Resilienz, also die Anpassung an ein Ereignis bzw. die verbesserte Wiederherstellung eines Gegenstandes, liegt derzeit schwer im Trend, insbesondere vor dem Hintergrund der beobachtbaren klimatischen Veränderungen. Dies trifft auch auf die deutschen Versicherer zu. Denn der Klimawandel ist in vollem Gange und die Auswirkungen auf die Versicherungswirtschaft sind deutlich zu spüren. Das zeigten zuletzt die katastrophalen Hochwasserereignisse des Jahres 2024, die die versicherten Schadensummen in der Jahresbilanz kräftig nach oben treiben werden.
Vor diesem Hintergrund soll bei Wiederaufbau und Reparatur beschädigter Häuser künftig ihre Widerstandsfähigkeit eine größere Bedeutung einnehmen. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) spricht dabei von einer sog. „Klima-Resilienz“.
Erneuter Schaden soll möglichst vermieden werden
Konkret haben die deutschen Versicherer einen Leitfaden veröffentlicht, mit dem die Versicherer Wohngebäude nach dem sog. „Build Back Better“-Prinzip wiederherrichten können, um sie widerstandsfähiger gegenüber Extremwetterereignissen zu machen. „Wir müssen den Gebäudebestand besser vor den Folgen des Klimawandels schützen. Denn die Gefahr extremer Wetterereignisse in Deutschland nimmt zu“, sagt Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV.
Der Leitfaden könne dabei helfen, künftige Schäden möglichst zu verhindern oder zu begrenzen, so Käfer-Rohrbach weiter. Auf insgesamt 26 Seiten gibt der GDV Hinweise auf zusätzliche Maßnahmen, die über das Neuwertversprechen hinaus gehen, und zwar bei den Risiken Hagel, Überschwemmung, Sturm, Blitz, Überspannung und Schneedruck. Die aufgelisteten Maßnahmen können sich beim Wiederaufbau der Immobilie nach einem Versicherungsfall eignen, einen erneuten Schaden durch eine Naturgefahr zu verringern oder möglichst zu verhindern.
Eine wichtige Rolle spielen dabei widerstandsfähigere Baustoffe oder -teile wie beispielsweise wasserdichte Fenster und Türen zum Schutz vor Hochwasser. Auch bauliche Veränderungen, etwa Aufkantungen an Treppenabgängen, zählen zu den geeigneten Schutzmaßnahmen. Diese müssten auch nicht immer mehr kosten als ein herkömmlicher Wiederaufbau, heißt es dazu vom GDV. Die deutschen Versicherer forcieren damit ihre Überzeugung, dass sich langfristig Prävention immer auszahle. Das gelte gerade für klimawandelbeeinflusste Schäden.
GDV setzt auf Angebotserweiterung bei nachhaltigen Policen
Die Nutzung des Leitfadens ist für die Mitgliedsunternehmen freiwillig. Der GDV hofft nun, dass sich mit der neuen Orientierungshilfe das Angebot an nachhaltigen Versicherungsprodukten vergrößert. „In der Praxis könnte es künftig Wohngebäude-Policen geben, bei denen der klimaresilientere Wiederaufbau fest vereinbart wird“, so Käfer-Rohrbach. Zudem könnte die Widerstandsfähigkeit der Gebäude gegenüber Unwetterrisken als Tarifmerkmal eine größere Rolle spielen: „Besser geschützte Häuser könnten in Zukunft mit einem differenzierteren Beitragsnachlass belohnt werden“, so Käfer-Rohrbach. (as)
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