Die Kaufpreise für Wohnimmobilien in deutschen Großstädten sind 2019 noch schneller als erwartet gestiegen. In vier Städten wurden die für Ende 2020 prognostizierten Preise bereits 2019 übertroffen: Düsseldorf, Dortmund, Essen und Leipzig. Vor diesem Hintergrund hat Immowelt die Kaufpreis-Prognose für 2020 nun angepasst.
Kein Ende in Sicht
Ein Ende der Rallye ist den Experten keineswegs in Sicht, auch nicht in den vier Städten, die ihre Prognosen eigentlich bereits erreicht haben. In Düsseldorf erwartet Immowelt bis Ende des Jahres eine Erhöhung der Immobilienpreise von 11%. Auch in Leipzig (+10%), Dortmund und Essen (jeweils +6%) dürften die Preise weiter bergauf gehen.
München mit größtem Plus
Den stärksten Preissprung bis Ende des Jahres prognostiziert Immowelt allerdings für München – und das obwohl die bayerische Landeshauptstadt bereits jetzt mit Abstand am teuersten ist. Dennoch dürften die Kaufpreise dort 2020 um weitere 14% steigen. Ende des Jahres würde der Quadratmeter dann im Mittel 8.640 Euro kosten. Das wären gut 1.000 Euro mehr sind als aktuell. Die Lücke zu Hamburg (5.350 Euro) und Frankfurt (5.260 Euro) würde sich somit weiter vergrößern, wenngleich sich die Städte auf Anstiege von 11% und 12% umstellen müssen.
Auch Berlin nicht zu bremsen
Trotz aller politischen Diskussionen um Mietendeckel, Mietenbremsen oder gar Enteignungen müssen sich Immobilienkäufer auch in der Bundeshauptstadt auf deutlich steigende Preise einstellen. Bis Ende 2020 klettern die Kaufpreise der Prognose zufolge um 13% nach oben. Die Folge: Der Quadratmeter in Berlin kostet im Mittel dann 4.810 Euro. Bereits im vergangenen Jahr hat die Bundeshauptstadt das hochpreisige Stuttgart überholt.
Das sind die Gründe für die Immobilienrallye
Dass die Preisentwicklung die Erwartungen übertrifft, hat laut Immowelt mehrere Gründe. Zum einen sind die Zinsen für Wohnbaukredite 2019 nochmals gesunken und derzeit gebe es keinerlei Anzeichen von Seiten der Europäischen Zentralbank den Leitzins anzuheben, der wiederum ausschlaggebend für Darlehens- und Guthabenzinsen ist. Immobilien bleiben somit eine beliebte Anlageform. Zum anderen steigen die Baupreise weiter an – Neubauten sind dementsprechend teuer und befeuern die Immobilienpreise. Hinzu komme, dass besonders in den Hotspots wie München, Berlin oder Hamburg die Nachfrage durch den Bevölkerungszuwachs immer weiter steigt.
Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land
„In Deutschland herrscht ein großes Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land: Boomende Großstädte wie München oder Berlin auf der einen Seite und strukturschwache ländliche Regionen auf der anderen Seite. Die Folge ist Wohnraummangel einerseits und Leerstand andererseits“, sagt Prof. Dr. Cai-Nicolas Ziegler, CEO der Immowelt. „Es müssen künftig Anreize geschaffen werden, dass sich Unternehmen auch in den ländlichen Regionen oder strukturschwachen Städten niederlassen, sodass diese an Attraktivität gewinnen und die Menschen nicht nur in die Metropolen strömen. Nur so lassen sich künftig exorbitant hohe Preise wie in Paris oder London verhindern.“
Hannover legt so stark zu wie München
Hannover, Nürnberg und Bremen haben die letztjährige Prognose noch nicht übertroffen, aufgrund der positiven wirtschaftliche Entwicklung sind die Preissprünge dennoch stärker ausgefallen als erwartet. Diese halten auch im Jahresverlauf an. Für Hannover wird ein Plus von 14% prognostiziert – neben München ist das der größte Anstieg. Einer der Gründe ist die stetig starke Einwohnerentwicklung: Allein seit dem Zensus 2011 ist die Landeshauptstadt um 30.000 Einwohner gewachsen.
Auch Nürnberg und Bremen wachsen zweistellig
Auch in Nürnberg (+12%) legen die Preise für Eigentumswohnungen bis Ende dieses Jahres weiter zu. Das Preisniveau bleibt sowohl in Nürnberg (3.640 Euro) als auch in Hannover (2.870 Euro) aber noch deutlich unter dem in den Top-Standorten. Das gilt auch für Bremen (2.540 Euro): In der Hansestadt werden die Kaufpreise bis Ende 2020 um 13% ansteigen. (mh)
Bild: © zoomingfoto1712 – stock.adobe.com
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