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Hausrat & Wohngebäude
7. Februar 2018
Gut versichert im smarten Zuhause – Ein Markt mit enormem Potenzial
smart screen with smart home and modern living room

Gut versichert im smarten Zuhause – Ein Markt mit enormem Potenzial

Ein Wasserschaden im Keller und die Bewohner sind im Urlaub? Für diesen Fall gibt es Smart-Home-Anwendungen, die bei Gefahr über mögliche Schäden informieren, bevor sie ein größeres Ausmaß annehmen. Lösungsanbietern und Versicherern eröffnen sich im Markt mit dem smarten Zuhause neue, gemeinsame Geschäftsmodelle. Eine der größten Herausforderungen: Datenschutz und Datensicherheit, gibt Henri Vandré, Leiter Smart Home bei der Telekom Deutschland GmbH, zu bedenken.

Die Digitalisierung hat in den letzten Jahren zahlreiche Trends hervorgebracht, viele Technologien haben sich durchgesetzt. Dazu gehört auch Smart Home. Die Möglichkeit, Geräte im eigenen Zuhause remote per App oder Sprachbefehl zu steuern, gilt bei vielen Beobachtern als nächstes Marktwunder. So prognostiziert Splendid Research ein potenzielles Marktvolumen von 22,2 Mrd. Euro. Laut Bitkom wollen 44% der Deutschen in den nächsten zwölf Monaten eine Smart-Home-Anwendung anschaffen. Hauptantrieb für die bestehenden Nutzer: mehr Sicherheit in den eigenen vier Wänden.

Schaden vermeiden mit Smart Home

Sicherheit hat viele Facetten, zum Beispiel den Schutz vor Einbrechern. Zusätzlich zu mechanischen Sicherungen, wie einbruchhemmenden Türen und Fenstern, kann eine Smart-Home-Lösung das Sicherheitsgefühl der Bewohner verbessern und helfen, Schaden abzuwenden. So sind Bewegungsmelder an Eingangs- und Kellertüren bereits weitverbreitet. Einen Schritt weiter gehen Kameras, die Außen- und Innenraum im Auge behalten. Ihre Sensoren registrieren Bewegungen und senden automatisch Bilder der Lage vor Ort auf das Smartphone des Nutzers. Dieser kann im Falle eines Einbruchs die entsprechenden Maßnahmen einleiten – auch wenn er gerade unterwegs ist.

Höhere Sicherheit bedeutet zudem Schutz vor Gefahren wie Feuer und Wasser. Denn selbst dem aufmerksamen Nachbarn kann entgehen, dass austretendes Leitungswasser gerade den Keller unter Wasser setzt. Vernetzte Wassermelder, die einen Alarm als Push-Nachricht weiterleiten, können hier Abhilfe schaffen. Der Bewohner informiert unverzüglich eine Vertrauensperson mit Schlüssel und lotst Handwerker in die Räume. Ähnlich zeigt sich die Lage bei Bränden: Auch vernetzte Rauchmelder warnen den abwesenden Besitzer, bevor Schlimmeres passiert.

Kooperationsmodell Smart-Home-Versicherung

Doch welchen Nutzen hat das alles, wenn der Anwender nicht auf die Alarmmeldung auf seinem Smartphone reagiert? Als Antwort halten viele Versicherungen ein Notfallmanagement in unterschiedlichen Geschäftsmodellen bereit. Die ERGO Versicherung beispielsweise bietet in Kooperation mit der Deutschen Telekom Magenta SmartHome-Kunden den ERGO Smart Home Schutzbrief an. Damit empfängt der Notfallservice der Versicherung zeitgleich mit dem Nutzer die Alarme der Heimautomations­lösung und leitet gegebenenfalls entsprechende Maßnahmen ein. Reagiert der Kunde nicht innerhalb einer festgelegten kurzen Zeitspanne, übernimmt die ERGO: Bei Rauchmeldung wird direkt die Feuerwehr alarmiert.

Bei Wasser- und Einbruchsalarmen versucht die Versicherung zuerst, nach einem mehrstufigen Ablaufplan den Nutzer zu erreichen. Falls dieses Vorgehen nicht greift, wird dem Sicherheitsdienst oder Handwerkern über eine Schlüsselkontaktperson Zutritt zu den Räumen verschafft. Sieht der Nutzer die Alarme selbst, ruft er per Call-Now-Button direkt aus der App den Notfallservice an, um die nächsten Schritte abzustimmen.

Chancen der Digitalisierung

Von Kooperationen zwischen Versicherungen und Smart-Home-Anbietern profitieren alle Parteien: Der Smart-Home-Anbieter deckt berechtigte Sorgen seiner Kunden ab. Die Versicherung profitiert von der Prävention und der damit höheren Wahrscheinlichkeit einer Schadenvermeidung bzw. -begrenzung im Haushalt des Versicherten. Darüber hinaus eröffnen sich den Versicherern Möglichkeiten für neue Produkte und Tarife inklusive individueller Prämienkalkulationen, mit denen sie sich im Wettbewerb um den Kunden differenzieren.

Anspruch an Datenschutz und Datensicherheit

Adresse, Kontonummer und Bewegungsprofile – der Schutz sensibler Kundendaten stellt Versicherer und Lösungsanbieter vor eine gemeinsame Herausforderung. Mehr als die Hälfte der Smart-Home-Nutzer sorgt sich laut Splendid um ihre Privatsphäre, nahezu 40% fürchten sich vor Hackerangriffen. Eine weitere kritische Zahl hat das Marktforschungsunternehmen GfK für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. herausgefunden: Nur 14% der Befragten sind bereit, Nutzerdaten von Smart-Home-Systemen an die Hausrat- oder Wohngebäudeversicherung weiterzugeben – obwohl fast die Hälfte Interesse an smarten Angeboten durch Versicherungen bekundet. Für Anbieter und Versicherer ist es daher entscheidend, das Vertrauen der Kunden durch datensichere Angebote zu gewinnen.

Datenintensiven Branchen wie der Versicherungswirtschaft ist die Herausforderung durch zunehmende Vernetzung aller Lebensbereiche bekannt: Interessiert daran, ihre Position als Träger auch digitaler Risiken auszubauen, sind sie Vorreiter, was Datenhoheit und die Nutzung sicherer Big-Data-Anwendungen betrifft. Vor den Kunden müssen sie Überzeugungsarbeit leisten, um beispielsweise individuelle Prämienkalkulationen auf Basis persönlicher Daten anbieten zu können. Parallel dazu müssen die Anbieter nachweisen, dass sie die Cyberrisiken im Smart Home ihrer Kunden nachhaltig minimieren.

Gemeinsames Ziel: Datensicherheit systematisieren

Die Telekom lässt aus diesem Grund seit 2014 vom unabhängigen Testinstitut AV-Test überprüfen, ob ihre Smart-Home-Plattform QIVICON sowie ihre Magenta SmartHome-App gegen Manipulationen durch Externe geschützt sind und eine sichere Kommunikation gewährleisten. Bereits zum vierten Mal in Folge hat sie das Urteil „sehr guter Schutz“ erhalten. Basis für diese Auszeichnung ist ein mehrstufiges Sicherheitskonzept über alle Komponenten der Lösung hinweg: In umfangreichen Sicherheits-Audits wird das System durch gezielte Angriffsszenarien überprüft. „So wenig wie nötig, so sicher wie möglich“: Nach diesem Grundsatz speichert das Telekommunikationsunternehmen die erforderlichen persönlichen Daten der Magenta SmartHome-Nutzer auf eigenen zertifizierten Hochsicherheitsservern. Diese stehen ausschließlich in Deutschland – wo besonders strenge Datenschutzstandards gelten. Nicht zuletzt kommunizieren die Geräte mit starken Algorithmen verschlüsselt über Funkstandards mit modernsten Sicherheitsfunktionen.

Als IT- und Telekommunikationsanbieter hat die Telekom ein immanentes Interesse am nachhaltigen Schutz der Daten von Kunden und Partnern. Sie unterstützt daher die Einführung des nationalen „Trusted IoT-Siegels“ durch das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI). Es bringt Verbrauchern die Gewissheit, dass ihre vernetzten Geräte von neutraler Seite definierten Standards genügen, und trägt so dazu bei, die Bedenken gegenüber einem smarten Zuhause sukzessive abzubauen.

Den Artikel lesen Sie auch in AssCompact 02/2018, Seite 38 f.
 
Ein Artikel von
Henri Vandré