Viele Privatpersonen warten immer noch länger als nötig auf die Bearbeitung ihres Konsumentenkredites oder ihrer Baufinanzierung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 36 deutschen Kreditinstituten. PwC untersucht damit bereits zum dritten Mal – nach 2008 und 2012 – die Trends des deutschen Kreditmarkts. Erstmals wurden zudem weitere in den Kreditprozess eingebundene Akteure befragt, wie Kreditvermittler und -Dienstleister. Der Studie zufolge scheitern viele Banken und Sparkassen ungeachtet des harten Wettbewerbs bislang daran, die Durchlaufzeiten von Konsumentenkrediten und privaten Baufinanzierungen für den Kunden spürbar zu reduzieren. Hauptursächlich dafür ist, dass die Kreditanträge häufig noch unnötig lange unbearbeitet liegen, zu lange transportiert werden oder ins Stocken geraten, weil die Aufgaben der Sachbearbeiter (Markt und Marktfolge) unklar verteilt sind.
Laut der Studie benötigten im Jahr 2012 noch 87% der befragten Institute weniger als eine Stunde für einen Konsumentenkredit, 2014 schaffen diese Spitzenzeit nur noch 74%. Auch bei der Baufinanzierung haben sich die Bearbeitungszeiten verlängert: Während 2008 und 2012 noch 65 respektive 78% der Banken und Sparkassen eine Baufinanzierung unter fünf Stunden bearbeiten konnten, sehen sich nunmehr nur noch 43% dazu in der Lage.
Vermittler auf dem Vormarsch
Wie die Studie weiter zeigt, ist die Filiale produktübergreifend zwar nach wie vor der wichtigste Vertriebskanal. So nutzen 89% der Institute bevorzugt die Filiale für den Vertrieb von Konsumentenkrediten und 94% für private Baufinanzierungen. In der Baufinanzierung spielen aber auch Vermittler eine dominierende Rolle: Während im Falle der Konsumentenkredite nur 33% auf Vermittler zurückgreifen, sind es in der Immobilienfinanzierung bereits 88% der Institute.
Industrialisierung, Zentralisierung und Outsourcing keine Heilsbringer
Mit Blick auf die Trendthemen Industrialisierung, Zentralisierung und Outsourcing kommt die Studie zu folgenden Ergebnissen: Im Vergleich zur vorhergehenden Erhebung ist der Grad der Industrialisierung in einigen Bereichen des Bankgeschäfts rückläufig. Denn wie die Erfahrung zeigt, lässt sich dadurch zwar zuweilen die Effizienz steigern, andererseits droht aber auch eine zu monotone und somit mitunter demotivierende Arbeitsgestaltung, die wiederum die Durchlaufzeit sogar verlängern kann. Im Neugeschäft Baufinanzierung sowie im Neugeschäft Konsumentenkredite ist daher der Grad der Industrialisierung gegenüber 2012 gesunken. Auch die Zentralisierung der Prozesse führt nicht automatisch zu Effizienzgewinnen, so ein Ergebnis der Studie. Genauso wenig wie Outsourcing, das seit geraumer Zeit zudem verstärkt im Fokus der Finanzaufsicht und daher für viele Kreditinstitute nicht mehr uneingeschränkt attraktiv ist. Wie die Studie zeigt, haben Banken mit Outsourcingerfahrung keine kürzeren Bearbeitungszeiten als solche ohne Outsourcingerfahrung.
Institute sparen bei Prozessoptimierung und IT
Ihre Kosten senkten die meisten Institute zuletzt vor allem im Bereich Prozessoptimierung und IT. Während in der Vorgängerstudie 2012 lediglich 65% der Institute Maßnahmen zur Prozessoptimierung ankündigten – haben dies im Bereich Baufinanzierung sogar 84% realisiert. Zum Vergleich: 61% der Institute sparten bei Sach- und Verwaltungskosten und nur 37% bei Personalkosten. Außerdem machen die meisten Institute von regulatorischen Vereinfachungen Gebrauch, die ihnen die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) zugestehen. Demnach verzichten inzwischen die meisten Institute im Privatkundengeschäft auf die laufende Offenlegung von Bonitätsunterlagen und die turnusmäßige Überprüfung der Sicherheiten, sofern der Kapitaldienst ordnungsgemäß erbracht wird. Im Konsumentenkreditgeschäft aber auch in der Baufinanzierung ist der Verzicht auf Doppelvotierung die am meisten angewandte Erleichterung gemäß MaRisk. (ad)
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