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9. Oktober 2024
Kfz-Wechselsaison: Versicherer schmallippig über Prämien
Kfz-Wechselsaison: Versicherer schmallippig über Prämienentwicklung

Kfz-Wechselsaison: Versicherer schmallippig über Prämien

Durchschnittlich 21% teurer als im Vorjahr ist laut dem Vergleichsportal Verivox aktuell eine Kfz-Versicherung. Wie hoch die Prämienanpassungen der einzelnen Versicherer sein werden, darüber zeigen sich die Unternehmen auf AssCompact Nachfrage jedoch verschwiegen. Was wird die kommende Wechselsaison bringen?

Mit dem Herbst kommt auch die Kfz-Wechselsaison. Doch während die Temperaturen in den nächsten Wochen weiter nach unten gehen werden, müssen Kfz-Versicherungskunden dieses Jahr erneut mit steigenden Prämien rechnen. Und zwar deutlich im zweistelligen Bereich, wie das Vergleichsportal Verivox ausgerechnet hat. So lagen die Preise Ende September laut Verivox 21% über denen zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres.

In der Haftpflichtversicherung sind die Preise im Vergleich zum Vorjahr sogar um ein Viertel geklettert, in der Teilkasko- und Vollkaskoversicherung müssen Kunden durchschnittlich 21% bzw. 20% mehr zahlen. „Die Preissteigerungen im letzten Jahr haben noch nicht ausgereicht, um die Defizite der Kfz-Versicherer zu kompensieren“, kommentiert Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH.

Ersatzteilpreise weiter gestiegen

Tatsächlich müssen die deutschen Kfz-Versicherer wohl auch dieses Jahr mit einem Defizit von rund 2 Mrd. Euro rechnen, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) prognostiziert. Eine immer noch anhaltende hohe Schadeninflation und folglich steigende Schadenkosten belasten die Versicherer und machen es ihnen schwer, wieder auf einen grünen Zweig zu kommen.

So meldete der GDV Anfang der Woche, dass die Preise für Kfz-Ersatzteile in den vergangenen zwölf Monaten erneut deutlich gestiegen sind. „Während die Inflationsrate in Deutschland zuletzt rückläufig war, erhöhen die Autohersteller weiterhin die Preise. Zwischen August 2023 und August 2024 sind die Preise im Schnitt um 6,2% gestiegen“, so GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

In den letzten zehn Jahren sind die Preise für einzelne Ersatzteile teilweise auf das Doppelte geklettert, beispielsweise für Kofferraumklappen. Rückleuchten kosten dieses Jahr 86% mehr als noch im Jahr 2014. Insgesamt erhöhten Autohersteller ihre Ersatzteilpreise im letzten Jahrzehnt durchschnittlich um 75%. Zum Vergleich: Im gleichen Zeitraum stieg der Verbraucherpreis-Index um rund 28%.

Keine Details zu Prämienanpassungen von Versicherern

Das hat selbstverständlich Einfluss auf die Prämien – auch wenn die Unternehmen selbst entscheiden können, wie sie ihre Prämien ausrichten. „Es besteht jedoch ein klarer Zusammenhang zwischen den steigenden Ersatzteilpreisen und den Versicherungsbeiträgen“, stellt Asmussen fest.

Zum Start in die Wechselsaison hat AssCompact bei mehreren führenden deutschen Kfz-Versicherern nachgefragt, wie die Anpassungen in den Unternehmen ausfallen werden. Genaue Aussagen konnte – oder wollte – keines der befragten Unternehmen machen.

Dass es weiter nach oben gehen wird, das bestätigten die meisten befragten Unternehmen jedoch, so beispielsweise die VHV. Die aktuelle Situation mache „Prämienanpassungen im zweistelligen Prozentbereich im Markt notwendig“, bestätigt der Versicherer gegenüber AssCompact.

Auch die Allianz gibt an, dass die notwendigen Beitragsanpassungen in diesem Jahr „tendenziell höher ausfallen als in der Vergangenheit“. Der Schadenaufwand habe sich deutlich erhöht und die Auswirkungen werden sowohl im Neu- wie auch im Bestandsgeschäft zu spüren sein, so die Allianz. Flächendeckende Prämienerhöhungen für alle Kfz-Kunden werde es zwar bei der Allianz nicht geben – im Detail könne sich der Versicherer, auch aus kartellrechtlichen Gründen, aber zu Beitragsänderungen oder Prämiensteigerungen in der Kfz-Versicherung nicht äußern.

Die AXA möchte sich aus kartellrechtlichen Gründen nicht weiter zur Prämienentwicklung äußern. Die Baloise schreibt auf AssCompact Nachfrage, dass der Versicherer „die Entwicklungen am Markt sehr genau beobachten und Entscheidungen gemäß der aktuellen Marktsituation treffen“ werde. Prognosen abgeben oder konkrete Zahlen nennen will man allerdings nicht.

Versicherer setzten digitale Prozesse um, um Kosten zu sparen

Maßnahmen, um Kosten zu sparen und damit Preissteigerungen für die Kunden einzudämmen, gibt es auch. Bei der VHV beispielsweise setzt man auf digitale Tools und automatisierte Prozesse, um dem Kostenanstieg entgegenzuwirken. Auch die AXA setzt „modernste Technologien“ ein, um Kosten zu sparen. Als Beispiel nennt der Versicherer hier seinen Hagelscanner.

Die Preisspirale dreht sich also weiter. Die Versicherer bleiben weiter unter Druck. So das Resümee der VHV: „Die diesjährige Kfz-Saison wird erneut von anspruchsvollen Bedingungen geprägt sein.“ (js)

Bild: © sborisov – stock.adobe.com