Ende des Dornröschenschlafs
Erst im vergangenen Jahr nahm der Markt spürbar Fahrt auf. Auf Basis einer repräsentativen Umfrage unter Asset-Managern in seiner „Europäischen ELTIF-Studie – Marktentwicklung und Perspektiven“ vom 24.03.2023 beziffert Scope das Marktvolumen per Ende 2022 auf rund 11,3 Mrd. Euro. Das entspricht einem Plus gegenüber 2021 von etwas mehr als 50%. Insgesamt 77 ELTIFs standen Anlegern europaweit zur Verfügung, 23 Produkte mehr als 2021. Für weiteren Schub dürfte die erst kürzlich durch das EU-Parlament abgesegnete Neufassung des ELTIF-Regelwerks sorgen. Zu Beginn des kommenden Jahres soll die überarbeitete ELTIF-Verordnung in Kraft treten. Verschiedene Vorschriften wurden darin dahingehend geändert, dass Privatanleger noch einfacher Zugang zu entsprechenden Fonds haben können. Besonders relevant: Bislang mussten sie mindestens 10.000 Euro mitbringen, um in einen ELTIF zu investieren – diese Hürde entfällt künftig. Gleiches gilt für die Vermögensuntergrenze von 100.000 Euro. Zukünftig können Anleger auch dann in einen ELTIF investieren, wenn ihr Gesamtvermögen unterhalb dieser Summe liegt. Auf der Investmentseite wurden ebenfalls verschiedene Regeln gelockert. So wird es den Anbietern von ELTIFs ab dem kommenden Jahr unter anderem möglich sein, in ein breiteres Spektrum an Vermögenswerten zu investieren. Und: Für den Vertrieb von ELTIFs sollen dann ähnliche Regeln gelten wie für gewöhnliche Publikumsfonds.
Bei der EFAMA, dem europäischen Fonds- und Asset-Management Verband, geht man davon aus, dass die Novellierung des Rechtsrahmens das Produkt ELTIF sowohl für Investmenthäuser als auch für Privatanleger in ganz Europa deutlich attraktiver machen dürfte. „Die Änderungen werden dem ELTIF dabei helfen, eine ergänzende Finanzierungsquelle für die europäische Wirtschaft zu werden und den Privatkundenmarkt für längerfristige Sachwertinvestitionen zu erschließen“, heißt es dort. Auch hierzulande kann in den kommenden Monaten also mit einem gesteigerten Anlegerinteresse gerechnet werden.
Langfristig, illiquide und renditestark
Private Assets, in die ein ELTIF investiert, eignen sich nicht für jeden. Dies liegt vor allem daran, dass Investoren mit ihnen ein langfristiges Engagement eingehen, das sich unter anderem durch eine eingeschränkte Liquidität auszeichnet. Anders als bei Börsengeschäften ist es in der Regel also nicht möglich, schnell aus dem Investment auszusteigen. Private-Debt-Produkte haben in der Regel eine vergleichsweise kurze Laufzeit von fünf bis acht Jahren. Private-Equity-Strategien verfügen typischerweise über eine Laufzeit zwischen acht und elf Jahren. ELTIFs, die in Immobilien und Infrastruktur investieren, laufen am längsten – einige über Jahrzehnte, so die jüngste Analyse von Scope.
Gerade die eingeschränkte Handelbarkeit sorgt auf der anderen Seite jedoch für Illiquiditätsprämien, mit denen sich attraktive Renditen erzielen lassen. Die Idee der Illiquiditätsprämie impliziert, dass Anleger sich nicht engagieren würden, wenn man sie nicht dafür entschädigte, dass sie die mit diesen Anlagen einhergehende Illiquidität in Kauf nehmen. Die erwartete Outperformance ist jedoch nicht der einzige Vorteil, den Investments in Private Assets bieten. Hinzu kommen eine geringere Volatilität, Diversifikationschancen und die Möglichkeit, ESG-Wirkungsziele besser zu erreichen. Es lohnt sich also, die weitere Entwicklung der ELTIFs gut im Auge zu behalten, um neue Chancen auch für Privatanleger zu erschließen.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 06/2023, S. 58 f., und in unserem ePaper.
Bild: © Nuthawut – stock.adobe.com; Grafik: © EU, EFAMA, Schroders, 2022
Seite 1 Neuer Schwung für den ELTIF
Seite 2 Ende des Dornröschenschlafs
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können