Höchster Beitragsanstieg in der GKV in einer Wahlperiode
Ungemach droht aber natürlich nicht nur bei den Zusatzbeiträgen, sondern auch im Zusammenhang mit dem allgemeinen Beitragssatz. Zurzeit liegt der allgemeine Beitragssatz zur GKV bei 14,6%. Die Hälfte, das heißt 7,3%, trägt der Arbeitnehmer, die andere Hälfte der Arbeitgeber.
Die DAK-Gesundheit prognostiziert, dass in der GKV mit ihren 73 Millionen Versicherten in den nächsten zehn Jahren ein Beitragssprung von 16,3% auf 19,3% möglich ist. Für DAK-Versicherte berechnet sich der Beitrag aus dem allgemeinen Beitragssatz von 14,6% und dem kassenindividuellen Zusatzbeitrag der DAK von 1,7%.
Aus Analysen der DAK-Gesundheit geht hervor, dass die Kassenbeiträge zunächst 2025 voraussichtlich um 0,6 Prozentpunkte auf 16,9% ansteigen werden. „Mit einer Steigerung um einen vollen Beitragspunkt innerhalb von vier Jahren ist das der historisch höchste Beitragsanstieg in der GKV in einer Wahlperiode“, kritisiert der Kassenchef Andreas Storm. Storm hatte bereits zu Beginn der Wahlperiode Anfang 2022 vor einem drohenden „Beitrags-Tsunami“ gewarnt. Eine aktuelle Projektion des Berliner IGES Instituts im Auftrag der DAK-Gesundheit hat Folgendes ergeben: 2030 würden 18,1% erreicht und 2035 dann 19,35%, was einen Gesamtanstieg um 3,0 Beitragssatzpunkte bedeuten würde.
Zur Lösung der Finanzierungsprobleme in der GKV fordert der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit eine „Zeitenwende für Gesundheit und Pflege“ und schlägt einen zweistufigen GKV-Stabilitätspakt vor. „Die jahrelange Unterfinanzierung der GKV muss endlich beendet werden“, fordert Storm. So müssten den Kassen zum Beispiel die ihnen zustehenden Ausgaben für die Versicherung von Bürgergeldempfängern und -empfängerinnen in Höhe von aktuell 9,2 Mrd. Euro jährlich vom Bund erstattet werden. Ferner müsse der Bundeszuschuss für die GKV dynamisiert und jährlich angepasst werden. „Beide Forderungen stehen im Koalitionsvertrag der Ampel, wurden aber nicht umgesetzt“, kritisiert der DAK-Chef. Allein durch ein Ende der Unterfinanzierung könne der drohende Beitragssatzanstieg in der GKV langfristig um 0,6 Prozentpunkte reduziert werden.
Erhöhung der Zusatzbeiträge – Kündigung möglich
Die Entscheidung, ob und in welchem Umfang eine Krankenkasse ihren Zusatzbeitrag erhöht, fällt erst zum Jahreswechsel. Sollte es zu einer Erhöhung kommen, könnten sich mehr Versicherte für einen Wechsel der Krankenkasse entscheiden. Um dies zu verhindern, legen die Krankenkassen ihren Mitteilungen über Beitragserhöhungen Informationen zu ihren zusätzlichen Leistungen bei, wie etwa Familienleistungen, professionelle Zahnreinigung oder Präventionskurse. Diese zusätzlichen Angebote sollen die Versicherten überzeugen, trotz steigender Beiträge bei ihrer aktuellen Krankenkasse zu bleiben. Bitter werden kommende Erhöhungen dennoch schmecken. (bh)
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