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16. Mai 2024
Für wen eine Dread-Disease-Versicherung von Vorteil sein kann

Für wen eine Dread-Disease-Versicherung von Vorteil sein kann

In der Arbeitskraftabsicherung spielt die Dread-Disease-Versicherung eine eher untergeordnete Rolle. Dennoch gehört sie in eine Beratung zur Arbeitskraftabsicherung. Für bestimmte Personenkreise kann sie zudem durchaus vorteilhaft sein, wie die Maklerin Nadine Romming im Interview erläutert.

Interview mit Nadine Romming, Gesellschafterin der VERMAS Versicherungsmakler Service GmbH sowie Dozentin unter anderem bei der Deutsche Makler Akademie
Frau Romming, was ist die Dread-Disease-Versicherung für Sie: eine Notlösung, ein Ersatz oder eine sinnvolle Ergänzung in der Arbeitskraftabsicherung?

Die Arbeitskraftabsicherung besteht innerhalb unserer Beratung nicht nur aus einem Produkt. Meist ist es der Zusammenhang von Kundenbedarf und Absicherungsmöglichkeit, die uns nicht immer, aber immer wieder auch die Dread-Disease-Versicherung als geeignetes Ab­sicherungsprodukt erkennen lässt. Vor allem auch in der Absicherung von wichtigen Mitarbeitern für Firmen oder bei der gegenseitigen Gesellschafterabsicherung wird neben der Risikolebensversicherung auch die Dread-Disease-­Versicherung als Absicherungsvariante gerne genommen.

In der Maklerschaft ist sie umstritten. Können Sie das nachvollziehen?

Die Gründe, warum die Dread-Disease-Versicherung in der Maklerbranche umstritten ist, sind vielfältig. Häufig werden zu hohe Prämien im Vergleich zu anderen Produkten, Einschränkungen und Ausschlüsse in den Leistungen oder die Komplexität des Versicherungsprodukts kritisiert.

Bei den Einschränkungen und Ausschlüssen kann ich es etwas nachvollziehen. Dadurch, dass nicht alle Krankheiten und Erkrankungen abgedeckt sind, kann es oft zu Missverständnissen bei Kunden und Maklern kommen. Wenn dann ein Kunde merkt, dass eine Erkrankung, die er selbst für sehr wichtig erachtet, nicht versichert ist, führt dies bei fehlender vorheriger Aufklärung oft zu Unklarheiten und schlussendlich zu einem Mangel an Vertrauen gegenüber dem Vermittler. Um diesen Punkt zu umgehen, müssen Vermittler wissen, dass eine Dread-Disease-Versicherung häufig erklärungsbedürftiger ist als andere Themen der Arbeitskraftabsicherung.

Des Weiteren verstehe ich ebenso die Kritik an der Komplexität der Versicherungsprodukte. Denn nicht nur die versicherten Krankheiten müssen erklärt werden, sondern teilweise auch die Konditionen des Vertrags während der Laufzeit. Neben den unterschiedlichen Möglichkeiten von Überschussbeteiligungen, Nachversicherungsgarantien und zusätzlichen Einschlüssen sind Produkte auf Fondsbasis ebenso erklärungsbedürftiger, da hier zum Beispiel ab dem fünften Versicherungsjahr Beiträge oder Leistungen je nach Fondsrendite angepasst werden müssen. Auch das muss vor Vertragsabschluss, aber auch während der Laufzeit dem Kunden öfters erläutert werden.

Wann und wem empfehlen Sie dann den Abschluss?

Die Empfehlung einer Dread-Disease-Versicherung kommt bei mir zum einen in der allgemeinen Beratung zur privaten Arbeitskraftabsicherung zur Sprache.

Bei Familien kann es beispielsweise wichtig sein, nicht nur im Falle der Berufsunfähigkeit, sondern auch bei einer schweren Erkrankung zwischenzeitlich zusätzlich angefallene Kosten für zum Beispiel die Kinderbetreuung oder eine Haushaltshilfe abfangen zu können. Diese Kosten fallen auch an, wenn die schwere Krankheit schlussendlich nicht zu einer Berufsunfähigkeit führt. Außerdem sind bei der Absicherung von Eltern in einigen Tarifen auch automatisch die Kinder bis zu einer gewissen Ver­sicherungssumme mitversichert.

Außer für Familien kann die Versicherung auch für handwerklich Berufstätige infrage kommen, für die eine Berufsunfähigkeitsabsicherung aufgrund der Höhe des Beitrags nicht finanzierbar ist. Unter den versicherbaren Berufen spielt es keine Rolle, ob die versicherte Person in einem kaufmännischen oder handwerklichen Beruf tätig ist.

Abgesehen von der privaten Ab­sicherung der Arbeitskraft wird die Dread-Disease-Ver­sicherung von mir zum anderen auch häufig bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern angeboten. Im Rahmen der betrieblichen Arbeitskraftabsicherung werden entweder Schlüsselkräfte abgesichert, oder Gesellschafter sichern sich gegenseitig für den Fall einer schweren Krankheit ab.

Welche Leistungen sind für Sie besonders wichtig?

Besonders wichtig ist mir in diesem Fall natürlich die Hauptleistung: die Kapitalauszahlung. Hierbei steht nach einem kurzen Zeitraum Geld zur Verfügung, das für zusätzlich anfallende Kosten ausgegeben werden kann. Dazu können neben den schon genannten zum Beispiel auch Transportkosten für Arztbesuche oder Behandlungen, Unterkunftskosten für Patienten und ihre Familienmitglieder während längerer Krankenhausaufenthalte oder Behandlungen außerhalb des Wohnorts sowie Verpflegungskosten zählen.

Das Angebot ist nicht besonders groß. Ähneln sich die Angebote?

Die Angebote für Dread-Disease-Versicherungen können sich in gewisser Weise ähneln, da sie in der Regel eine ähnliche Art von Schutz bieten – eine einmalige Auszahlung im Falle der Diagnose einer schweren Krankheit oder Erkrankung. Allerdings variieren die Angebote schon alleine bei der Definition der schweren Krankheiten und auch bei den Arten der schweren Erkrankungen. Neben der Hauptleistung sind die Angebote auch noch in den Zusatzver­sicherungen unterschiedlich. Bei vielen können noch weitere Deckungen wie BU-Schutz, Leistungen bei Pflegebedürftigkeit, erhöhte Todesfallleistungen oder auch eine Multi-Pay-Option eingeschlossen werden.

Wir hören viel über die Leistungsregulierung in der BU-Versicherung. Welche Erfahrungen machen Sie in Dread Disease?

Auch hier wird wie in der BU-Versicherung zunächst auf vorvertragliche Anzeigepflichtverletzungen geprüft. Daher ist es wie auch bei der Berufsunfähigkeits­ver­sicherung notwendig, im Antragsprozess sauber die Gesundheitshistorie aufzuarbeiten und eventuelle Risikovoranfragen durchzuführen. Weniger kommt es hierbei zu Streitigkeiten im Falle einer schweren Krankheit. Während bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung sich über den Zustand der Berufsun­fähigkeit gestritten wird, sind bei der Dread-Disease-Versicherung die Krankheiten klar definiert. Dennoch gibt es auch hier immer wieder entsprechende Unstimmigkeiten.

Spielt für Sie in der Auszahlung die Steuerfreiheit eine Rolle?

Ja, dies spielt bei Privatkunden eine Rolle. Bei Gewerbetreibenden bzw. juristischen Personen ist die Auszahlung allerdings eine Betriebseinnahme und muss entsprechend steuerlich behandelt werden.

Der Hauptgrund für eine Berufsunfähigkeit findet sich heute vor allem in psychischen Erkrankungen. An der Stelle hilft dann doch nur eine BU-Versicherung?

Ja. Psychische Erkrankungen sind im Bereich der Dread-Disease-Versicherung ohne Zusatzbausteine nicht inbegriffen. Hier hilft bei längerer Erkrankung nur eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsabsicherung.

Wie stehen Sie zur Erwerbsunfähigkeitsversicherung?

Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist ein notwendiges Alternativprodukt in der Arbeitskraft­absicherung für den, dem eine Berufsunfähigkeitsversicherung zu teuer ist oder der sie aufgrund seines Gesundheitszustands nicht mehr ohne Risikoausschluss erhält. Dennoch ist auch sie beratungsaufwendig, da es sich um ein existenzsicherndes Produkt handelt.

Und zur Grundfähigkeitsversicherung?

Die Grundfähigkeitsversicherung spielt bei uns eher weniger eine Rolle, da wir im Bereich der Arbeitskraftabsicherung eher auf BU/EU/DD und Unfall zurückgreifen. Je nach Kunden kann sie aber eine gute Alternative darstellen.

Wo würden Sie in der Arbeitskraftabsicherung gerne noch mehr Bewegung sehen?

Der größte Wunsch wäre eine Anhebung der absetzbaren Vorsorgeaufwendungen bei der Einkommensteuer, damit Vorsorge bei der Arbeitskraftabsicherung auch im privaten Bereich seitens der Regierung wieder stärker belohnt wird. P

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2024 und in unserem ePaper.

Bild: © Nadine Romming