Gemäß dem aktuellen European Wealth Report (Studie des Instituts Redesigning Financial Services RFS) liegt Deutschland in Europa auf vorderstem Rang, was das Nettovermögen angeht. Gleich dahinter kommen Frankreich und Großbritannien. In Deutschland beträgt das Privatvermögen laut der Studie insgesamt 16,4 Bio. Euro. Deutschland sei zudem unter den Ländern mit einem relativ hohen Level des durchschnittlichen Privatvermögens pro Person.
Was ist der Gender Wealth Gap?
Recht bekannt ist wahrscheinlich der Gender Pay Gap, die „Gehaltslücke“ zwischen Männern und Frauen. Nicht ganz so viel hört man vom Gender Wealth Gap. „Wealth“ kann übersetzt werden mit „Vermögen“ oder „Reichtum“. Und „Vermögen“ ist laut duden.de der gesamte Besitz, „der einen materiellen Wert darstellt“, während bei „Reichtum“ von „großem Besitz“ und einer „Ansammlung von Vermögenswerten, die Wohlhabenheit und Macht bedeuten“ gesprochen wird. Der „Gender Gap“ ist die Lücke, die zwischen Männern und Frauen in diesem Aspekt besteht. Das Ergebnis läuft bisher in den meisten Fällen darauf hinaus, dass Männer zum Beispiel mehr verdienen als Frauen. Einkommen und „Wealth“ hängen zusammen, kann angesparter Lohn doch zum Vermögen werden.
Relevanz für Frauen
Laut einer DIW-Studie (Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung) zum Gender Wealth Gap von 2014 ist die Kontrolle über Vermögensbestände besonders relevant für Frauen, da sie häufig eine längere Ruhestandsphase haben. In einem Presse-Round-Table vom Financial Planning Standards Board (FPSB) zum Thema „Frauen*Finanzplanung“ wies Annika Peters von der FrauenFinanzBeratung Barbara Rojahn in Stuttgart Ende 2021 darauf hin, dass Mütter mindestens dreimal im Leben auf Geld verzichten: In der Babypause, in der häufig folgenden Teilzeitarbeit und im Ruhestand. So kann ihr angesammeltes Vermögen seltener so groß werden, wie das von Männern. Das DIW weist in seiner Studie noch auf ein Problem bei der Berechnung und Bewertung des Vermögens hin: Vermögen werde üblicherweise nur auf der Haushaltsebene erhoben, indem eine Referenzperson dazu befragt wird. Es gebe so gut wie keine Informationen über individuelle Eigentumsverhältnisse bzw. wenig bis kein Wissen über intra-partnerschaftliche Vermögensunterschiede.
Gender Wealth Gap in Deutschland
Gemäß dem Sozio-ökonomischen Panel (SOEP) und DIW betrug der durchschnittliche Gender Wealth Gap 2014 bei Paaren bzw. in Partnerschaften 33.000 Euro. Im Jahr 2021 lag Deutschland laut World Economic Forum im Global Gender Gap Index auf Platz 11. Im Jahr 2006 war es noch Platz 5 und 2020 Platz 10. Den ersten Platz belegt Island vor Finnland, Norwegen, Neuseeland und Schweden.
Woher kommt der Vermögensunterschied?
Nachgefragt bei Annika Peters: „Beim Gender Wealth Gap wird das unterschiedliche Vermögen von Männern und Frauen untersucht. Die Daten dafür sind schwieriger zu erheben als beim Gender Pay Gap oder Gender Pension Gap, bei denen es um das unterschiedliche Einkommen geht, das auch steuerpflichtig ist. Letztendlich führt genau dieser Einkommensunterschied zu einem unterschiedlich hohen Vermögen“, weiß Peters. „Zusätzlich verstärkt sich dieser Vermögensunterschied noch durch ein anderes Anlageverhalten. Frauen legen mehr Wert auf Sicherheit, gerade in Zeiten niedriger Zinsen kostet die wertvolle Performance. In Deutschland besitzen deutlich weniger Frauen Aktien oder Fonds als Männer.“ Statista zufolge besaßen im Jahr 2020 3,8 Millionen Männer Aktien und 5,9 Millionen Fonds oder ETFs. Bei den Frauen waren es lediglich 1,6 Millionen (Aktien) und 3,5 Millionen (Fonds/ETFs).
Berater und Beraterinnen können beim Vermögensaufbau unterstützen
Und wie kann der Gap nun verringert werden? Peters rät Frauen zu Aktien und nimmt auch Beraterinnen und Berater in die Pflicht: „Für den Vermögenaufbau und die Altersvorsorge sind Aktien heute unverzichtbar. Frauen brauchen mehr Mut und sollten regelmäßig investieren. Wichtig ist dafür eine finanzielle Bildung. Hier können Beraterinnen gut unterstützen.“ Auch das Deutsche Aktieninstitut forderte kürzlich mehr Finanzbildung in Deutschland.
Grundregeln zum Vermögensaufbau
Für den Vermögensaufbau stellt Peters Grundregeln auf, die beachtet werden sollten: „Eine solide Finanzplanung ist dabei die beste Grundlage. Dazu gehört es, sich zunächst einen Überblick über die Finanzen zu verschaffen. Anschließend sollten die existenziellen Risiken abgesichert werden und eine finanzielle Rücklage angespart werden. Dann geht es an die Planung der Altersvorsorge und den Vermögensaufbau.“ Die Finanzberaterin pocht dabei auf die Einhaltung der Schritte: „Besonders wichtig ist es, hier eine Strategie zu haben. Häufig wird der fünfte vor dem ersten Schritt gemacht und einfach ein Fonds oder ETFs gekauft. Die Maklerin/Beraterin sollte die Kundin durch diesen Prozess führen und unabhängig und ohne Druck beraten.“
Auswirkungen der Pandemie
Zwei Jahre Pandemie haben vielen schwer zu schaffen gemacht – auch finanziell. Wie weit sind speziell Frauen dadurch zurückgeworfen worden? Laut Peters sei die Pandemie vor allem für Frauen mit Kindern eine Belastungsprobe. Gleichzeitig biete das mobile Arbeiten auch Chancen auf eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie. „Es gibt also auch hier negative und positive Aspekte. Wichtig ist, dass jede Frau sich selbst um ihre Finanzen kümmern sollte“, betont Peters.
Mit Blick in die Zukunft
Was den Vermögensaufbau von Frauen in den nächsten Jahren angeht, sind für Peters ebenfalls mehrere Faktoren relevant: „Noch immer arbeiten in Deutschland deutlich mehr Frauen in Teilzeit. Zudem wird das gesetzliche Rentenniveau durch die Babyboomer-Generation weiter sinken. Gleichzeitig steigen die Preise (gerade für Energie) enorm und der Klimawandel wird viel Geld kosten.“ All das habe negative Auswirkungen auf die Sparquote und damit auf die Vermögensbildung. „Gestiegene Staatsverschuldungen werden dafür sorgen, dass auch die Zinsen niedrig bleiben“, so Peters. Trotzdem stelle sie fest, dass Frauen es schaffen, sich langfristig Vermögen aufzubauen. „Wer früh beginnt und richtig spart und investiert, kann auch heute noch eine solide Finanzplanung haben“, so die Einschätzung von Peters. (lg)
Bild: © adragan – stock.adobe.com
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Leserkommentare
Comments
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Wegen wesentlich höherer Renditeerwartung wird über uns nicht nur für 20% adäquate Zukunftsvorsorge, sondern für fast ALLE Bürger, weltweit, ermöglicht. Schnelle Vorstände.....
In aller Regel mindestens der doppelte Ertrag, als das BESTE des Marktes, nicht nur von Versicherungen, auch von Banken....
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