Franke und Bornberg nimmt sich die private Altersvorsorge zur Brust. Diese ist für viele Menschen alternativlos, schreibt die Ratingagentur in ihrer Mitteilung zum Altersvorsorgerating 2024, welches am Dienstag veröffentlicht wurde. Trotzdem aber kämpft die private Rentenversicherung mit schrumpfendem Neugeschäft. 2023 kamen demnach 4,4% weniger Verträge in die Bücher als im Jahr zuvor. Für das laufende Geschäftsjahr ist keine Trendwende in Sicht. Es mangele bis zum Anstieg des Höchstrechnungszinses von 0,25% auf 1% im Januar 2025 an Impulsen, so Franke und Bornberg.
Kommt die Klassik zurück?
Michael Franke, Gründer und Geschäftsführer des Ratinghauses, erläutert, dass ein höherer Rechnungszins Produkte zur Altersversorgung auf den ersten Blick attraktiver machen würde. Er glaube aber trotzdem nicht an eine Renaissance der alten Klassiktarife: „Garantien sind teuer. Sie müssen für die gesamte Laufzeit finanzierbar sein und schränken den Spielraum in der Kapitalanlage ein. Diese schmerzliche Erfahrung haben viele Versicherer gemacht. Für Kunden gehen Garantien zulasten ihrer Rendite. Deshalb werden Hybridtarife und fondsgebundene Versicherungen der Klassik auch in Zukunft den Rang ablaufen.“
Neues Rating für Rentenversicherungen mit Einmalbeitrag
Mit im Paket des Altersvorsorgeratings ist diesmal eine Auswertung von Rentenversicherungen mit Einmalbeitrag. Laut Franke solle man hier bei der Qualität und der Stabilität besser zweimal hinsehen, da es um viel Geld gehe, das auf einmal angelegt wird. Spätere Korrekturen seien meist mit Verlust verbunden. Das neue Rating unterstützt die faktenbasierte Auswahl von Rentenversicherungen mit Einmalzahlung. Die Basis liefert das Rating für Produkte mit laufendem Beitrag. Der Schwerpunkt liegt aber auf Kriterien, die für Einmalbeitragskunden von besonderem Interesse sind.
Das ist neu im Altersvorsorgerating
Da das Leben nicht immer nach Plan verläuft, verleiht Franke und Bornberg Flexibilität im Rentenbezug nun mehr Gewicht. Extrapunkte gibt es für Tarife mit Innovationsklausel. Diese ebnet Versicherten den Zugang zu allen Rentenbezugsarten, die ihr Versicherer vor Rentenbeginn bietet. Für Hybrid-Produkte gewichtet das Rating die finanzielle Sicherheit stärker als zuvor. Dafür zieht Franke und Bornberg die Ergebnisse des map-Reports heran.
Weniger Punkte gibt es für die Kriterien Beitragszahlung, Serviceleistungen und Verwaltungsgebühren. Damit bleiben Relevanz und Gewichtung einzelner Aspekte in einem ausgewogenen Verhältnis.
Das Altersvorsorgerating im Detail
Das Altersvorsorgerating 2024 untersucht alle drei Schichten der Altersversorgung. In Summe sind das 872 Tarife von 55 Anbietern. Abhängig von Garantien und Kapitalanlage unterscheidet es Klassik, neue Klassik, Index, beitragsorientierte Hybride, garantieorientierte Hybride und Fonds. Für das Rating verwendet Franke und Bornberg insgesamt 63 Kriterien. Die meisten Kriterien umfasst der Kriterienkatalog für beitragsorientierte Hybride (50), die wenigsten Tarife der neuen Klassik mit 33 Kriterien.
Bei geförderten Produkten schrumpft das Angebot, Tarife der dritten Schicht (Privatrente) boomen derweil. Hier haben Vermittler und Verbraucher aktuell die Wahl aus 268 Tarifen. Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit erläutert, dass in der dritten Schicht die Musik spiele und Produktentwickler ihre Stärken voll ausspielen könnten. Andererseits erfordere die größere Gestaltungsfreiheit eine besonders akribische Analyse von Stärken und Schwächen im Bedingungswerk, so Wedekind.
Die mit Abstand größte Gruppe bilden fondsgebundene Rentenversicherungen (111 Tarife oder 41% aller Privatrenten mit laufendem Beitrag), gefolgt von garantieorientierten Hybriden (60 Tarife). Die relativ gesehen meisten Bestnoten „FFF+“ bei Produkten mit laufendem Beitrag erhielten mit 46 die fondsgebundenen Rentenversicherungen (41,44%) gefolgt von Indexpolicen mit vier Tarifen mit FFF+ (23,53%). Auf Platz 3 folgen dann gleich die garantieorientierten Hybride mit 12 Tarifen bzw. 20% der analysierten garantieorientierten Hybridprodukte. 73,33% der analysierten garantieorientierten Hybridtarife erhielten außerdem die zweitbeste Note „FFF“ und auch bei den fondsgebundenen Rentenversicherungen fuhr mit 37,84% ein beachtlicher Teil der analysierten Produkte ein „FFF“ ein.
Die Kategorien „Garantieorientierte Hybride“ und „Fonds“ konnten dementsprechend mit vielen qualitativ hochwertigen Tarifen punkten. Beim Konzept Klassik jedoch befindet sich bei denen mit laufenden Beiträgen kein einziges Produkt in der höchsten Ratingklasse. Oft kommen sie nicht über ein „Ausreichend“ hinaus.
Fazit und Ausblick
Franke und Bornberg resümiert, dass es nicht an der Qualität liege, wenn private Rententarife derzeit unter mangelnder Nachfrage leiden. Vor allem Fondstarife und hybride Produkte überzeugen mit klugen Konzepten und kundenfreundlichen Bedingungen. Die meisten Gesellschaften setzen auf Nachhaltigkeit und bieten eine breite Auswahl an nachhaltigen Fonds. Viele stufen ihr Sicherungsvermögen zudem nach Art. 8 SFDR (Transparenzverordnung) ein. Ein höherer Rechnungszins werde die Nachfrage moderat beflügeln, findet Franke und Bornberg. Für einen Turboanstieg reiche der Anstieg um 0,75 Prozentpunkte allerdings nicht. Zudem würden Garantien den Spielraum in der Kapitalanlage einschränken.
Bei Riester-Verträgen helfe der neue Rechnungszins, die geförderte Mindestbeitragsgarantie zu erfüllen. Manche Versicherer würden Franke und Bornberg zufolge Riester jetzt wieder einführen oder die Einführung prüfen. Auch könnten die geplanten Neuerungen für die geförderte Altersvorsorge auch Produkten der ersten und zweiten Schicht zu mehr Bedeutung verhelfen. Durch das bevorstehende Ampel-Aus jedoch sind die weiteren Aussichten hierauf unsicher. (mki)
Bild: © pek – stock.adobe.com
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