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12. Dezember 2020
Grüne Altersvorsorge ist mittlerweile aus der Nische raus

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Grüne Altersvorsorge ist mittlerweile aus der Nische raus

Die Bundesregierung arbeitet an einer „Sustainable-Finance-Strategie“. Herr Dr. Bader, Sie vertreten dort die Versicherungswirtschaft. Was genau passiert da?

GB: Ziel der Sustainable-Finance-Strategie der Bundesregierung ist es, mit möglichst konkreten Maßnahmen die Kräfte der Finanzmärkte optimal für den Transformationsprozess hin zu nachhaltigem Wirtschaften zu nutzen. Dabei ist zu bedenken, dass die vorgeschlagenen Maßnahmen in einen gesamteuropäischen Regulierungsrahmen passen müssen. Zentral sind dabei die vorgeschlagenen umfassenden Offenlegungspflichten für die Real- wie für die Finanzwirtschaft. Sie werden ab März 2021 gelten. Nur ein informierter Investor kann auch Entscheidungen treffen, die seinen Vorstellungen nachhaltigen Investierens entsprechen.

Zudem will auch ein EU-Akionsplan ein nachhaltiges Finanzwesen schaffen. Versicherer müssen dann ihre Kapitalanlagen entsprechend steuern. Wie geht Ihr Haus damit um?

RB: Zusätzliche Regulierungsvorhaben sind eine herausfordernde Aufgabe, der wir uns immer stellen. Wir sehen darin aber auch eine Chance, um eine wachsende Kundengruppe zu erschließen und gleichzeitig einen Beitrag zum Erhalt unseres Planeten zu leisten. Wir sollten jedoch auch an den Nutzen für die Kunden denken. Nur eine weitere Flut von Papieren überfordert und bringt nicht immer die gewünschten Ergebnisse. Wir halten einen ganzheitlichen Ansatz für sinnvoll, das heißt das Thema aufseiten der Anbieter, der Vermittler und der Kunden präsenter werden zu lassen.

Werden dann nicht alle Tarife automatisch nachhaltig?

RB: Einen Automatismus gibt es hier nicht. Es wird auch weiterhin „konventionelle“ Tarife geben und innerhalb der nachhaltigen Produkte wird es auch Abstufungen geben. Die Entscheidung, ob Kunden ihre Altersvorsorge nach Kriterien der Nachhaltigkeit gestalten möchten, liegt schließlich bei ihnen.

Verbunden ist die Entwicklung auch mit neuen Verpflichtungen in der Beratung. Vermittler müssen über Nachhaltigkeitsaspekte informieren. Wie soll das aussehen?

RB: Ganz konkret werden Vermittler in Zukunft verpflichtet, bei ihren Kunden ausdrücklich deren Nachhaltigkeitspräferenzen abzufragen. Zusätzlich müssen Vermittler mit mindestens drei Mitarbeitern inklusive des Inhabers ihre Beratungsstrategie zum Thema Nachhaltigkeit veröffentlichen.