Das Kfz-Geschäft ist für Versicherer derzeit wahrlich kein Zuckerschlecken. Hohe Ersatzteilpreise und Reparaturkosten führen zu explodierenden Kosten, was wiederum dazu geführt hat, dass die deutschen Kfz-Versicherer in den vergangenen Jahren rote Zahlen geschrieben haben. Und auch für das laufende Jahr prophezeit der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) ein Defizit von rund 2 Mrd. Euro in der Kfz-Versicherung.
Damit ist und bleibt das Kfz-Geschäft das „größte Sorgenkind der Versicherer“. So nennt es der „Branchenmonitor 2024 Kraftfahrtversicherung“, den die V.E.R.S. Leipzig GmbH kürzlich veröffentlicht hat. Der Branchenmonitor vergleicht Zahlen der 50 größten Kraftfahrtversicherer in Deutschland, die insgesamt etwa 90% des Marktes abdecken. Demnach erreichten die Schadenaufwendungen in der Kfz-Versicherung im Jahr 2023 ein neues Rekordniveau von 509,8 Mio. Euro – ein Plus um 17,8% im Vergleich zum Vorjahr und zudem erstmals ein Anstieg über die 500-Millionen-Euro-Marke.
Kein Versicherer mit Schaden-Kosten-Quote unter 100%
Auch die Schadenquote stieg auf 94,1% und die Schaden-Kosten-Quote (Combined Ratio) lag bei 112,2%. Das bedeutet, für jeden eingenommenen Euro gaben die Kfz-Versicherer im Jahr 2023 1,12 Euro aus – und gelangten damit weiter ins Minus. Im Jahr 2023 konnte keiner der 50 analysierten Versicherer eine Combined Ratio von unter 100%, und damit einen Gewinn, verbuchen. Zum Vergleich: Im Jahr 2022 hatte noch die Hälfte der analysierten Versicherer eine Combined Ratio von unter 100% erzielen können.
Die Versicherer mit den höchsten und niedrigsten Schaden-Kosten-Quoten
Welche Versicherer haben eine hohe, welche eine niedrige Combined Ratio? Die Spanne ist weit. Acht Versicherer hatten im Jahr 2023 für das gesamte Kfz-Geschäft eine Combined Ratio, die unter 105% lag – das heißt, sie waren nicht weit davon entfernt, in der Gewinnzone zu landen: Die Provinzial Nord Brandkasse (101,01%), Cosmos (101,13%), ADAC Auto (103,4%), Baloise Sachversicherung (103,54%), R+V Direkt (103,82%), Continentale (103,84%), AXA easy (104,45%) und Mannheimer (104,68%).
Am anderen Ende der Skala liegen sieben Versicherer, die eine Combined Ratio von über 120% aufweisen: Allianz Direct (120,22%), HDI (120,55%), Debeka Allgemeine (123,69%), DEVK (125,25%), WGV-Versicherung (128,34%), Nürnberger (129,62%) und BGV (132,77%).
Durchschnittsprämie nur leicht höher als im Vorjahr
Höhere Combined Ratios bedeuten für Kunden häufig eines: höhere Prämien. Denn, darüber sind sich die Versicherer einig, die aktuell herausfordernde Situation im Kfz-Geschäft machen Prämienanpassungen im Markt – teilweise im zweistelligen Prozentbereich – nötig. Laut dem Branchenmonitor lag die durchschnittliche Kfz-Prämie im Jahr 2023 über alle 50 Unternehmen hinweg bei 254,73 Euro – lediglich wenige Euro über dem Vorjahreswert von 245,49 Euro und beinahe identisch zum Vorpandemiejahr 2019, als die Durchschnittsprämien mit 253,33 Euro das letzte Mal über der 250-Euro Marke lagen.
Auch hier gibt es große Unterschiede zwischen den Versicherern. Die höchsten durchschnittlichen Prämien im Jahr 2023 zahlten Versicherte bei der Helvetia, wo die Durchschnittsprämie über das gesamte Kfz-Geschäft 515,29 Euro betrug, vor der Nürnberger mit 374,53 Euro und der Mannheimer mit 363,93 Euro. Die im Durchschnitt niedrigsten Prämien hatten die HUK-COBURG mit 184,04 Euro, WGV mit 156,52 Euro und Rhion mit 142,76 Euro. (js)
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