Auch 2022 ist die private Krankenversicherung stabil gewachsen, sagt der Vorsitzende des Verbands der Privaten Krankenversicherung (PKV-Verband) Thomas Brahm anlässlich der Veröffentlichung der vorläufigen Branchenzahlen für das Geschäftsjahr 2022. Brahm gibt in einer Mitteilung des PKV-Verbands einen genaueren Überblick zur Anzahl der Versicherten, der Wechsel von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) in die private und umgekehrt sowie über die Alterungsrückstellungen und das Wachstum in der betrieblichen Krankenversicherung (bKV).
PKV wächst
Fast jeder Zweite in Deutschland ist privatversichert, heißt es im Jahresüberblick des PKV-Verbands. Die Zahl der Krankheitsvoll- und Zusatzversicherungen stieg von 37,23 Millionen im Jahr 2021 auf 37,81 Millionen im letzten Jahr. Dabei kommen 29,1 Millionen über die Zusatzversicherungen – 2,1% mehr als noch 2021.
In der Vollversicherung habe sich die Lage der PKV ebenfalls verbessert, „trotz der immer höher werdenden gesetzlichen Zugangshürden“, wie Brahm schreibt. Das fünfte Jahr in Folge wechselten wieder mehr Menschen von der GKV in die PKV als umgekehrt, nämlich 145.500. Umgekehrt gingen 115.900 Personen von der PKV zur GKV über. Ein leichtes Minus von 0,16% muss der PKV-Verband bei den Vollversicherten dennoch verzeichnen, denn deren Zahl sank 2022 (insbesondere nach Abzug der Sterbefälle und der Abgänge wegen Versicherungspflicht) auf 8,7 Millionen.
Wechselverhalten zeuge von „funktionierendem Wettbewerb“
Doch die Wechsel zur GKV würden laut Brahm in der Regel „nicht freiwillig“ erfolgen, sondern seien z. B. dadurch zustande gekommen, dass tausende seit Geburt privatversicherte junge Leute beim Eintritt ins Berufsleben gezwungenermaßen in die GKV gewechselt seien. Diese GKV-Versicherungspflicht habe auch tausende Selbstständige bei Aufnahme einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung betroffen. Insgesamt jedoch ergab sich den Statistiken des PKV-Verbands zufolge ein Plus von 29.600 Versicherten in Richtung der PKV. 2021 betrug der Saldo 23.300 – ebenfalls zugunsten der PKV.
Dass jedes Jahr fast 300.000 Versicherte zwischen den beiden Systemen wechseln, belege, so Brahm, einen funktionierenden Wettbewerb, der sowohl PKV als auch GKV motiviere, stetig besser zu werden, um die Versicherten zu überzeugen. Die Qualität des deutschen Gesundheitswesens werde dadurch gestärkt.
Demografievorsorge der PKV
Die Alterungsrückstellungen der PKV seien 2022 um 4,5% auf 315,5 Mrd. Euro gestiegen. Damit seien die Privatversicherer gut auf die demografischen Herausforderungen vorbereitet. Jeder dritte Euro der Beitragseinnahmen werde für diese Nachhaltigkeitsreserve angelegt. So sorge die PKV dafür vor, wenn im Alter der Bedarf an Gesundheitsleistungen steigt – anders als in der GKV, wo die steigenden Kosten auf jüngere Generationen abgewälzt würden, so Brahm.
Ausbau der Pflegeleistungen
Schaut man auf die Beitragseinnahmen in der privaten Kranken- und Pflegeversicherung, lässt sich auch hier ein Umsatzplus feststellen, und zwar von 3,1% auf 46,8 Mrd. Euro. 41,7 Mrd. Euro (+1,8%) entfallen auf die Krankenversicherung sowie 5,1 Mrd. Euro (+14,7%) auf die Pflegeversicherung. Durch die gesetzlichen Pflegereformen habe es „starke Leistungsausweitungen“ gegeben, was die wesentliche Ursache des hohen Beitragsanstiegs sei. Für die höheren Leistungsansprüche müssten entsprechend hohe Alterungsrückstellungen aufgebaut werden.
Die Versicherungsleistungen seien 2022 um 3,8% auf 33,1 Mrd. Euro gestiegen bzw. auf 30,8 Mrd. Euro in der Kranken- und 2,3 Mrd. Euro in der Pflegeversicherung.
Betriebliche Krankenversicherung wächst weiter
Auch bei der bKV hat sich das Wachstum aus dem Vorjahr fortgesetzt. Im Vergleich zu den 18.200 Betrieben, die 2021 eine solche anboten, waren es 2022 schon 22,5% mehr, nämlich 22.300. Die Zahl der Beschäftigten, die eine bKV nutzen, nahm letztes Jahr nicht so stark zu wie 2021, legte aber dennoch ein Wachstum von 11,5% auf 1,76 Millionen Arbeitnehmer an den Tag. (mki)
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