Neben den zahlreichen Fachbeiträgen gab es auch in diesem Jahr auf der DKM, der Leitmesse der Finanz- und Versicherungswirtschaft, die vom 25. bis 27.10.2022 in der Messe Dortmund stattfand, den ein oder anderen Talk, in dem allgemeiner über aktuelle Themen und das Weltgeschehen gesprochen wurde. In der Speaker’s Corner gab der ehemalige deutsche Skirennläufer Felix Neureuther dazu im Talk „Werte und Verantwortung in Sport und Gesellschaft – sponsored by Allianz“ Einblicke in seine sportliche Vergangenheit und Gegenwart, sein Familienleben sowie die Projekte, an denen er aktuell beteiligt ist – und zeigte, wie er seine Werte und Ideen praktisch verwirklicht, ohne sich von Krisenangst abschrecken zu lassen.
So wichtig ist Familie für Felix Neureuther
Moderatorin Birgit von Bentzel beglückwünschte Neureuther zunächst zu seinem dritten Kind, woraufhin die beiden auf die Wichtigkeit von Familie zu sprechen kamen. „Familie ist alles im Leben“, betonte der ehemalige Hochleistungssportler. Seine Kinder sollten mit bestimmten Werten aufwachsen. Zudem rücke man in Krisenzeiten mit der Familie noch enger zusammen. Auf die Frage, ob er denn nicht Angst verspürt, wenn er daran denkt, in welche Zeiten seine Kinder hineingeboren wurden, antwortete Neureuther, dass ihm die Krisen wie Klimawandel, Energiekrise, Kriege und Corona-Pandemie durchaus Angst bereiteten, auch im Hinblick auf seine Kinder. Er wolle allerdings „versuchen, den Kindern Freude im Leben mitzugeben und nicht das Negative“.
Felix Neureuther und der Sport
Beim Thema Sport erklärte Neureuther, dass dieser weiterhin einen sehr großen Teil seines Lebens ausmacht. „Sport ist unser Leben“, sagte er, und meinte damit sich und seine Frau, die ehemalige Biathletin Miriam Neureuther. Sport sei das, was sie für ihre Gesundheit tun, da einerseits der Körper und andererseits auch der Kopf danach verlangten. Er sieht Sport als Ausgleich, z. B. auch für Menschen, die den ganzen Tag im Büro sitzen.
Der Hochleistungssport wiederum hat ihm einen Adrenalinkick verpasst, der so nur schwierig woanders zu finden ist. Gefunden hat er ihn im sogenannten Highlining, einem Sport, bei dem sich Wagemutige auf einem zwischen zwei Bergen gespannten Seil von einer zur anderen Seite bewegen. Von Bentzel zeigte sich erstaunt über die Risiken, die er immer noch eingehen würde. Neureuther jedoch erklärte, dass er, seit er Kinder hat, nicht mehr so viel riskiere und den „Kick bei Weitem nicht mehr so“ benötige.
Kindheit und Karriere auf Skiern
Mit drei Jahren gewann der Garmisch-Partenkirchener sein erstes Skirennen. Seine Eltern waren für ihn immer sehr wichtig, so Neureuther. Dankbar ist er ihnen dafür, dass er und seine Schwester eine „normale“ Kindheit haben konnten. Er wusste z. B. lange nicht, wie berühmt seine Eltern waren, sagte Neureuther im DKM-Talk. Selbst heute freue er sich noch über Skier unter dem Weihnachtsbaum, auch wenn er natürlich beste Möglichkeiten hat, jederzeit an neue Skier zu kommen. In seiner eigenen Kindheit, so erzählte Neureuther weiter, wollte sein Vater, dass er erst das Abitur machte, bevor er sich vollkommen dem Sport widmen durfte. Das war für ihn damals gar nicht so leicht, daher bezeichnete er mit einem Augenzwinkern sein Abitur als „größte Leistung“ in seiner Karriere.
„Was war denn das Highlight in deiner Karriere?“, frage von Bentzel noch und rückblickend antwortete der mit 13 Siegen in Einzelrennen erfolgreichste deutsche alpine Skifahrer der Männer: „Dass ich meinen Traum leben durfte“. Denn wer könne schon das werden, was er sich als Kind gewünscht habe, fragte er noch rhetorisch ins Publikum.
Karriererückschläge: „Es gibt doch immer Schlimmeres“
Einige sportliche Schicksalsschläge musste Neureuther in seiner Karriere aber wegstecken, wie von Bentzel im Talk resümierte: 2014 auf dem Weg zum Flieger nach Sotchi verunglückte er z. B. aufgrund von Blitzeis mit dem Auto. Trotz des Unfalls machte er sich am nächsten Tag auf den Weg zu den Olympischen Spielen. Grund war allerdings auch, dass all seine Ärzte und Physiotherapeuten ebenfalls dort vor Ort waren und er dort die für ihn beste Versorgung bekam.
2018 erlitt er dann einen Kreuzbandriss und musste letztlich den Sport eine Zeit lang aufgeben. „Das war nicht leicht zu akzeptieren.“ Die folgende sechsmonatige Pause verbrachte er im Besonderen mit der Familie, da in dieser Zeit auch seine erste Tochter geboren wurde. Von der Moderatorin darauf angesprochen, wie gut er diese schweren Zeiten gemeistert hat, sagte er nur: „Es gibt doch immer Schlimmeres“.
Projekt „Beweg dich schlau“ soll Kinder dazu bringen, Körper und Kopf zu benutzen
Neureuther, der auch Kinderbücher schreibt, bemängelte im Talk mit von Bentzel, dass das Schulsystem Bewegung nicht genügend fördere. Besonders am Herzen liegt ihm daher auch sein Projekt „Beweg dich schlau!“. Es soll Kinder dazu bringen, sich zu bewegen und gleichzeitig Aufgaben zu lösen – also etwas für Körper und Kopf zu tun. Rund 10.000 Kinder sind laut Neureuther bereits dabei, außerdem gibt es eine „Beweg dich schlau!“-Championship. Die Aufgaben werden in Zusammenarbeit mit der TU München wissenschaftlich entwickelt und evaluiert. Das Projekt ist Teil der Felix-Neureuther-Stiftung, die hauptsächlich mit Unternehmen zusammenarbeitet und sich dadurch auch selbst tragen soll. Unter anderem soll bei Kindern nach der Pandemie-Pause auch wieder das Interesse an Vereinen geweckt werden. Zudem soll der Unterricht „bewegter“ werden, indem Kinder z. B. durch Bewegung Rechnen lernen, so Neureuther. Und an dieser Stelle schlug er den Bogen zu den Versicherungsunternehmen: Auch diese wüssten ja, wie es etwa um Diabetes oder Demenz stehe und dass dies Krankheiten seien, denen durch Bewegung vorzubeugen sei.
Einsatz für die Natur
Zusammen mit dem National Geographic war Neureuther zur „Rettung für die Alpen“ unterwegs. Zu den Impressionen des Gletscherschwundes machte Neureuther folgendes Statement: „Wenn du sowas siehst und selber auch noch Kinder hast, weißt du, dass du etwas ändern musst.“ Wichtig sei es ihm auch, „raus in die Natur“ zu gehen. Danach den eigenen Müll wieder mitzunehmen „ist doch nicht so schwer“, ergänzte Neureuther, wofür er sich noch einen Applaus abholte.
Neureuther betont Wichtigkeit von Bewegung
So kamen Neureuther und von Bentzel noch mal auf die Schule zu sprechen und der ehemalige Skirennläufer fragte kritisch, warum es denn noch kein Fach „Natur und Umwelt“ in der Schule gebe, in dem es um Nachhaltigkeit gehe. Dort könnten sich die Kinder seiner Ansicht nach auch sehr gut bewegen, z. B. bei Ausflügen in die Natur. Seine abschließende Botschaft in der Speaker’s Corner 2022 war, dass sich alle – inklusive der Anwesenden – im Arbeitsalltag oder eben danach mehr bewegen sollten. (lg)
Bilder: © DKM
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