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Vertrieb
3. Juli 2024
Maklervertrieb zwischen One-Man-Show und Teamwork

Maklervertrieb zwischen One-Man-Show und Teamwork

Viele Makler arbeiten ganz für sich selbst oder mit ein oder zwei Kollegen. Andere wachsen mit der Zeit zu größeren Betrieben. Wie unterscheiden sich die Vertriebsstrategien aufgrund unterschiedlicher Unternehmensgrößen? Und worauf legen die Unternehmen wert? AssCompact hat sich in zwei Betrieben umgehört.

„Mit dem Wachstum der Kunden ist die Beratung komplexer geworden“

Interview mit Thomas Diepenbrock, Geschäftsführender Gesellschafter, Diepenbrock Versicherungsmakler GmbH & Co. KG

Maklervertrieb zwischen One-Man-Show und Teamwork

Herr Diepenbrock, geben Sie uns einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen. Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie und worauf spezialisieren Sie sich?

Die 60-köpfige Mannschaft von Diepenbrock Versicherungsmakler betreut inhabergeführte Mittelständler in der Region Ems-Vechte. Besondere Schwerpunkte, die auch über die Region hinaus bespielt werden, sind die Branchen Bau, Logistik, industrielle Agrarwirtschaft und Autohäuser. Ebenso zählen industrielle Hersteller zu unseren Kunden.

Hat sich die Herangehensweise an die Beratung mit der Zeit geändert, insbesondere mit dem Wachstum des Betriebes?

Insbesondere mit dem Wachstum unserer Kunden hat unsere Beratung an Komplexität gewonnen. Viele unserer Bauunternehmer unterhalten heute eigene Planungsbüros oder fungieren als Generalübernehmer. Mit zunehmender Komplexität der Tätigkeit unserer Kunden wird auch unsere Beratung komplexer. Unsere Logistik-Kunden fahren nicht nur von A nach B, sondern übernehmen für Automobilkonzerne Montagetätigkeiten, lagern und kommissionieren die Ware für Markenherstelle und Versandhändler. Hier muss die Kongruenz zwischen Haftung und Deckung rund um die Logistikverträge geprüft werden. Unsere industriellen Agrar-Kunden bauen Biomethananlagen oder beliefern die großen Handelsketten mit landwirtschaftlichen Produkten unter Nachweis einer Rückrufkosten-Deckung. Mit einem Team aus Juristen, Ingenieuren und gestandenen Versicherungsfachleuten können wir gemeinsam mit unseren Kunden passgenaue Lösungen entwickeln und sie langfristig betreuen.

Wie wirkt sich die Digitalisierung, beispielsweise die vermehrte Nutzung von Online-Plattformen und die Ankunft künstlicher Intelligenz, auf Ihre Arbeit aus und wie nutzen Sie sie zu Ihrem Vorteil?

In der Kfz-Versicherung nutzen wir für die K-Flotten unserer Kunden die Rechenkerne von Online-Plattformen, um während der Renewal-Phase zu automatisierten Berechnungsstrecken zu kommen. So haben wir weniger manuellen Aufwand in der Ausschreibung. Wir verbinden uns mit unseren Kunden auf Web-Plattformen und arbeiten arbeitsteilig in Schadenakten, statt E-Mails hin- und herzuschicken. Schließlich liest unsere KI die Papierpost aus und sortiert sie digital so zu, dass in unserer vorgangsbezogenen Arbeitsweise automatisch die Vorgänge geöffnet und digital zur weiteren Bearbeitung vorgelegt werden. Unsere drei Vollblut-ITler sorgen dafür, dass unsere tägliche Arbeit IT-gestützt schlanker und agiler von der Hand geht.

Wie erleben Sie die Konsolidierung im Markt der Gewerbe- und Industriemakler? Welche Einflüsse hat die Entwicklung auf Ihr Haus oder auch auf die Kunden?

Die Konsolidierung ist eine spannende Entwicklung. Der Wettbewerb hat sich aktuell für uns nicht verändert. Wie auch bisher im Wettbewerb mit Megabrokern oder nun auch mit Konsolidierern gilt: Größe ist nicht alles. Die persönliche und rasche Bearbeitung, das für den Kunden spürbare Engagement des Maklers und die Kundennähe entscheiden über den Erfolg des Maklers. Mit einer Arbeitsteiligkeit in den Fachreferaten der Guarantee Advisor Group e. V. tauschen wir mit anderen inhabergeführten Maklerkollegen Deckungskonzepte aus und nutzen reziprok deren Spezialwissen rund um Nischenprodukte. Ebenso bündeln wir mit unseren Maklerkollegen in der GA-Gruppe unsere Bestände bei den Versicherern. Auf diese Weise sind wir bei den Versicherern eine wahrnehmbare Größe und bieten als inhabergeführter Makler inhabergeführten Mittelständlern die ganze Bandbreite des Marktes.

„Seit der Gründung setzen wir konsequent auf Digitalisierung“

Maklervertrieb zwischen One-Man-Show und Teamwork

Interview mit Lucas Maurer (r.) und Janina Serve (l.), Gründer und Geschäftsführer FinestFinance Finanzberatung

Herr Maurer, Frau Serve, geben Sie uns einen kurzen Überblick über Ihr Unternehmen und worauf Sie sich spezialisieren.

Janina Serve Wir haben FinestFinance im Jahr 2023 gegründet. Unser Hauptanliegen ist, das größte finanzielle Problem der jungen Generation zu lösen: die Rente. Hierfür entwickeln wir für unsere Kunden innovative Lösungen für eine optimale und individuelle Altersvorsorge. Die Expertise für unsere Beratung bauen wir auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen auf, was sich in unserer gemeinsamen Masterarbeit und dem darauf basierenden Buch „RentenRakete“ widerspiegelt. Seit der Gründung setzen wir konsequent auf Digitalisierung – von der Kundenakquise bis zur Beratung erfolgt alles online, was uns erlaubt, effizient und schnell auf Kundenbedürfnisse einzugehen.

Wie empfinden Sie den Wettbewerb am Maklermarkt – Vergleichsportale eingeschlossen – und wie heben Sie sich davon ab?

Lucas Maurer Die Qualität der Beratung in der Banken- und Versicherungswelt hat uns oft überrascht, meist leider negativ. Im Vergleich dazu bietet der Maklermarkt unserer Meinung nach eine weitaus höhere Expertise. Um dieses Niveau zu erreichen, setzen viele Makler auf Maklerverbunde, so auch wir mit dem MV WIP, durch den wir stark vom Austausch innerhalb dieser Expertengemeinschaft profitieren.

Vergleichsportale tendieren dazu, Finanzprodukte eher unpersönlich zu vermarkten. Wir hingegen legen großen Wert darauf, unseren Kunden das gesamte Konzept ihrer Finanzstrategie nahezubringen und so für finanzielle Bildung zu sorgen – besonders bei der Altersvorsorge. Nur durch eine umfassende Beratung und Betreuung kann gewährleistet werden, dass das Verständnis und die Sinnhaftigkeit der finanziellen Entscheidungen über Jahrzehnte erhalten bleiben.

Welche Rolle spielen Ihrer Meinung nach die sozialen Medien für Finanz- und Versicherungsvermittler?

LM Soziale Medien sind für uns ein zentraler Kanal, um unsere Zielgruppe effektiv und zielgerichtet anzusprechen. Wir setzen ausschließlich auf bezahlte Werbeanzeigen, was uns ermöglicht, unsere Marketingstrategien zu perfektionieren und skalierbar zu machen. Dieser Ansatz ist weit entfernt von traditionellen Methoden der Kundenakquise und ermöglicht uns, präzise und effizient unsere Traumkunden zu erreichen.

Sie sind noch ein sehr junges Unternehmen. Was haben Sie seit der Zeit Ihrer Gründung gelernt und welche Perspektiven sehen Sie für Ihr Geschäftsmodell?

JS Seit unserer Gründung haben wir bedeutende Fortschritte in der Nutzung von bezahlter Online-Werbung gemacht und unsere Prozesse kontinuierlich optimiert. Die Implementierung eines CRM-Systems hat es uns ermöglicht, die Qualität unserer Abläufe zu überwachen und Routineaufgaben zu automatisieren. Das Ergebnis ist eine effiziente Arbeitsweise, die es uns erlaubt, mit einem kleineren Team größere Volumina zu bewältigen. Wir sind überzeugt, dass diese Struktur unser weiteres Wachstum unterstützen und uns ermöglichen wird, auch zukünftig erfolgreich zu skalieren.

Diese Beiträge lesen Sie auch in AssCompact 06/2024 und in unserem ePaper.

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