laufenden bzw. fortgeschrittenen Bauprojekten seien keine privaten Käufer betroffen, da die Projekte entweder ganz oder weit überwiegend für gewerbliche Nutzung gedacht sind. Etwaige Wohneinheiten seien noch nicht verkauft. Diese Projekte sollen entweder für die bisherigen Auftraggeber fertiggestellt oder im Zuge des Investorenprozesses vermarktet und verkauft werden.

Abgeschlossene Bauprojekte

Bei 40 Projekten ist der Bau bereits abgeschlossen und es sind noch einige Mängel zu beseitigen. „Wir werden den Käufern Vergleichslösungen anbieten, die den unterschiedlichen Positionen bestmöglich gerecht werden: dem Interesse der Käufer an einer mangelfreien Wohnung und dem Interesse der Gläubiger und Anleger, einen möglichst hohen Anteil der letzten Kaufpreisrate zu realisieren“, erklärt Böhm. Bei 21 Projekten sind Bau und Mängelbeseitigung bereits abgeschlossen und sie befinden sich in der fünfjährigen Gewährleistungsphase. Hier bestehe das geringste Schadenrisiko für die betroffenen Käufer, da in der Regel auch Gewährleistungsansprüche der Projektgesellschaften gegen den Nachunternehmer bestehen würden, die an die Käufer abgetreten werden können, so der Insolvenzverwalter weiter. (tk)

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