Herr Dr. Grabmeier, ermöglicht es JDC Versicherern, dass ihre Ausschließlichkeitsvertreter auch Produkte anderer Versicherer verkaufen können. Wie funktioniert das Modell?
Ja! Und nicht nur dies: JDC bietet nicht nur umfassende Lösungen für das Ventilgeschäft von Versicherungs-AOs an, durch die Ausschließlichkeitsvermittler nach Auswahl des Vertriebsressorts sämtliche Produkte im Versicherungsmarkt in einer geschlossenen Handelsvertreterkette beraten und vermitteln können, sondern insbesondere auch die Bestandsübertragung von bestehenden Kundenverträgen für einen 360-Grad Portfolioblick auf sämtliche vorhandenen Verträge von Agenturkunden.
Durch unsere marktführende API-Struktur ist die Datenlieferung direkt in die Agentursysteme der Versicherer möglich. Falls dies nicht gewünscht ist, stellen wir unsere eigenen web- und cloudbasierten Systeme „iCRM“ und „allesmeins“ als White-Label Lösung zur Verfügung. Wir können auch als Service-Plattform des Inhaus-Maklers oder Mehrfachagenten das gesamte Back-Office für Drittversichererverträge übernehmen oder stellen gleich einen auf das Versicherungsunternehmen gelabelten Makler oder Mehrfachagenten in einem Tippgebersystem. Die ursprüngliche Vergütung der übertragenen Verträge folgt mehrheitlich der Dateneinsicht zum nächsten Fälligkeitszeitpunkt, so dass neben dem Kundenvorteil in der Agentur und im Vertriebsressort des Versicherungsunternehmens ein erheblicher Mehrertrag entsteht, ohne dass eine Steigerung des Neugeschäfts erforderlich ist.
Es ist mir wichtig, darauf hinzuweisen, dass dies alles im Rahmen der bestehenden Ausschließlichkeit erfolgen kann, ohne dass AO-Vermittler Mehrfachagenten werden müssen. Die Vorteile der AO bleiben also in vollem Umfang erhalten.
Was sind die Chancen und wo sind die Grenzen?
Für jeden Agenturkunden entsteht der Vorteil, dass er sämtliches Versicherungsgeschäft in der Agentur seines Vertrauens bündeln kann und künftig im Online-Zugang des Versicherers nicht nur im Durchschnitt 1,8 Verträge einsehen kann, sondern erstmals die Übersicht über sämtliche seiner Versicherungsverträge erhält. Über eine gut funktionierende PSD2-Schnittstelle lassen sich die Daten in wenigen Minuten aus dem Konto auslesen und übertragen. Für die Agentur ist damit ein ganz neuer Standard an Beratungsleistung möglich: Deckungslücken werden ebenso einfach sichtbar wie Doppel- oder Dreifachversicherung, und bestehender Versicherungsschutz kann einfach modernisiert und optimiert werden – sowohl durch Haus- als auch Drittversicherer-Produkte. Die Agentur erhält dadurch einen erheblichen Beratungsvorteil, da sie drei bis 12 weitere – durchschnittlich 5,6 – Verträge pro Kunden einsehen kann und dafür mehrheitlich auch Provisionen oder Tippgeber-Vergütungen erhalten kann. Dies führt zu einer Verdrei- bzw. Vervierfachung des Kundenbestandswertes ohne Umdeckungserfordernis oder weiteres Neugeschäft.
Aufgrund der umfassenden Beratung des Kunden wird dem Einbruch eines Konkurrenz-Vermittlers vorgebeugt. Die Grenzen liegen in der Regulatorik: Anders als bei Maklern ist der Einsatz von Vergleichsrechnern beschränkt und bei Nutzung verschiedener Kanäle innerhalb einer Organisation muss es für Kunden stets transparent sein, ob sie es mit dem Versicherungsunternehmen selbst oder mit einem (Inhouse-) Makler zu tun haben, entsprechend sorgsam muss auch mit der Tippgebung und den Datensichten umgegangen werden.
Sehen Sie darin einen Trend in der Branche?
Auf jeden Fall. Die Versicherungsindustrie wird dem Investmentfondsgeschäft folgen, und sämtliche Produkte werden an jedem Point-of-Sale verfügbar, mindestens aber anzeigbar sein, unabhängig vom Vertriebskanal. Kunden werden es nicht mehr akzeptieren, dass sie an verschiedenen Verkaufsstellen nur eine sehr eingeschränkte Datensicht und Produktauswahl erhalten und sämtliches Versicherungsgeschäft bei dem Berater des Vertrauens konzentrieren, der sie umfassend beservicen und beraten kann. Hier können Ausschließlichkeitsorganisationen den Maklern und Banken das Feld überlassen, müssen es aber nicht tun. Mit der JDC-Plattform ist eine marktfähige Lösung längst vorhanden, die bereits fünf der zehn führenden Versicherungsunternehmen in Einsatz bringen werden.
Welche Erfahrungen hat Ihr Haus mittlerweile dabei gesammelt?
Es laufen bereits Projekte für den Einsatz der JDC-Plattform mit zwölf Versicherungsunternehmen, die JDC für ihre Ausschließlichkeit oder ihren Bankenkanal nutzen oder nutzen werden. Auch bei den Banken übrigens in allen Konstellationen als Ventil, Mehrfachagenten- oder Maklermodell. Die ersten Ergebnisse sind äußerst vielversprechend. Es entsteht eine Win-Win-Win-Win-Situation zwischen Kunden, Agentur, Versicherungsunternehmen und JDC-Plattform. Die Kundenzahl aus unseren Kooperationen mit Versicherungsgesellschaften ist daher bereits sechsstellig und das Potential ist weiter überragend groß.
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Bild: Dr. Sebastian Grabmeier, JDC-Vorstandsvorsitzender © JDC