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13. September 2023
Kfz-Versicherer sind sich einig: Prämien werden deutlich steigen

Kfz-Versicherer sind sich einig: Prämien werden deutlich steigen

Die Kfz-Wechselsaison steht ins Haus – und die Prämien werden steigen. Da sind sich Versicherer einig. Rasant wachsende Ersatzteilkosten, höhere Löhne in Werkstätten und selbst die medizinische Inflation machen die Erhöhungen notwendig. Wie hoch sie ausfallen werden, das wollen oder können die meisten noch nicht sagen.

Die diesjährige Wechselsaison in der Kfz-Versicherung rückt näher. Und Autofahrer werden sich auf höhere Prämien einstellen müssen. Denn dass die Beiträge durch die Bank steigen werden, das scheint unabwendbar. Das bestätigen mehrere der größten deutschen Kfz-Versicherer auf AssCompact Anfrage.

Mit steigenden Prämien wächst auch die Anzahl der wechselwilligen Kunden. „Der Kfz-Markt regelt sich seit jeher stark über den Preis“, weiß man bei den VHV Versicherungen. „Das erwarten wir auch in diesem Jahr.“ Bei der VHV bereite man sich daher auf eine „dynamische“ Wechselsaison vor.

Prämienanpassungen „durchaus im zweistelligen Bereich“

Bereits im Juli hatte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) gewarnt, dass deutsche Kfz-Versicherer aufgrund der Inflation und gestiegenen Kosten auf Milliardenverluste zusteuern (AssCompact berichtete). Ein Ausgleich über Preissteigerungen ist für die Kfz-Sparte daher unvermeidbar, „weil sonst der wirtschaftliche Betrieb der Kfz-Versicherung auf Dauer gefährdet wäre“, kommentiert die AXA gegenüber AssCompact.

Wie hoch genau die Prämienanpassungen ausfallen werden, können oder wollen die meisten Versicherer zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen. Doch es ist wohl mit einem deutlichen Anstieg zu rechnen. Bei der VHV etwa rechnet man mit notwendigen Prämienanpassungen, die „durchaus im zweistelligen Bereich“ liegen könnten. Die Allianz stimmt man zu: Die Beitragsanpassungen würden in diesem Jahr „tendenziell höher ausfallen als in der Vergangenheit“.

Keine flächendeckenden Anpassungen oder pauschaler Anpassungssatz

Grund dafür ist die Schadeninflation, die wie im vergangenen Jahr wieder deutlich über dem vom Statistischen Bundesamt ermittelten allgemeinen Inflationsniveau liegt und damit die Kfz-Versicherer unter Druck setzt. „Noch nie waren die Schadenaufwendungen so hoch wie aktuell“, kommentiert etwa die Württembergische.

Insbesondere fallen die Beschaffungskosten für Ersatzteile, die um bis zu 80% gestiegen sind, ins Gewicht. Andere Kostentreiber sind die höheren Arbeitslöhne in Werkstätten sowie größere Mietwagenkosten für Ersatzfahrzeuge. Zudem hat auch die medizinische Inflation Einfluss auf künftige Kfz-Prämien, denn im Falle von Personenschäden sind die Kosten aktuell ebenfalls höher, wie die Versicherer angeben.

Flächendeckende Anpassungen oder gar einen pauschalen Anpassungssatz wird es aber nicht trotzdem nicht geben, versichern die Unternehmen. Hier wird stattdessen eine Vielzahl von Faktoren berücksichtigt: Schadenverlauf, Jahreskilometerleistung oder Änderungen im Versicherungsumfang können die Prämien individueller Kunden beeinflussen.

Antriebsart allein kein Kriterium für Prämienanpassung

Die Frage, ob die Antriebsart – also Verbrenner oder Elektrofahrzeug – Einfluss auf die Höhe der Prämienanpassungen hat, verneinen die meisten Versicherer. Die Antriebsart sei für sich genommen kein Kriterium für eine Beitragsanpassung, schreibt etwa die R+V. Stattdessen sei hier eine „Vielzahl unterschiedlicher Kriterien ausschlaggebend, die alle Antriebsarten gleichermaßen, wenn auch Hersteller-spezifisch in unterschiedlicher Höhe, betreffen“.

Berücksichtig wird die Antriebsart bei der Tarifierung allerdings trotzdem. „Bei E-Fahrzeugen beobachten wir im Vergleich zu unserem restlichen Fahrzeug-Portfolio deutlich unterschiedliche Schadenbilder und Entwicklungen des Schadenbedarfs“, so die Allianz. So gibt es bei dem Unternehmen aktuell Nachlässe für Elektrofahrzeuge in Abhängigkeit vom individuellen Risiko, um den Umstieg auf Elektromobilität gezielt zu unterstützen. Dieses Verfahren wird allerdings laufend überprüft, heißt es vonseiten der Allianz.

Änderungen in Regionalklasse für etwa 6 Millionen Autofahrer

Auch die Anpassung der Regionalklassen wird sich auswirken. Für etwa 6 Millionen Autofahrer wird sich eine Änderung ergeben, wie der GDV letzten Monat mitteilte. Während für etwa 3,7 Million Voll- oder Teilkaskoversicherte künftig bessere Einstufungen gelten werden, werden rund 3,3 Millionen höher eingestuft. Grundsätzlich gilt: je besser die Einstufung, desto günstiger wirkt es sich auf den Versicherungsbeitrag aus.

Kunden, die ihre Versicherung zum Jahresende wechseln wollen, müssen diese bis zum 30.11.2023 kündigen. (js)

Bild: © Alicja Wójcik – stock.adobe.com