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2. April 2012
Einzelobjektfonds sind in der Mehrzahl

Einzelobjektfonds sind in der Mehrzahl

Geschlossenen Fonds könnten bald per Gesetz zur Risikostreuung und somit zur Investition in mehrere Objekte verpflichtet werden. Für klassische Einzelobjektfonds wäre es das Aus. Gegenwärtig machen sie rund die Hälfte des emittierten Fondsvolumens aus.

Im Rahmen der Umsetzung der AIFM-Richtlinie in deutsches Recht wird gegenwärtig diskutiert, ob Geschlossene Fonds künftig das Risiko auf mehrere Investitionsobjekte verteilen müssen. Die Scope Group hat ausgewertet, wie viele Fonds von einer derartigen Regelung betroffen wären. Dazu wurde das emittierte Fondsvolumen der vergangenen fünf Jahre analysiert. Ergebnis: Seit 2006 hat sich der Anteil der Einzelobjektfonds nahezu verdoppelt. Im Jahr 2006 investierten Geschlossene Fonds nur zu einem Drittel in ein einziges Objekt. Zwei Drittel des aufgelegten Fondsvolumens hingegen waren Mehrobjektfonds. Im Jahr 2011 hat sich das Verhältnis verkehrt: Gewichtet nach Fondsvolumen investierten mehr als die Hälfte – 54%– der emittierten Fonds in ein einziges Objekt. 43% des emittierten Fondsvolumens waren Mehrobjektfonds. Die restlichen 3% des emittierten Fondsvolumens entfallen auf sonstige Fonds. Dazu zählen beispielsweise Genussrechte und Zweitmarktfonds.

Großer Anteil der Einzelobjektfonds bei Immobilienfonds

Im Bereich der Immobilienfonds – dem wichtigsten Segment – ist der Anteil der Einzelobjektfonds noch stärker ausgeprägt. Rund 41% des im Jahr 2006 angebotenen Fondsvolumens waren Einzelobjektfonds. 2011 betrug der Anteil bereits fast 70% und erreichte damit einen absoluten Höchststand. Mitverantwortlich dafür war die hohe Anzahl außergewöhnlich großvolumiger Immobilienfonds im vergangenen Jahr.

„Riesenfonds“ im Vertrieb werden bezweifelt

Die Scope-Auswertung zeigt, dass der erwogene Zwang zur Risikodiversifizierung auf der Ebene des einzelnen Fonds enorme Auswirkungen auf die Fondsbranche hätte. Ein Geschlossener Immobilienfonds, der die diskutierten Regelungen erfüllen würde, müsste in mehrere Core-Büroimmobilien investieren. Er hätte dann ein deutlich höheres Fondsvolumen als derzeit üblich. Ob sich Initiatoren mit solchen „Riesenfonds“ in Vertrieb wagen, darf bezweifelt werden. Zudem dürfte die Beschaffung des Fremdkapitals für einen solchen Fonds derzeit problematisch sein.

Büroimmobilien und Großraumflugzeuge für Anleger am interessantesten

Hinzu kommt, dass es ursprünglich gerade die Idee des Geschlossenen Fonds ist, in einen klar abgegrenzten Sachwert zu investieren. Im vergangenen Jahr fanden insbesondere jene Fonds, die in einzelne Büroimmobilien oder in ein Großraumflugzeug investieren, großes Interesse bei Anlegern. Die Verpflichtung, innerhalb eines Geschlossenen Fonds das Risiko auf eine Vielzahl von Investitionsobjekten zu verteilen, käme ein Stück weit einer Entmündigung des Anlegers gleich. Denn bislang übernimmt der Anleger eigenständig die Diversifikationen über mehrere Fonds und Asset-Klassen.