Anders als die Fed übte sich die Europäische Zentralbank (EZB) angesichts der hohen Inflation lange in Zurückhaltung. Nun scheint die Zinswende im Euroraum näher zu rücken. So hat die EZB-Präsidentin, Christine Lagarde, eine bevorstehende erste Zinsanhebung im Juli signalisiert. In einem aktuellen Blog-Beitrag vom 23.05.2022 auf der EZB-Website schreibt Lagarde, ein Ende der Nettokäufe sei sehr früh im dritten Quartal zu erwarten, was eine erste Zinsanhebung im Juli ermöglichen würde.
Aussicht auf Ende der Negativzinsen bis zum Spätsommer
Nach den Worten der EZB-Chefin naht auch ein baldiges Ende der Negativzinsen. „Ausgehend von den aktuellen Aussichten werden wir wahrscheinlich in der Lage sein, die Negativzinsen bis zum Ende des dritten Quartals zu beenden“, so Lagarde.
Derzeit müssen Banken –0,5% Zinsen zahlen, wenn sie Geld bei der EZB einlagern. Infolgedessen haben etliche Banken sogenannte Negativzinsen bzw. ein Verwahrentgelt auf Sparguthaben eingeführt (AssCompact berichtete).
Weitere Zinsanhebungen abhängig von Inflationsaussichten
Als Begründung für die Aussicht auf die Zinswende gibt die EZB-Präsidentin die hohe Inflation an, die im Euroraum zuletzt auf den Rekordwert von 7,4% kletterte. Weitere Zinsschritte müssten sich an der Entwicklung der mittelfristigen Inflationsaussichten orientieren. „Wenn sich die Inflation mittelfristig bei 2% stabilisiert, ist eine schrittweise weitere Normalisierung der Zinsen in Richtung des neutralen Zinssatzes angebracht. Das Tempo und das Gesamtausmaß der Anpassung können jedoch nicht im Voraus bestimmt werden“, wie Lagarde weiter schreibt. (tk)
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