Beitragsanpassungen in der privaten Krankenversicherung (PKV) sind ein sensibles Thema. Zuletzt waren Preissteigerungen aber relativ moderat. Das Analysehaus MORGEN & MORGEN bezifferte die jüngste, durchschnittliche Beitragsanpassung mit 2,79%. Für das nächste Jahr jedoch droht Schlimmeres. Es könnte zu deutlichen Beitragssteigerungen kommen. Holger Eich, Geschäftsführer und Chef-Mathematiker im PKV-Verband, sagt in einem Verbandsinterview: „Die massiv steigenden Leistungsausgaben wirken sich natürlich aus. Erste Signale aus der Branche deuten darauf hin, dass es deswegen zu Beginn 2025 deutliche Beitragserhöhungen geben wird. Es ist zu befürchten, dass davon ein Großteil der Privatversicherten betroffen ist.“
Im vergangenen Jahr verzeichneten die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) und die PKV einen deutlichen Kostenanstieg, insbesondere in den Bereichen Arzneimittel und Krankenhaus. Eich rechnet vor, dass beispielsweise die Ausgaben im stationären Bereich 2023 gegenüber dem Vorjahr um 13,5% gestiegen sind. Als Gründe führt er die Preisentwicklung bei den Fallpauschalen, die Mengenentwicklung nach Corona, Kostensteigerungen im Pflegebudget oder die Förderung von Kinderheilkunde und Geburtshilfe auf. Im Rahmen der jüngsten Krankenhausreform sind weitere Mehrausgaben zu erwarten.
Konkrete Zahlen gibt es im Herbst
Eine konkrete Prozentzahl zur Beitragssteigerung nennt Eich nicht. Die Versicherer befinden sich zurzeit noch in der Abstimmung mit den Treuhändern. Versicherer müssen vor geplanten Beitragserhöhungen die Berechnungsgrundlagen einem unabhängigen Treuhänder vorlegen, der prüft, ob die Voraussetzungen für die Beitragserhöhung gegeben sind. Bevor die Abstimmungsphase nicht zu Ende ist, können die Versicherer also noch keine konkreten Zahlen nennen. Sagen lässt sich auch noch nicht, inwiefern die einzelnen Versicherer auf noch vorhandene Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen zurückgreifen werden, um den Beitragsanstieg eventuell abzumildern. Wie viele Privatversicherte letztlich betroffen sein werden, wird sich also erst im Herbst 2024 zeigen. Spurlos werden die Entwicklungen aber wohl nicht an vielen vorbeigehen.
Beitragssteigerungen auch in der GKV
In der GKV sieht es nicht anders aus. Dort zeichnet sich für 2025 eine der größten Beitragssteigerungen überhaupt ab. Die Krankenkassen sprechen jetzt schon von höheren Zusatzbeiträgen und perspektivisch von einem „Beitrags-Tsunami“. Grundsätzlich verlaufen die Preisentwicklungen in der GKV aber etwas gleichmäßiger, was an den gesetzlichen Regelungen zu Beitragsanpassungen in den beiden Systemen liegt.
Kaum Einfluss der neuen Sterbetafeln
Hauptgrund für die Beitragsanpassungen in der PKV liegt in dem Kostenanstieg auf Leistungsseite. Die neuen Sterbetafeln, die die BaFin im Juni veröffentlicht hat, spielen keine große Rolle. In den Sterbetafeln 2025 hat die BaFin die steigende Lebenserwartung berücksichtigt. Grundsätzlich könnte dies zu Erhöhungen bei einzelnen Verträgen führen. Wie ein BaFin-Sprecher gegenüber dem Fachmagazin procontra aber darlegt, unterscheiden sich die Werte für 2025 nur marginal von denen für 2024. Insofern habe dies keine großen Auswirkungen, was auch der PKV-Verband bestätigt. Größere Anpassungen sind mit Blick auf die Sterbetafeln nicht zu erwarten. Nur in Ausnahmefällen, wenn die letzte Beitragsanpassung sehr lange her sei und daher die bisher verwendete Sterbetafel sehr alt sei, könnten sich größere Effekte ergeben.
Zu wenig neue Kunden?
Falsch sei übrigens auch die häufige Vermutung, so der PKV-Verband, dass die Beiträge steigen, weil weniger Versicherte nachrücken. Die Zahl neuer Kunden in einem Tarif hat auf die Beitragsentwicklung der Versicherten keinen Einfluss. Der persönliche Beitrag wird bei Versicherungsbeginn nur nach dem jeweils gewählten Leistungsumfang sowie nach dem Lebensalter und den zu diesem Zeitpunkt möglicherweise bereits bestehenden Vorerkrankungen des Versicherten kalkuliert. (bh)
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