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31. Mai 2022
Duales Studium: Schulabgänger finden das Angebot unübersichtlich

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„Für Schulabgänger ist das Angebot unübersichtlich, teils verwirrend“

Duales Studium: Schulabgänger finden das Angebot unübersichtlich

Wann macht es denn Sinn für einen Maklerbetrieb, ein duales Studium anzubieten?

Die Nachwuchsgewinnung über ein duales Studium ist dann sinnvoll, wenn dieses Thema strategisch und langfristig angegangen werden soll. Dieser Weg eignet sich nicht für unmittelbare Lösungen und kurzfristige Personalbeschaffung. Bei unserem dualen Studium handelt es sich um eine Erstausbildung, die im Regelfall zeitnah an das Abitur oder Fachabitur anschließt. Sie stellt eine Investition in die Zukunft dar: Auch wenn die Studierenden natürlich während der dreimonatigen Praxisphasen schon aktiv mit­arbeiten können, sind sie noch in der Ausbildung – das heißt, sie sind weder akademisch noch berufs­bezogen „fertig“. Der Vorteil daran ist jedoch, dass ein Maklerbetrieb dadurch junge Nachwuchskräfte rekrutieren und über drei Jahre für sein Unternehmen begeistern und gewinnen kann, bevor diese bereits in andere Branchen „abgewandert“ sind.

Was sind denn die Voraussetzungen aufseiten des Maklerbetriebs?

Formelle Voraussetzungen sind – genau wie bei klassischen Auszubildenden – eine Ausbildereignungsbescheinigung, die Vorlage eines Ausbildungsplans und ein zwischen Maklerbetrieb und Auszubildenden geschlossener Ausbildungsvertrag, der auch eine entsprechende Ausbildungsvergütung vorsieht.

Bezüglich der Größe oder der Struktur des Maklerbetriebs gibt es keine Vorgaben. Man sollte jedoch bedenken, dass die Auszubildenden in den drei Monaten der Praxisphase regelmäßige Betreuung benötigen. Diesbezüglich hilfreich sind Erfahrungen im Bereich der klassischen beruflichen Ausbildung.

Worin unterscheiden sich denn in der Regel die Studienangebote? Gibt es heute mehr Spezialisierungen oder bestimmte Kompetenzen, die im Vordergrund stehen?

Diese Frage seriös zu beantworten, würde den Rahmen unseres Interviews bei Weitem sprengen. Die Vielfalt der Studienangebote ist enorm und nimmt kontinuierlich zu. 2019 gab es in Deutschland allein über 1.600 duale Studiengänge für die Erstausbildung. Neben den öffentlich-rechtlichen Hochschulen – zu denen auch die HWR Berlin gehört – treten immer mehr private Anbieter in den Bildungsmarkt ein, entsprechend gibt es auch immer mehr Spezialisierungen. Für junge Schulabgänger ist das Angebot unübersichtlich, teils verwirrend. Die Gefahr, etwas zu studieren, was man später nicht beruflich nutzen kann, steigt damit. Unsere beiden Studiengänge begegnen dem durch ihre Berufs- und Branchenbezogenheit: Der Abschluss ist ein allgemeiner Bachelor-Abschluss in BWL, entsprechend zielt ein Teil des Lehrstoffs darauf ab und dieses Wissen ist branchenübergreifend für Kaufleute nutzbar. Zugleich fördert ein zweiter großer Teil des Studieninhalts die fachlichen, produkt­bezogenen und methodischen Branchenkompetenzen, die dazu führen, dass die Absolventen und Absolventinnen in der Versicherungsbranche gefragt sind und ihnen viele Möglichkeiten offenstehen. Bezogen auf den Maklerbetrieb bedeutet das für den Studiengang BWL/Versicherung, dass sowohl die betriebswirtschaftlichen als auch die versicherungsbezogenen Studienschwerpunkte der Tätigkeit des Versicherungsmaklers zugutekommen und dort verlangte Kompetenzen vermitteln. Für das Industrieversicherungsangebot gilt das entsprechend.

Welchen Eindruck haben Sie denn von den Studierenden, die zu Ihnen kommen? Wie würden Sie die junge Generation anhand Ihrer Charaktere beschreiben?

Die jungen Menschen sind sehr aufgeschlossen, kommunizieren digital und sind anspruchsvoll. Insbesondere sind sie noch offen für viele Richtungen. Sie haben ja noch keine oder nur wenige berufliche Eindrücke und Erfahrungen. Das heißt, dass sie sich während und teils durch die dreijährige Ausbildung noch stark entwickeln und Präferenzen ausbilden. Ich halte wenig davon, eine ganze Generation in Schubladen zu stecken wie Gen X, Y, Z. Tatsächlich gibt es sehr unterschiedliche Vorstellungen: Einige möchten die „Welt“ kennenlernen und beim Studium oder beruflich möglichst unterschiedliche Standorte aufsuchen, andere bevorzugen es demgegenüber, am ursprünglichen Wohnort zu studieren und zu arbeiten, weil man sich diesem sozial verbunden fühlt. Wichtig erscheint mir die Feststellung, dass man die jungen Leute in dieser Phase ihres Lebens begleiten und mitformen kann, mitunter eine Art Erwartungsmanagement betreiben sollte, damit ein gemeinsames und realistisches Verständnis über künftige Entwicklungsmöglichkeiten geschaffen wird.

Duales Studium an der HWR Berlin

An der HWR Berlin gibt es nach Angaben der Hochschule über 2.200 duale Studienplätze. Theorie und Praxis werden dabei über drei Jahre konsequent miteinander verbunden. Studiert werden können zum Beispiel die Studiengänge BWL/Versicherung oder BWL/Industrieversicherung. Mehr Informationen gibt es hier.

Dieses Interview lesen Sie auch in AssCompact 05/2022, S. 110 f., und in unserem ePaper.

Bild: © Tierney – stock.adobe.com

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Ein Interview mit
Prof. Dr. Thomas Köhne