In der aktuellen Debatte werden häufig auch Maßnahmen vorgeschlagen, um das Cyberversicherungsgeschäft profitabel zu halten. Unter anderem geht es um ein staatliches Auffangnetz. Wie stehen Sie dazu?
Die Cyberversicherung stellt Versicherer aufgrund des sich stark verändernden Risikoumfelds immer wieder vor Herausforderungen. Produktlebenszyklen sind kurz und der Deckungsschutz muss sich immer wieder neu auf die aktuelle Gefahrenlage anpassen. Dies erfordert ein hohes Maß an Flexibilität und Anpassungsvermögen aufseiten der Versicherer. Gleichzeitig sehen wir unsere Aufgabe als Versicherer vor allem darin, ein hohes Maß an Verlässlichkeit und nachhaltiger Produktgestaltung an den Tag zu legen, um starke Schwankungen in Preisgestaltung und Deckungsumfang zu vermeiden. Unser Ziel ist, den Kunden Planungssicherheit zu geben.
Neben dem komplexen Risikoumfeld sehen wir in der Cyberversicherung eine Herausforderung in der Absicherung und Bewältigung von Kumulschadenfällen. Dies sind Schadenszenarien, beispielsweise eine Schwachstelle in einer häufig verwendeten Software, welche einen signifikanten Anteil aller deutschen Unternehmen treffen. Wir als Hiscox begegnen diesem Kumulrisiko mit eigenen Krisenplänen, transparenten Bedingungen und Anpassung unserer Konzepte zum Wohle der Versicherungsnehmer. Beispielsweise haben wir die Entschädigung unserer Cyberbetriebsunterbrechung für kleine Kunden so umgestellt, dass diese schnell und einfach Pauschalen pro Tag erhalten, um so nicht wochenlang auf Entschädigungen warten zu müssen. Hier sind Versicherer gefragt, den Ernstfall professionell vorzubereiten, durchzuspielen und verlässliche Partner vor allem im Bereich Incident Response an ihrer Seite zu haben.
Neben dem genannten Kumulszenario besteht ein weiteres Risiko in staatlich organisierten Angriffen, sogenannten „Cyber Operations“. Diese sind unter bestimmten Voraussetzungen standardmäßig nicht vom Versicherungsschutz umfasst, da es sich hierbei analog zu einem Infrastrukturausfall um ein nicht versicherbares Ereignis handelt. Hier könnte für Kunden eine Deckungslücke entstehen, bei welcher staatliche Unterstützung notwendig werden kann.
Laut der AssCompact Studie TRENDS II/2024 steht Hiscox in der Gunst der Makler im Bereich Cyberversicherung ganz oben. Wie gestalten Sie die Zusammenarbeit mit den Vermittlern?
Hiscox war der erste Versicherer, der am deutschsprachigen Markt eine Cyberpolice angeboten hat. Dies hat den wesentlichen Vorteil, dass wir bereits seit langer Zeit Erfahrungen aus Schadenfällen sammeln und den Bedarf unserer Kunden und Partner sehr genau verstehen können. Wir setzen in unseren Produkten – wie schon erwähnt – vor allem auf nachhaltige Ansätze. Dies schätzen neben den Vermittlern vor allem unsere Kunden, die während eines Schadenfalls auf die weitreichende Unterstützung unserer Dienstleister wie z. B. die Experten von HiSolutions bei der Incident Response zählen können. Aber wir bieten auch inkludierte Assistance-Leistungen beim Datenschutzrecht sowie in der Krisenkommunikation – alles drei sehr wichtige Unterstützungen für den Fall der Fälle.
Unserer Erfahrung nach ist im Bereich Cyber eine offene und transparente Kommunikation ebenso wichtig wie das Verstehen der Bedürfnisse unserer Partner und Kunden. Gleichzeitig arbeiten wir stetig an der Modernisierung unserer Produkte, um diese auch für die Gefahren der Zukunft passend zu gestalten.
Lassen Sie uns noch über Trends in der Cyberversicherung sprechen. Wie passen Sie Ihre Produkte an bei einem so dynamischen Feld? Und wo sehen Sie die großen Trends der nächsten Jahre?
Die Cyberversicherung lebt von einer dynamischen Entwicklung. Dabei geht es neben dem reinen Deckungsschutz auch um die erwähnten Assistance-Leistungen während eines Schadenfalls – aber auch schon davor: Hier kann vor allem für Kunden im Bereich KMU Unterstützung durch Awareness für Mitarbeiter, Krisenpläne oder Unterstützung zur Erfüllung gewisser Anforderungen an die IT-Sicherheit zur Verfügung gestellt werden.
Das Thema künstliche Intelligenz (KI) hat immer mehr Einfluss sowohl auf die Risikosituation als auch auf den Bereich der Abwehr. Angreifer nutzen bereits jetzt Large Language Models, um Angriffe zu professionalisieren und effizienter zu gestalten. Gleichzeitig wird auch in der Abwehr von Angriffen KI eingesetzt, um Schadsoftware schneller zu erkennen und deren Verbreitung zu stoppen.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 11/2024 und in unserem ePaper.
Bild: © Gisa Kimmerle, Hiscox
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