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Finanzen
30. Juni 2022
Pleiten: Deutsche Firmen zeigen sich insgesamt robust
Pleiten: Deutsche Firmen zeigen sich insgesamt robust

Pleiten: Deutsche Firmen zeigen sich insgesamt robust

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen ist im ersten Halbjahr gesunken, doch der Ukraine-Krieg wird nicht ohne Folgen bleiben. Das berichtet die Wirtschaftsauskunftei Creditreform. Die Analyse zeigt aber auch, dass gerade Selbstständige unter den Folgen der Coronapandemie stark gelitten haben.

Der Ukraine-Krieg und seine Folgen stellen die Unternehmen in Deutschland vor große Herausforderungen. Dennoch ist eine Pleitewelle ausgeblieben. Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen sank im ersten Halbjahr, wie die Wirtschaftsauskunftei Creditreform berichtete. Insgesamt stellten zwischen Januar und Juni laut Creditreform 7.300 Unternehmens Insolvenzanträge und damit 2,8% weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. „Trotz über zwei Jahren Corona und der zuletzt massiven Kostenexplosion gibt es keinen Anstieg bei den Insolvenzen“, resümiert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Insbesondere bei Großunternehmen gebe es einen Anstieg der Insolvenzmeldungen. Prominente Beispiele im bisherigen Jahresverlauf seien die MV-Werften sowie die Modekette Orsay, heißt es in der Pressemitteilung.

Selbstständige besonders von den Folgen der Pandemie betroffen

Die Studie belegt zudem eine hohe Zahl an Insolvenzen von (ehemals) Selbstständigen, die meist ein vereinfachtes Insolvenzverfahren durchlaufen und nicht als Unternehmensinsolvenzen gezählt werden. „Für viele Kleinstunternehmer und Freiberufler waren die Rahmenbedingungen in der Corona-Zeit denkbar schlecht“, erläutert Hantzsch. So seien zum Teil ganze Geschäftsmodelle weggebrochen. Die staatlichen Finanzhilfen hätten hier nur wenig Entlastung gebracht und seien kein nachhaltiger Ersatz für erwirtschaftete Umsätze gewesen. Entsprechend ist gerade im Segment der kleinen Selbstständigen die Zahl der Insolvenzanträge weiter hoch. In den ersten sechs Monaten sind allein in diesem Bereich rund 10.700 Fälle gezählt worden. Schon im Vorjahr habe man einen ansteigenden Trend beobachten können. Die zu den „sonstigen Insolvenzen“ zählenden Insolvenzen von ehemals Selbstständigen mit einem vereinfachten Verfahren waren 2021 nach den Erleichterungen im Insolvenzrecht ähnlich wie die Verbraucherinsolvenzen nach oben geschnellt. Auch hier habe es offensichtlich Nachholeffekte gegeben, vermutet die Auskunftei.

Verbraucherinsolvenzen: „Nachholwelle“ abgeebbt

„Bei den Verbrauchern hat sich die Insolvenzwelle vom Vorjahr abgeschwächt“, kommentiert Hantzsch die aktuelle Entwicklung bei den Privatinsolvenzen. Im 1. Halbjahr 2022 wurden 32.800 Insolvenzfälle von Verbrauchern gemeldet, noch im 1. Halbjahr 2021 waren es 42.710. Damals hatte eine Änderung des Verbraucherinsolvenzrechts deutliche Erleichterungen für überschuldete Privatpersonen gebracht – insbesondere eine schnellere Restschuldbefreiung. Dementsprechend war die Zahl der Verbraucherinsolvenzen nach oben geschnellt, erklärt die Wirtschaftsauskunftei. Mittlerweile sei dieser Nachholeffekt abgeebbt, denn die Zahl der Verbraucherinsolvenzen liege wieder etwa auf dem Niveau des 1. Halbjahres 2019.

Ausblick

Allerdings befürchten die Experten angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen in der zweiten Hälfte eine Trendumkehr. Denn das konjunkturelle Umfeld habe sich durch den Krieg in Osteuropa, den angebotsseitigen Preisauftrieben und der beginnenden Zinswende deutlich verschlechtert. sodass die Wirtschaft kaum noch wachsen werde. „Das wird nicht ohne Folgen für die Insolvenzentwicklung bleiben“, schlussfolgert die aktuelle Analyse. (as)

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