Ein Artikel von Hermann Schrögenauer, Vorstand der Lebensversicherung von 1871 a. G. München (LV 1871)
Es ist kaum verwunderlich, dass in Anbetracht von Krieg, Inflation und Rezession sich die Stimmung hinsichtlich finanzieller Unabhängigkeit – oder gar finanzieller Freiheit – bei den Bundesbürgerinnen und Bundesbürgern in diesem Jahr trübt. Zwar hat der Durchschnitt der deutschen Bevölkerung seine Finanzlage gut im Blick, jedoch verfügen nur die wenigsten über eine krisensichere und nachhaltige Finanzaufstellung. Der diesjährige Financial Freedom Report zeigt einmal mehr, wie wichtig finanzielle Absicherung ist und wie weit Wünsche und gelebte Realität voneinander entfernt sind. Insbesondere die jüngere Generation und weibliche Befragte stechen dabei hervor.
Finanzielle Freiheit definiert jeder Mensch anders. Sie ist von der Lebenssituation und den persönlichen Lebenszielen abhängig und damit höchst individuell. Es gibt aber auch Gemeinsamkeiten: Finanzielle Unabhängigkeit bleibt laut Financial Freedom Report 2022 weiterhin für die Mehrheit (60%) ein elementarer Aspekt von Freiheit. Doch: Gefragt nach ihrem Verständnis von finanzieller Freiheit äußert sich die Mehrheit der Befragten wie gewohnt bescheiden: Finanzielle Unabhängigkeit in allen Lebenslagen dominiert mit weitem Abstand (63%) vor Aspekten wie der Erfüllung finanzieller Träume (10,5%).
Wirtschaftssorgen dominieren das Stimmungsbild in Bezug auf Finanzen
Die diesjährigen Studienergebnisse bekräftigen die Annahme, dass sich die Inflation und die aktuelle Wirtschaftslage bereits spürbar negativ auf die Gefühle der Befragten beim Blick auf ihre privaten Finanzen auswirken. So dominieren die Sorgen zu Wirtschaftslage/Inflation (70,7%) sogar noch vor Krieg (62,8%) und Klimawandel (43,2%) und lösen vor allem Beunruhigung (23,7%) und Zukunftsängste (20%) bei den Befragten aus. Besonders Frauen sind hier vermehrt betroffen: Zukunftsängste in Bezug auf die eigene Finanzsituation äußert jede Vierte.
Finanzielle Unabhängigkeit ohne Plan?
Trotz allem möchte der Großteil der Bundesbürgerinnen und Bundesbürger weiterhin maximal bis zum 60. Lebensjahr arbeiten (67,9%). Dabei verlässt sich die Mehrheit bei der Altersvorsorge weiterhin auf ihr Gehalt und die staatliche Rente: 45,3% der Befragten beziehen ihr Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis. Nur 16,2% nennen auch Geldanlagen und Kredite als Einnahmequelle. Auf Immobilien setzen 12,5%.
Angesichts der veränderten Wirtschaftslage gibt immerhin jeder Vierte (26,5%) an, seine Finanzen im Vergleich zum letzten Jahr bewusster zu planen. Im Vordergrund stehen allerdings kurzfristige Sparmaßnahmen, insbesondere bei alltäglichen Dingen wie dem Energiesparen (34,5%). Mehr in Fonds und Aktien investieren hingegen nur 7,6% – vor allem weibliche Befragte fallen mit 2,7% deutlich zurück. Allein die 18- bis 29-Jährigen zeigen sich bei diesem Punkt aufgeschlossener (17,8%).
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