Viele Regionen in Deutschland sind derzeit von Hochwasser betroffen. Das trockene Wetter diese Woche stimmt zuversichtlich, doch in einigen Regionen wie etwa Niedersachsen bleibt die Lage angespannt. Vor einigen Tagen hatte die Beratungsfirma Meyerthole Siems Kohlruss (MSK) eine erste Schätzung für versicherte Schäden gewagt und prognostiziert, dass der versicherte Schadenaufwand unter 1 Mrd. Euro liegen könnte, sollten die Deiche halten (Hochwasser: Versicherte Schäden wohl unter 1 Mrd. Euro).
Einer der Gründe dafür könnte sein, dass im besonders betroffenen Niedersachsen nach Angaben des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) nur etwa 32% der Hausbesitzer gegen Elementarschäden versichert sind – was das Bundesland im deutschlandweiten Vergleich als eines der Schlusslichter positioniert.
92% der Gebäude liegen in niedrigster Hochwasser-Gefahrenzone
Viele Immobilienbesitzer würden die Gefahren von Naturgewalten unterschätzen oder wären sich nicht bewusst, dass sie in einem Hochrisikogebiet leben, sagt André Boudon, Geschäftsführer Wohngebäudeversicherung bei CHECK24.
Das Vergleichsportal hat im Zuge der Hochwasserlage eine Analyse der Mehrkosten eines Elementarschutzes für Hausrat- und Wohngebäudeversicherungen vorgenommen. Die Höhe der Mehrkosten für die Elementarschadenversicherung hängt dabei davon ab, in welcher ZÜRS-Zone sich das jeweilige Gebäude befindet.
Das Zonierungssystem für Überschwemmungen, Rückstau und Starkregen (ZÜRS) wurde vom GDV entwickelt, um das statistische Hochwasserrisiko für jedes Gebäude in Deutschland einschätzen zu können – je höher ein Gebäude in dem Vier-Stufen-System eingestuft ist, desto höher ist das Überschwemmungsrisiko. Derzeit befinden sich etwa 92% der Gebäude in Deutschland in der ZÜRS-Zone 1, 6,1% in Zone 2. In Zone 3 und 4 liegen 1,1% bzw. 0,4% der Adressen.
Mehrkosten für Elementarschutz laut CHECK24 gering
Laut der Analyse der bei CHECK24 verfügbaren Tarife kostet eine durchschnittliche Hausrat-Basisprämie knapp 77 Euro – mit Elementarschutz in der ZÜRS-Zone 1 erhöht sich dieser Betrag auf durchschnittlich 95 Euro, in der ZÜRS-Zone 2 im Schnitt auf 104 Euro.
In der Wohngebäudeversicherung lag der durchschnittliche Basisbeitrag der untersuchten Tarife bei knapp über 241 Euro. Im Schnitt 92 Euro mehr zahlen Hausbesitzer mit einer Immobilie in der ZÜRS-Zone 1 für eine Police mit Elementarschutz, in der ZÜRS-Zone 2 lag der Aufpreis bei knapp unter 200 Euro. „Schäden durch Naturgefahren sind eine besonders große finanzielle Belastung“, so Boudon. Eine Elementarversicherung sei deshalb empfehlenswert. „Über 98% der Immobilien in Deutschland können problemlos gegen Elementarschäden versichert werden.“
Uneinigkeit bei Debatte um Pflichtversicherung
Die jüngsten Hochwasserereignisse haben die Debatte um eine verpflichtende Versicherung gegen Elementarschäden wieder entfacht – Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) etwa warnte kürzlich davor, dass eine Versicherungspflicht Prämien steigen lassen würde und Wohnen so deutlich teurer werden könnte. Er lehnt diese daher weiterhin ab. Auch der GDV bleibt bei seiner Position gegen eine Versicherungspflicht und beruft sich auf das Gesamtkonzept, das der Branchenverband vorgelegt hat, welches neben Versicherungsschutz vor allem auf Prävention, Klimafolgenanpassung und eine Lösung mit staatlicher Beteiligung im Fall einer Naturkatastrophe mit extrem hohen Schadenaufkommen setzt.
Die Regierungschefs der Länder dagegen fordern bereits seit einem Beschluss Mitte 2022 eine Einführung der Pflichtversicherung. In den vergangenen Tagen haben sich unter anderem die Ministerpräsidenten von Niedersachsen, Stephan Weil (SPD), und Baden-Württemberg, Winfried Kretschmann (Grüne), erneut deutlich für eine Versicherungspflicht ausgesprochen. (js)
Bild: © P.S.DES!GN – stock.adobe.com
- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können