Von Dr. Marco Felten, Bereichsverantwortlicher Produktmanagement der Konzept & Marketing GmbH
Ein Kunde würde niemals auf die Idee kommen, einen Leitungswasserschaden von zwei unterschiedlichen Versicherungen regulieren zu lassen. Das ergibt aus Kundensicht schlichtweg keinen Sinn. Daher kann für eine kundenorientierte Produktgestaltung auch nur die Lebenswelt des Kunden ein geeigneter Maßstab sein. Statt starrer Produkte in vordefinierten Sparten wünschen sich Kunden einen individuellen Schutz, der alle für sie relevanten Gefahren absichert. Möglich wird dies durch einen modularen Produktaufbau. Dadurch können Kunden einzelne Module gleich einem Baukasten flexibel zu einem neuen Produkt und damit zu ihrer ganz persönlichen Versicherung zusammensetzen.
Ursprung der Modularisierung: Die Automobilwirtschaft
Erfolgreich vorgemacht hat es die Automobilindustrie, in der die Modularisierung ihren Ursprung im Japan der 1990er-Jahre genommen hat. Das dort entwickelte „Lean Management“-Konzept verfolgt die wesentliche Zielsetzung, Verschwendung im Produktionsprozess zu vermeiden. Dafür sind die Verringerung von Komplexität, eine schlanke Produktion sowie die Steigerung der Flexibilität und eine strikte Kundenorientierung wichtige Merkmale.
Individualisierung und Standardisierung zugleich
Mit diesem Konzept ist es den Automobilherstellern gelungen, die Vorteile von Individualisierung und Standardisierung miteinander zu verknüpfen. Der dafür erforderliche hierarchische Produktaufbau besteht aus Produkt, Baugruppe und Komponente. Durch die flexible Kombination standardisierter Komponenten und Baugruppen werden schließlich individuelle Produkte geschaffen. So kann eine große Zahl maßgeschneiderter Produkte schnell und effizient produziert werden.
Kleidergrößenprinzip dominiert noch
Das Streben nach Modularität ist auch in der Versicherungswirtschaft nicht neu. Denn während modulare Produkte zum einen den Wunsch der Kunden nach mehr Individualität erfüllen, bieten sie Anbietern zugleich die Möglichkeit, ihre Produktmodelle über alle Sparten hinweg zu standardisieren und von den damit einhergehenden Vorteilen zu profitieren: geringerer Administrationsaufwand, beschleunigte Produktentwicklung sowie die Freisetzung von Ressourcen, um mehr Innovationen zu entwickeln. Dennoch tut sich die Versicherungsbranche noch immer schwer mit einem Umbau ihrer bestehenden Produktarchitektur. In der Regel sind die Produkte nach dem klassischen Kleidergrößenprinzip (S, M, L) aufgestellt. Zudem sind Möglichkeiten zur Individualisierung nur selten gegeben.
Seite 1 Modularisierung: Der Schlüssel zu maßgeschneiderten Eigenheimpolicen
Seite 2 Komplexe IT-Systemlandschaften als Haupthindernis
Seite 3 Spartenübergreifende Synergien

- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können