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4. Februar 2024
Helvetia: „Wir sind da, wenn es darauf ankommt“

Helvetia: „Wir sind da, wenn es darauf ankommt“

Helvetia will schnellen und preiswerten Service in hoher Qualität bieten. Bei allen Maßnahmen und Entscheidungen will der Versicherer Kunden, Vertriebspartner und Mitarbeitende in den Mittelpunkt stellen. Das gilt bei der Digitalisierung, dem Einsatz von KI sowie bei den Themen Nachhaltigkeit und Diversität.

Interview mit Volker Steck, CEO der Helvetia Versicherungen Deutschland
Herr Steck, können Sie anfangs schon etwas zum Geschäftsverlauf 2023 sagen?

Wir sind im vergangenen Jahr gemessen am Geschäftsvolumen erneut stark gewachsen. Gleichzeitig haben wir die Weichen für eine nachhaltig erfolgreiche Zukunft gestellt, indem wir auf Profitabilität achten und ein transparenter sowie verlässlicher Partner sind.

In Komposit konnten wir Prämieneinnahmen und Produktion deutlich steigern. Auch in Leben sind wir angesichts sprunghaft gestiegener Zinsen und veränderter Liquidität des Marktumfelds mit der Geschäftsentwicklung zufrieden. Unsere vermögensorientierte Produktstrategie hilft uns, Marktumbrüche mitzugehen. In Komposit waren die Schadenereignisse vielschichtig und umfangreicher als zuvor. Die Gründe lagen in gestiegenen Aufwänden für Elementar- und Großschäden, zum Beispiel durch Feuer, Schadeninflation und schlechtere Rückversicherungskonditionen. Leider handelt es sich dabei wohl nicht um Einmaleffekte.

In diesem Fall lernen wir gerne von unseren Schweizer Kollegen. Jeder Kundentermin beinhaltet dort neben der Risikoanalyse gemeinsame Überlegungen zur Risikoreduktion, um das Risiko zu decken, das der Kunde nicht selbst tragen kann.

Was erwarten Sie konkret für 2024?

Die wirtschaftliche und demografische Entwicklung sowie regulatorische Anforderungen werden sich auf das Vorsorgeverhalten von Privatkunden und die Investitionsbereitschaft von Unternehmen auswirken. Die Welt ist derzeit geprägt von geopolitischen Risiken, zum Beispiel Angriffe auf Handelsschiffe, Kriegen sowie Naturkatastrophen einerseits und neuen Technologien andererseits. All das in eine Prognose zu packen, scheint mir zu gewagt.

Wir wollen flexibel bleiben, indem wir vor allem unsere Mitarbeitenden stetig fördern und so zu unserem USP entwickeln. Denn die aktuellen Herausforderungen erfordern eine kontinuierliche Anpassung, um erfolgreich zu bleiben. Für uns kommt es auch 2024 darauf an, unsere Kunden in den Mittelpunkt zu stellen. Wir sind nicht nur ein Versicherungsunternehmen, sondern vor allem auch Partner unserer Kunden, der in guten und schlechten Zeiten an ihrer Seite steht. Gemäß unserem Leitmotiv „Wir sind da, wenn es darauf ankommt“. Wir wollen viel und vor allem das Richtige tun. Wir setzen neue Technologien sinnvoll ein, um Komplexität zu reduzieren und Synergien zu nutzen.

Weitere Ziele sind Wachstums- und Profitsteigerung durch bedarfsorientierte Produkte, optimierte Portfoliosteuerung sowie eine geringere Schadenquote unter anderem durch die Minimierung von Kumulrisiken. Aufgrund der sich absehbar stabilisierenden Zinsen sind wir für die Geschäftsentwicklung unserer fondsgebundenen Lebensversicherung positiv gestimmt. Wir sind überzeugt, dass private Altersvorsorge unverzichtbar ist.

Ein Fortschreiben der Digitalisierung steht vermutlich auch bei Helvetia auf der Agenda. Welche Projekte liegen hier im Fokus?

Die Digitalisierung bringt große Chancen und die Notwendigkeit zum Handeln mit sich. Unsere Aufgabe ist, relevante Chancen zu erkennen und in der richtigen Dosierung einzusetzen. Wir denken Digitalisierung von unseren Kunden und Mitarbeitenden aus. Im Fokus steht der Kundennutzen. Wir wollen schnellen sowie preiswerten Service in hoher Qualität bieten und so Kundenbedürfnisse bestmöglich erfüllen. Die Herausforderung bei der Umstellung auf neue Technologien ist die Adaption der Prozesse und der Organisation. Wir arbeiten kontinuierlich daran und passen uns umsichtig und zielgerichtet an.

Wird KI das Thema des Jahres?

KI ist sicher eines der prägenden Themen. Als Schlüsseltechnologie hat sie gesellschaftliche und wirtschaftliche Auswirkungen. Durch sie können wir Kunden und Vertriebspartner mit smarten Lösungen unterstützen. Sie ermöglicht schnellere und einfachere Schadenregulierung, effektive Betrugsbekämpfung, Datenstrukturierung und Risikobewertung, automatisierte Dokumentenverarbeitung sowie persönliche Beratung rund um die Uhr. Neue Kommunikationsstandards und veränderte Prozesse sind Voraussetzungen für die Zukunftsfähigkeit. Den Vorteilen automatisierter Prozesse und KI-basierter Chatbots stehen Herausforderungen beim Datenschutz gegenüber. Wir prüfen, ob und wie uns KI in den vorhandenen Prozessen unterstützt oder hilft, Prozesse neu zu organisieren.

Der KI-Einsatz verspricht mehr Effizienz, ist er auch eine Teillösung für den Fachkräftemangel?

Für uns ist wichtig, die Symbiose zwischen Menschen und Maschine zu fördern. Die Technologie soll eine wertvolle Hilfe sein und uns an den richtigen Stellen entlasten. Durch den Einsatz von KI können unsere Mitarbeitenden und Vertriebspartner ihre Arbeit effizienter gestalten und Kunden besseren Service bieten. Wenn KI erforderliche Daten in Schadenfällen erkennen und verifizieren kann, spart dies Zeit. Wenn sie auf Kundenanfragen adäquat reagieren und sofort den passenden Service anbieten kann, werden Mitarbeitende entlastet. Die frei gewordenen Ressourcen können zur Steigerung der Kunden­zufriedenheit eingesetzt werden. Dafür investieren wir in die Schulung unserer Mitarbeitenden und Vertriebspartner und stellen ihnen die Technologie zur Verfügung, die sie unterstützt und Mehrwert schafft.

Mir ist wichtig, unsere Vertriebspartner und Mitarbeitenden aktiv mitzunehmen, sie zu ermutigen und zu befähigen, mit KI neue Wege zu gehen. Nur so können wir sicherstellen, dass unsere Kunden von der digitalen Transformation profitieren.

Was haben die Kunden und Vertriebspartner direkt von der Entwicklung? Helvetia scheint auch schon ein KI-Beratungstool einzusetzen.

Wir werden flexibler, schneller, erhöhen die Qualität und sparen darüber hinaus Ressourcen. Damit schaffen wir mehr Zeit für Beratung, Betreuung und Service. Unsere Mitarbeitenden unterstützen persönlich, wo es unsere Vertriebspartner und Kunden schätzen. Helvetia Schweiz setzt den Chatbot Clara als einer der ersten Versicherer im direkten Kundenkontakt ein, um Versicherungs- und Vorsorgefragen zu beantworten. Clara nutzt ChatGPT sowie Helvetia-Informationen und wird laufend weiterentwickelt.

Neben der digitalen Transformation stehen die Versicherer auch vor der Herausforderung, ihr Unternehmen nachhaltig und divers aufzustellen. Kommen Sie da auch an Ihre Grenzen?

Wir engagieren uns für eine nachhaltige Zukunft, zum Beispiel Schutzwälder, Moore, soziale Projekte und den verantwortungsvollen Ressourcenumgang. Unsere Versicherungslösungen fördern Nachhaltigkeit, beispielsweise durch Summenerhöhungen im Schadenfall. Ohne unsere Mitarbeitenden wären wir nicht da, wo wir heute sind. Unsere Unternehmenskultur fördert Vielfalt, Vertrauen und Wertschätzung. Mit Unterzeichnung der Charta für Vielfalt haben wir uns klar positioniert. Wir schaffen die Voraussetzungen für ein vertrauensvolles Arbeits- und Entwicklungsumfeld. Es freut mich, dass wir zum dritten Mal in Folge als „Top Employer“ ausgezeichnet wurden.

Wie sieht es auf Produkt- und Spartenseite aus? Welche Entwicklungen stehen hier im Fokus?

Wir sind ein guter Partner für private und Firmenkunden. Unsere Komposit- und Lebenprodukte werden ständig weiterentwickelt. KMU als wichtige Zielgruppe bieten wir maßgeschneiderte Zielgruppenprodukte mit einfachen Verkaufsprozessen. Hier haben wir zum Beispiel aktuell für Autohäuser eine Auto-Abo-Versicherung entwickelt. Unsere Vertriebspartner unterstützen wir bei Risikobewertung und Angebotserstellung. Im Bereich Leben haben wir unsere Biometrieprodukte optimiert. Darüber hinaus setzen wir auf die Flexibilität unserer Altersvorsorgeprodukte in der Anspar- und Verfügungsphase. Wichtigster Faktor sind jedoch unsere Mitarbeitenden, die da sind, wenn es darauf ankommt. Und genau in diese investieren wir.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 02/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Volker Steck, Helvetia

 
Ein Interview mit
Volker Steck