Der Online-Edelmetallhändler BullionVault beobachtet regelmäßig die Marktbewegungen und das Kaufverhalten bei Gold – auch speziell in Deutschland. Und beim Gold kennt die Preiskurve derzeit nur die Richtung nach oben, denn seit mehreren Wochen steigt der Preis regelmäßig auf ein neues Rekordniveau. Am Freitagvormittag notiert der Wert der Feinunze bei etwas über 2.400 Euro.
So gab es im September erwartungsgemäß bei den Privatanlegern weitere Gewinnmitnahmen, teilt BullionVault mit. Doch in Deutschland waren die Kunden demnach jedoch sehr ausgeglichen – die Nachfrage entsprach dem Tempo der Verkäufe.
Sechster Monat in Folge
Adrian Ash, Director of Research bei BullionVault, erläutert, dass die Stimmung unter den deutschen Anlegern gegenüber Gold nach wie vor positiv sei, denn die Käufer überwiegen seit sechs Monaten in Folge, während die Preise neue Rekordhöhen erreichen. „Die Annahme, dass die Nachfrage nach ‚sicheren Häfen‘ den Markt auf neue Rekordhöhen getrieben hat, verkennt jedoch die Tatsache, dass nicht die physischen Käufer, sondern die Spekulanten mit Goldfutures und -optionen die Edelmetallpreise in die Höhe getrieben haben. Da die Aktienmärkte weltweit weiter steigen und eine Rezession in den USA verzögert, wenn nicht gar abgewendet wird, freuen sich viele langjährige Goldbesitzer über weitere Gewinnmitnahmen bei diesen neuen Rekordpreisen.“
In der Regel falle der Goldpreis im September und sei auch für Euro-Anleger in acht der letzten zehn Jahre bis einschließlich 2023 gesunken. Im vergangenen Monat jedoch habe Gold dieses Muster durchbrochen und mit einem Anstieg von 3,8% in Euro die stärkste Septembererhöhung seit 2012 verzeichnet. Auf den Londoner Goldmarktauktionen, dem weltweiten Preismaßstab, sei neunmal ein neuer Tagesrekord aufgestellt worden. 26,3% lautete der Anstieg des Goldpreises im September in Euro für 2024 – der stärkste Neunmonatsanstieg seit der Einführung des Euro im Jahr 1998.
Gold-Investor-Index Deutschland
Der Gold-Investor-Index Deutschland, der die Anzahl der Käufer gegenüber den Verkäufern auf BullionVault abbildet, sank um 0,3 Punkte auf 53,0 und blieb damit den sechsten Monat in Folge im positiven Bereich, nachdem Gewinnmitnahmen im März den einzigen Wert des Index unter 50 verursacht hatten. Der Septemberwert lag auch um 1,1 Punkte über dem globalen Gold-Investor-Index. Das entspricht dem größten Abstand seit Mai, liegt aber immer noch deutlich unter dem Zehnjahresdurchschnitt von 4,3 Punkten, was den Rückzug der deutschen Anleger vom Kauf von Goldbarren unterstreicht, seitdem die Europäische Zentralbank die Zinsen vor zwei Jahren über die Nullgrenze angehoben hatte.
Adrian Ash erklärt, dass der „dramatische Aufwärtstrend“ des Goldpreises durch die beginnenden Zinssenkungen in den USA und die Unterstützung durch die sich verschärfende geopolitische Spaltung und das Risiko eines Großmächtekonflikts im Zusammenhang mit den Kriegen zwischen Russland und der Ukraine sowie im Nahen Osten verstärke.
BullionVault-Investoren haben ihre Goldbestände im vergangenen Monat um 353 kg reduziert und damit ein neues 50-Monats-Tief von unter 44,5 Tonnen erreicht. Dies sei die stärkste Nettoliquidation seit dem Rekordabfluss von 992 kg im April.
Bei den deutschen Anlegern blieben die Verkäufe jedoch geringfügig hinter der Nachfrage zurück. Das führte zu einem kleinen Nettozugang von 3 kg. Wertmäßig stiegen die gesamten Goldbestände für Kunden weltweit – die alle in speziellen tresoren in London, New York, Singapur, Toronto und Zürich gelagert und versichert sind – um 3,0% auf einen neuen Rekordwert von über 3,3 Mrd. Euro. (mki)
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