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2. Mai 2023
Kein EU-weites Provisionsverbot: Stimmen aus der Branche

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Kein EU-weites Provisionsverbot: Stimmen aus der Branche

Kein EU-weites Provisionsverbot: Stimmen aus der Branche

Am vergangenen Donnerstag, 28.04.2023, verkündete die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness, dass es vorerst kein Provisionsverbot in der Finanzberatung geben werde. In der Folge äußerten mehrere Stellen ihre Ansichten zu der Entscheidung. AssCompact hat einige Stimmen zusammengefasst.

Die Entscheidung der EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness auf dem Eurofi Highlevel Seminar in Stockholm am letzten Donnerstag, 28.04.2023, kam etwas überraschend. Erst am Vortag wurde die Entscheidung über ein EU-weites Provisionsverbot in der Finanzberatung auf den 24. Mai verschoben, doch dann stand bereits am Donnerstag fest: Das Provisionsverbot ist vorerst vom Tisch.

Neben dem Bundesverband Finanzdienstleistung AfW, dem Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) und dem Bundesverband Deutscher Versicherungsmakler (BDVM) gab es nach der Entscheidung noch einige weitere Stimmen aus der Branche.

Finanzwende mit starker Kritik

Es dürfte wenig überraschend sein, dass sich vonseiten des Verbraucherschutzes die Akzeptanz der Entscheidung in Grenzen hält. Für Britta Langenberg, Verbraucherschutzexpertin der Bürgerbewegung Finanzwende, ist die EU-Kommission „als Tiger gestartet und als Bettvorleger gelandet. Schon vor der Vorstellung ihrer Pläne knickt sie vor der Finanzlobby ein“, so Langenberg.

Für Kunden im Finanzbereich bedeute dies, dass weiter vor allem verkauft und nicht beraten werde. Provisionen und Interessenkonflikte blieben Alltag, was für Verbraucher eine bittere Botschaft sei. Ihnen würden weiter viel zu teure und ineffiziente Produkte verkauft, die die Altersvorsorge schmälern würden.

McGuinness verteidigt Entscheidung

Im Nachgang verteidigte McGuinness ihre Entscheidung im Interview mit dem Handelsblatt. Auch wenn viele enttäuscht seien, dass es kein Verbot gibt, seien viele Verbraucherschützer zufrieden mit der Richtung, die sie einschlage. Denn ändern müsse sich nach wie vor etwas, der Status quo funktioniere nicht. Doch dass man eine so tief verwurzelte Praxis wie die Provisionsberatung sofort verbieten könne, daran habe sie nie geglaubt. Daher sei der Verzicht auf das Verbot zusammen mit der nun monatelangen Diskussion eine „pragmatische Lösung“, die aber Fortschritt gebracht habe. Denn ihrer Ansicht nach akzeptiere die Branche nun, dass es Veränderungen geben werde.

Von politischer Seite äußerte sich auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), der sich erleichtert über die Entscheidung zeigt, wie mehrere Medien übereinstimmend berichten. Gerade Kunden mit niedrigerem Einkommen hätte es ein Provisionsverbot schwerer gemacht, kostengünstig und niedrigschwellig eine Beratung in Anspruch zu nehmen. Es sei gut, dass Kunden weiterhin die Freiheit haben zu wählen.

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