Mit der Ergänzung der Vertriebsrichtlinie IDD und der zweiten europäischen Finanzmarktrichtlinie MiFID II ergeben sich beim Themenkomplex Nachhaltigkeit neue Beratungspflichten im Vermittlungsgeschäft. Vermittler müssen dann die Nachhaltigkeitspräferenzen ihrer Kunden abfragen sowie zum Thema nachhaltige Versicherungs- und Finanzanlageprodukte beraten. Die neue Beratungspflicht soll nach dem Willen der EU-Kommission ab August 2022 gelten, auch wenn branchenintern bereits über eine Verschiebung der aufsichtsrechtlichen Kontrolle der Abfragepflicht auf den Jahresbeginn 2023 spekuliert wird. Um sich über den Status quo im Vermittlungsgeschäft zu erkundigen, hat der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute e.V. (BVK) gemeinsam mit dem German Sustainability Network (GSN) – eine Brancheninitiative der Versicherungswirtschaft rund um das Thema Nachhaltigkeit – die Vermittler nach ihrem persönlichen Interesse, ihrer Beschäftigung sowie ihren Sorgen befragt. An der Online-Umfrage nahmen rund 300 Vermittler teil, davon 83% reine Ausschließlichkeit, 12% ungebundene Vermittler und 5% Finanzanlagenvermittler.
Persönliches Interesse am Themenkomplex
Für eine Umsetzung der Abfragepflichten ist ein persönliches und glaubhaftes Interesse am Thema Nachhaltigkeit gegenüber dem Kunden ein überzeugendes Ansprachemotiv. Und auf die Frage nach ihrem persönlichen Interesse am Themenkomplex Nachhaltigkeit gaben etwas mehr als 75% der Befragten an, dass sie aus voller Überzeugung daran interessiert seien – eine gute Voraussetzung für die Abfrage der Präferenzen. Weitere 73% nähern sich dem Thema mit Neugier. Allerdings gaben auch knapp 35% zu erkennen, dass sie sich gezwungen fühlen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Berufliche Beschäftigung
Bei der Frage nach den Themen, die die Vermittler gegenwärtig am meisten im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit beschäftigen, tut sich dann doch eine kleine Überraschung auf. Vor allem die Themen „Gute Unternehmensführung“, „Gesellschaftlicher Wandel“ und „Soziale Fragen“ sind diejenigen, mit denen sich die Befragten im Beruf am häufigsten beschäftigen. Mit Nachhaltigkeit üblicherweise in Verbindung stehende Themen wie „Umweltpolitik“ oder „Klimawandel“ erlangen hingegen nur mittlere Werte. Die Entwicklung eines eigenen nachhaltigen Geschäftsmodells oder einer eigenen ESG-Geschäftsstrategie spielt im Berufsgeschehen nur eine untergeordnete Rolle. Demnach wird der Umstellung auf einen rein nachhaltigen Vermittlerbetrieb derzeit lediglich eine geringe Priorität eingeräumt.
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