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6. Februar 2025
Das taugen die Altersvorsorgepläne der Parteien aus Maklersicht
Das taugen die Altersvorsorgepläne der Parteien aus Maklersicht

Das taugen die Altersvorsorgepläne der Parteien aus Maklersicht

Die Bundestagswahl steht schon bald an. Eines der relevantesten Themen ist die Reform der Rente in Deutschland – zudem auch die Parteien ihre ganz eigenen Pläne haben. Wie sind diese zu bewerten? Ein Jungmakler nimmt die Parteiprogramme unter die Lupe und gibt eine Einschätzung aus Maklersicht ab.

Ein Beitrag von Eva Achhammer, Marketing Managerin bei KÄPSELE, und Adrian Schmidt, Geschäftsführer bei KÄPSELE und Finalist beim Jungmakler Award 2023 und 2024

Viel diskutiert, wenig verändert. So lassen sich die letzten Jahre der gesetzlichen Rente zusammenfassen. Mit der bevorstehenden Wahl im Februar 2025 und den vielseitigen Vorschlägen der Parteien stellt sich die Frage: Was ist die beste Lösung für ein stabiles und nachhaltiges Rentensystem? 

Hierzu lohnt sich ein Blick zurück in die Geschichte und ein kritischer Blick nach vorn auf die Lösungen der einzelnen Parteien.

Vom Bismarck-Modell zur Krise: Warum private Vorsorge Pflicht ist

Die gesetzliche Rente wurde 1889 von Otto von Bismarck eingeführt – kapitalgedeckt. Das aber eher zufällig. Damals zahlten mehr Menschen ein, als Leistungen beansprucht wurden, wodurch ein Überschuss entstand. Denn die Rente gab es ab 70 Jahren – zu einer Zeit, als die durchschnittliche Lebenserwartung bei Männern nur 35,6 Jahre betrug.

Durch die beiden Weltkriege kam es dann zu einem großen Einbruch. Arbeitslosigkeit und Entlassungen leerten die Kassen. Investitionen in Kriegsanleihen führten zu Verlusten und das System galt als gescheitert.

Wenn es heute heißt, das kapitalgedeckte System sei bereits gescheitert, wird oft auf diese Zeit verwiesen. Das ist allerdings schlichtweg falsch – die Ausfinanzierung war fragwürdig, die Kapitaldeckung unbeabsichtigt…

Die Antwort der Rentenversicherung nach dem 2. Weltkrieg war dann das Umlageverfahren. Jeder Euro, der eingezahlt wird, fließt im gleichen Zuge einem der heute 18,7 Millionen Rentner in Deutschland zu. Denn Kinder kriegen die Leute immer, wie Adenauer 1957 die Rentenreform begründet.

Das Problem dabei? Der demografische Wandel. Also mehr alte Menschen, weniger junge Beitragszahler und eine steigende Lebenserwartung mit immer längeren Renten. Das Umlageverfahren allein kann so nicht funktionieren. Die Rente ist also schon lange nicht mehr sicher, wie Norbert Blüm einst 1986 im Wahlkampf verkündet.

Wenn dann das Sicherungsniveau bis spätestens 2050 auf unter 40% des letzten Bruttogehalts absinkt, wird ein Großteil der Bevölkerung in der Altersarmut landen. Denn entweder es mangelt an Bewusstsein oder der Möglichkeit, privat entsprechend vorzusorgen.

Es braucht dementsprechend zwingend eine staatliche, breitentaugliche Lösung. 

Das Struktur-Problem der Parteien…

Die politischen Parteien in Deutschland kennen das Problem der gesetzlichen Rente zwar, zeigen allerdings nur wenig Interesse daran, es auch tatsächlich zu lösen.

Der durchschnittliche Wähler in Deutschland ist 50 Jahre alt. Die Rentenzahlung betrifft die junge Generation. Die Rentenleistung wiederum die alte Generation. Und niemand hat ein Interesse daran, an den Leistungen der Stammwählerschaft zu schrauben…

Was sind also die – in den Parteiprogrammen sehr kurz ausgeführten – Ideen der Parteien um die Rente vor noch höheren Beitragszahlungen und noch geringeren Leistungen zu schützen?

Die Pläne der Union

Die Union setzt auf Stabilität und wirtschaftliches Wachstum, um das Rentenniveau zu sichern – ohne es gesetzlich festzuschreiben. Stattdessen sollen steuerfreie Anreize für längeres Arbeiten geschaffen und eine verbindliche Vorsorge für Selbstständige eingeführt werden – so wie auch schon in der letzten Legislaturperiode der Union. Ein besonderes Konzept ist die „Frühstart-Rente“: Der Staat zahlt für Kinder und Jugendliche zwischen 6 und 18 Jahren monatlich 10 Euro in eine private Altersvorsorge ein. Das Renteneintrittsalter bleibt bei 67 Jahren.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Die Maßnahmen zielen auf langfristige wirtschaftliche Stabilität ab. Anreize für längeres Arbeiten zu schaffen halte ich für sinnvoll. Die Frühstart-Rente ist eine interessante Idee, wird aber erst in Jahrzehnten Effekte zeigen – aufgrund der moderaten Sparrate dennoch nicht den größten Effekt haben. Die Vorsorge für Selbständige ist seit Jahren Diskussionsthema – bisher jedoch nie umgesetzt worden.

Die Pläne der AfD 

Die AfD plant eine deutliche Anhebung des Rentenniveaus auf 70% und möchte mehr Menschen in die gesetzliche Rentenversicherung einbeziehen – darunter auch Abgeordnete und Beamte. Um dies zu finanzieren, setzt die Partei auf Einsparungen bei staatlichen Ausgaben und Anreize für längeres Arbeiten. Zusätzlich soll eine flexible Altersrente nach 45 Arbeitsjahren möglich sein. Private Vorsorge soll weiterhin gefördert werden.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Eine massive Rentenerhöhung klingt attraktiv, würde aber enorme staatliche Kosten verursachen. Zwar könnten zusätzliche Einzahler die Belastung etwas abfedern, die Frage ist aber, womit die fehlende staatliche Absicherung für Beamte kompensiert wird, um ein attraktiver “Arbeitgeber” zu bleiben. Auch hier halte ich die Anreize für längeres Arbeiten für sinnvoll, aber sehr “White-Collar” fokussiert.

Die Pläne der FDP 

Auf private Vorsorge sowie die Stärkung der Aktienkultur in Deutschland fokussiert sich die FDP. Ein zentraler Baustein ist ein kapitalgedeckter Staatsfonds, dessen Erträge die gesetzliche Rente entlasten sollen. Ergänzend dazu sind ein staatlich unterstütztes Altersvorsorgedepot und eine höhere Aktienquote für Betriebsrenten geplant. Die Partei setzt auf einen flexiblen Renteneintritt und will Selbstständigen mehr Freiheit bei der Altersvorsorge ermöglichen.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Die Vorschläge belasten den Staatshaushalt kaum, da sie auf private Vorsorge setzen. Allerdings bleibt das grundlegende Problem der Rentenfinanzierung bzw. der Finanzierung des Staatsfonds ungelöst. Der Schritt zu höheren Aktienquoten gerade in der Betriebsrente ist längst überfällig. Die Betriebsrente als ETF-Sparplan aus dem Brutto im Stile eines amerikanischen 401K könnte der wichtigste Bestandteil der Rente werden! 

Die Pläne von Bündnis 90/Die Grünen

Die Grünen schlagen einen „Bürger:innenfonds“ vor, der in nachhaltige deutsche und europäische Unternehmen investiert und die gesetzliche Rente ergänzen soll. Die Erträge sollen kleinere und mittlere Renten stärken, das Rentenniveau bei mindestens 48% halten und flexiblere Übergänge in den Ruhestand ermöglichen. Zudem soll die Erwerbsbeteiligung von Frauen erhöht werden, um die Rentenfinanzierung zu verbessern. Auch Beamte und Abgeordnete sollen künftig einzahlen.

Der stark umstrittene Vorschlag von Wirtschaftsminister Habeck betrifft die Besteuerung von Kapitalerträgen: Er möchte diese mit Sozialabgaben belegen und vor allem Millionäre stärker belasten. Allerdings bleibt unklar, wie genau diese „Beitragsgrundlage“ erhöht werden soll. Es fehlen konkrete Zahlen zur Umsetzung.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Das Kernproblem der gesetzlichen Rente wird nicht gelöst. Die staatlichen Ausgaben für das System steigen weiter, und ähnlich wie im Staatsfonds der FDP muss der Bürger:innenfonds mit Startkapital ausgestattet werden. Die Idee von flexibleren Rentenmodellen ist positiv. Für mich bleibt die Frage, weshalb bei einer höheren Erwerbsbeteiligung der Frauen die Gesamtarbeitendenquote steigt. Besonders unklar und vage bleibt, wie genau Kapitalerträge mit Sozialabgaben belastet werden sollen und wodurch der Schritt zu enorm hoher Doppelbelastung gerechtfertigt ist. Das sorgt für enorm viel Unsicherheit: Wie genau sollen diese Abgaben überhaupt erhoben werden? Wer entscheidet, wann jemand als „Großverdiener“ gilt?

Die Pläne der SPD

Die SPD setzt darauf, das Rentenniveau dauerhaft bei mindestens 48% des durchschnittlichen Einkommens zu sichern – eine Anhebung oder Senkung des Renteneintrittsalters lehnt sie ab. Für kleinere und mittlere Einkommen soll die private Vorsorge stärker gefördert werden, allerdings nur mit kostengünstigen und transparenten Produkten.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Wünschen darf wohl weiterhin erlaubt bleiben. Wo realistischerweise ein stabiles Rentenniveau ohne grundsätzlichen Wandel in der Finanzierung herkommen soll, ist mir schleierhaft. Eine Erneuerung der privaten Vorsorgeprodukte klingt dagegen sehr hilfreich und sogar überfällig (siehe anhaltende Riester-Diskussion).

Die Pläne des Bündnis Sahra Wagenknecht – BSW

Nach österreichischem Vorbild will das BSW ein Rentensystem schaffen, bei dem jeder – unabhängig vom Berufsstand – in die gesetzliche Rente einzahlt. Zusätzlich ist eine pauschale Rentenerhöhung von 120 € pro Monat sowie eine Mindestrente von 1.500€ nach 40 Arbeitsjahren geplant.

Einschätzung von Adrian Schmidt

Eine breite Einzahlerbasis könnte helfen, die Rentenkasse zu stabilisieren, aber die geplanten Rentenerhöhungen wären enorm teuer. Die Finanzierung bleibt unklar, und ohne konkrete Maßnahmen zur Gegenfinanzierung würde das Rentensystem langfristig stark belastet.

Wie könnte es klappen?

Die Lösungen der Parteien sind zwar vielfältig, teilen aber ein grundlegendes Problem: Sie sind entweder zu teuer, zu unkonkret oder adressieren nicht die Kernprobleme des Rentensystems. Zudem sind viele der Vorschläge bereits oft in Koalitionsverträge und Wahlversprechen eingeflossen – umgesetzt wurde davon bisher nur wenig.

Unsere Idee für eine Lösung sieht deshalb wie folgt aus, auch ohne hier Anspruch auf der Weisheit letzter Schluss zu erheben:

  • Eine Opt-Out kapitalMARKTgedeckte Vorsorge für alle – mit breiter Streuung der Investments über weltweite Indizes. Das Risiko solcher Anlagen über einen Zeitraum von 20 Jahren liegt historisch bei null. 
  • Im besten Fall läuft diese Vorsorge über einen Mix aus eigenen Brutto-Entgeltbeiträgen und Arbeitgeberbeiträgen nach amerikanischem Vorbild. Das hätte mehrere Vorteile, unter anderem die geringe Netto-Belastung und den psychologischen Aspekt des Abzugs vor Auszahlung aufs Konto.
  • Zusätzlich: Eine Reform des Umlagesystems, die sich an der Erwerbsquote und nicht nur an der Bevölkerungszahl orientiert.
  • Ein Wechsel der Kommunikation über alle Parteien: Weg von einem Einlullen durch die angebliche Sicherheit des gesetzlichen Systems, hin zu einer Notwendigkeit zur privaten Vorsorge. 
Fazit

Es liegt an uns, die Verantwortung für unsere Zukunft zu übernehmen – und rechtzeitig vorzusorgen. Denn eines ist klar: Auf die gesetzliche Rente allein können wir uns nicht verlassen. Stattdessen brauchen wir ein hybrides System, das die Stärken von Umlage- und Kapitalmarktmodellen vereint. Die Politik ist gefragt, mutige und zukunftsfähige Entscheidungen zu treffen – bevor es zu spät ist.

 
Ein Artikel von
Adrian Schmidt
Eva Achhammer