Und welche Gütesiegel und andere Hilfestellungen nutzen Sie, um den Nachhaltigkeitsanspruch eines Finanzprodukts einschätzen zu können?
Das FNG-Siegel des Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) sowie die mittlerweile mehr als 600 Nachhaltigkeitsprofile für Fonds bieten eine gute Grundlage. Der EcoReporter bewertet seit 1999 eine Vielzahl von nachhaltigen Produkten wie Konten, Fonds, ETFs, Aktien und Direktbeteiligungen sowie öffentliche Portale wie Faire Fonds oder MeinFairMögen sind außerdem gute Recherchemöglichkeiten.
Auch die Einführung der ESG-Abfragepflicht für Versicherungsvermittler im August 2022 wurde lautstark debattiert. Spätestens ab Sommer 2023 gilt sie auch für Finanzanlagenvermittler. Für wie praktikabel halten Sie die Vorgabe für die Beratung?
Jeder Anfang ist mühselig und anstrengend. Als ich vor zwei Jahren das erste Mal von der verpflichtenden Abfrage von Nachhaltigkeitspräferenzen erfuhr, war ich begeistert. Diese Begeisterung hat sich in der Zwischenzeit schnell gelegt, denn die Umsetzung finde ich suboptimal. Es kollidiert massives Unwissen seitens der Kundschaft zum Thema Nachhaltigkeit mit sehr technischen Eingruppierungskriterien. Ohne Grundlagenwissen wird die an Nachhaltigkeit interessierte Kundschaft womöglich alle Präferenzen ankreuzen mit dem Ergebnis, dass kein Produkt zur Auswahl übrig bleibt. Oder schlimmer noch, dass das Produkt nicht zur Risikobereitschaft des Kunden bzw. der Kundin passt. Ich gehe davon aus, dass die aktuellen Erfahrungswerte zu Anpassungen führen werden. Denn nur eine praktikable Umsetzung dient der Sache.
Sie selbst gewannen den Jungmakler Award 2012. Welche Relevanz genießt Nachhaltigkeit heutzutage in der jüngeren Beratergeneration?
In Gesprächen mit jüngeren Kollegen und Kolleginnen ist deutlich zu spüren, dass Nachhaltigkeit kein einfaches Add-on in Beratungsalltag ist, sondern ein zunehmend fester Bestandteil. Bereits im Maklerbetrieb wird auf einen sinnvollen Umgang mit Ressourcen geachtet, Mobilität flexibler umgesetzt und dadurch auch unnötige Kosten eingespart.
Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2023, S. 52 f., und in unserem ePaper.
Bild: © Jennifer Brockerhoff bzw. © Chinnapong – stock.adobe.com
Seite 1 Jennifer Brockerhoff: „Öko-Kitsch muss endlich ein Ende haben“
Seite 2 Die Produkte der Anbieter berücksichtigen Nachhaltigkeitskriterien in unterschiedlicher Intensität. Wie streng darf die nachhaltige Geldanlage denn bei Ihrer Kundschaft sein?
Seite 3 Und welche Gütesiegel und andere Hilfestellungen nutzen Sie, um den Nachhaltigkeitsanspruch eines Finanzprodukts einschätzen zu können?
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können