Interview mit Anne E. Connelly, Geschäftsführerin der Fondsfrauen GmbH und der Her Money GmbH
Frau Connelly, die Fondsfrauen gibt es seit 2015. Wie sehen Sie die Entwicklung seit der Gründung?
Wir sind überwältigt, wie unser Angebot angenommen wurde und wird! Vom ersten Event an hatten wir ein volles Haus. Erstmals hatten die Frauen in der Branche eine Plattform, um sich kennenzulernen und sich auszutauschen. Aus diesen Anfängen hat sich eine Bewegung etabliert, die aus der Fonds- und Finanzbranche nicht mehr wegzudenken ist. Inzwischen sind wir das größte Karrierenetzwerk für Frauen in D-A-CH und Luxemburg mit knapp 3.000 registrierten Frauen. Unser Angebot umfasst heute Programme für den Nachwuchs, jährliches Mentoring, unsere Fondsfrauen Awards, einen regelmäßigen Newsletter und viele digitale Formate, die uns in der Pandemie zu noch mehr Engagement untereinander verholfen haben.
Mit unseren unabhängigen Studien schauen wir regelmäßig, wie es um Gender Diversity in der Branche steht, und nutzen dies, um unser Angebot zu optimieren. Das Interesse seitens der Unternehmen an diesem Thema ist rasant gestiegen. Inzwischen verzeichnen wir fast 60 Firmen, die unsere Mission unterstützen, und sehen erste Erfolge, mehr Frauen einzustellen und zu befördern. Gender Diversity ist in der Branche definitiv angekommen. Jedoch mangelt es noch an festen Zielgrößen auf Unternehmensebene für nachhaltige Ergebnisse.
Was war Ihre persönliche Motivation bei der Gründung der Fondsfrauen?
In meiner langjährigen Karriere war ich eine der wenigen Frauen, die im Vertrieb und im Top-Management tätig war und die dazu noch Mutter von zwei Kindern ist, die Vollzeit gearbeitet hat. Dass ich Kind und Karriere vereinen kann, habe ich während meiner Zeit in den USA gesehen und für mich wie selbstverständlich umgesetzt. Im Laufe der Zeit habe ich mich gefragt: Wo sind eigentlich andere Frauen, die es mir gleichtun? Warum sind generell so wenige Frauen im Finanzbereich beruflich engagiert? Was machen wir in der Branche eigentlich für Frauen? Meine Antwort darauf war die Gründung der Fondsfrauen gemeinsam mit meinen Partnerinnen Anke Dembowski und Manuela Fröhlich. Es wurde Zeit, dass wir den Frauen eine Plattform geben und herausfinden, wie wir mehr Frauen für eine Karriere in der Finanzbranche gewinnen und halten können.
Was sind denn klassische Karrierewege in einer Investmentgesellschaft? Und wie können es (mehr) Frauen in Führungspositionen schaffen?
Gegenfrage: Gibt es noch klassische Karrierewege? In Zeiten von flachen Hierarchien und Matrix-Strukturen ist eine Karriere mit einem Eckbüro und einem großen Firmenauto, in der man ein großes Team zu managen zum Ziel hat, nicht mehr zeitgemäß. Karrieren dürfen heute gerne in Wellen verlaufen, sodass sich dies der Lebenswirklichkeit der Menschen mehr anpasst. Es sollte kein Manko sein, in Teilzeit zu führen, eine Karriere als Expertin oder Experte zu machen oder nach einer familiären Pause wieder einzusteigen. Das alles begünstigt die Erwerbsbiografien von Frauen und auch von Männern.
Um mehr Frauen in Führung zu bringen, bedarf es einer Offenheit zu den eben beschriebenen Arbeitsformen. Es bedarf eines Commitments seitens des Top-Managements, mehr Frauen einzustellen und zu fördern. Dies gelingt jedoch nur, indem hausinterne Vorgaben für Gender Diversity als Ziele gesetzt, diese transparent gemacht und mit HR-Maßnahmen unterlegt und nachgefasst werden. Wichtig ist, dass dieses Element Bestandteil bei der Zielvereinbarung der Managerinnen und Manager ist. Dann geht es erfahrungsgemäß recht flott.
Die Fondsfrauen bieten ein Mentoring-Programm für ihre Mitglieder an. Was erreichen Frauen durch das Programm?
Es ist ein tolles Instrument, um sich von erfahrenen Managerinnen Tipps für die eigene Karriere zu holen. Wie man zum Beispiel gezielt den nächsten Karriereschritt angehen kann, wie man die Elternzeit und den Wiedereinstieg sinnvoll plant oder wie man mit gebrochenen Versprechen seitens des Arbeitgebers oder Vorgesetzten umgehen soll. All das findet außerhalb des Unternehmens statt, in dem die Mentee arbeitet. Somit ist das ein geschützter Raum, wo frau Rat bekommt und einen Blick von außen. Daraus haben sich häufig Freundschaften gebildet, die weit über das Mentoring hinausgehen.
Um noch einmal einen Schritt im Berufsweg zurückzugehen: Welche Ausbildungsmöglichkeiten sehen Sie für junge Frauen in der Finanzbranche oder welche Wege empfehlen Sie?
Heute ist die Grundlage für eine Karriere mindestens ein Bachelor-Studium, ein Master ist noch besser. Das öffnet die Tore in die meisten Finanzhäuser. Welchen Weg sie dann einschlagen, kann man durch eine Werkstudententätigkeit oder ein duales Studium schon gut herausfinden. Empfehlenswert ist ein CFA oder Ähnliches, wenn man im Portfoliobereich tätig sein möchte. Auch ein CFP ist eine gute Idee, vor allem für die Beraterinnen, von denen es immer noch zu wenige gibt.
Sehen Sie in Deutschland einen Unterschied zum Ausland? Diversität hat sich international in Unternehmen schon weiter durchgesetzt. Was können deutsche Unternehmen in diesem Punkt noch lernen?
Diversität in unterschiedlichster Ausprägung anzustreben und zu leben, ist bei internationalen Häusern, allen voran in den USA und UK, inzwischen Standard. Es ist in allen Unternehmensbereichen integriert und wird mit HR-Maßnahmen sowie internen und externen Netzwerken flankiert. Nachhaltig Diversity-Maßnahmen in einer Firma zu integrieren, sollte hierzulande Standard werden.
Seite 1 Fondsfrauen und herMoney: Netzwerk und Finanzen für Frauen
Seite 2 Gemischte Teams machen Unternehmen „besser“, sagen unter anderem auch die Fondsfrauen auf ihrer Website. Nennen Sie uns doch bitte dafür ein paar Beispiele.
Seite 3 Frau Connelly, Sie betreiben mit hermoney.de auch ein Finanzportal für Frauen. Warum braucht es auch heute noch getrennte Informationsangebote für Frauen?
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