Was ist überhaupt eine nachhaltige Geldanlage?
Norman Wirth, Vorstand des Bundesverbands Finanzdienstleistung AfW, einer der Trägerverbände des DIVA, sieht an dieser Stelle Politik und Finanzwirtschaft gleichermaßen gefordert. Es sei noch nicht einmal geklärt, was eine nachhaltige Geldanlage überhaupt sein solle. Daher brauche man nachvollziehbare Kriterien, die von der Politik kommen müssten. Dass die Energiegewinnung durch Atomkraft und fossiles Erdgas als nachhaltige Übergangstechnologie einbezogen wird, sorge für ihn ebenfalls für Unverständnis. Laut Wirth seien die regulatorischen Vorgaben der Politik „nahezu unverständlich, viel zu kompliziert und komplex“. Das müsse sich ändern, um mehr Akzeptanz bei den Vermittlern und ihren Kunden für das Thema zu generieren.
Ansprache und Aufklärung
Für Heuser ist ein weiterer entscheidender Grund für die bisherige Zurückhaltung der Anleger die fehlenden Kenntnisse. Nachhaltigkeit spiele in vielen wichtigen Lebensbereichen wie Mobilität, Energie oder Ernährung inzwischen eine größere Rolle als bei der Geldanlage. Das mangelnde Interesse könne also nicht aus fehlender Einsicht resultieren. Der DIVA-Direktor schließe aus der Umfrage, dass viele die Möglichkeiten und Relevanz nachhaltiger Geldanlage gar nicht kennen würden.
Wirth bestätigt dies mit Blick auf die Beratungspraxis der Mitglieder seines Verbandes: „Investiert ein Kunde am Ende in einen nachhaltig ausgerichteten Fonds, ist es in neun von zehn Fällen der Berater, der den Kunden auf diese Möglichkeit angesprochen hat. Will die Politik bei diesem Thema vorankommen, sollte sie auf die Stärkung der Berater setzen. Sie sind im Grunde ihre Verbündeten.“ An dieser Stelle äußert Wirth auch seine klare Position zum aktuell in der Diskussion befindlichen Provisionsverbot für Anlageprodukte (AssCompact berichtete: Die Debatte um ein Provisionsverbot ist zurück). Diese sei „vor diesem Hintergrund kontraproduktiv“.
Über die Umfrage
Die Umfrageergebnisse basieren auf einer Sonderbefragung des DIVA im Rahmen des halbjährlich ermittelten Deutschen Geldanlage-Index (DIVAX-GA). Rund 2.000 Bürgerinnen und Bürger in Deutschland gaben Auskunft über ihre Ansichten zum Thema Nachhaltigkeit bei der Geldanlage. Die Studie wurde im Auftrag des DIVA von INSA-CONSULERE durchgeführt. Die Ergebnisse sind auf der Website des DIVA zu finden. (mki)
Bild: © lovelyday12 – stock.adobe.com
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