Eine Coface-Studie, die im Juli und August 2021 durchgeführt wurde, hat mehr als 800 Unternehmen in Deutschland zu ihren Zahlungserfahrungen befragt. Die Fragen richteten sich an Unternehmen aus mehr als elf breit gefächerten Sektoren.
Zahlungsverzögerungen
59% der Befragten gaben an, dass 2021 Zahlungen verspätet eingetroffen sind. Bereits 2020 hatte es weniger Zahlungsverzögerungen im Vergleich zum Vorjahr gegeben (2020: 68%; 2019: 85%). Lediglich in der Transport- und der Metallbranche hat sich die Zahlungsdisziplin nicht verbessert. Von 36 Tagen im Jahr 2020 auf knapp 28 Tage im Jahr 2021 verringerte sich die Dauer von Zahlungsverzögerungen im Schnitt. In keinem der befragten Unternehmen dauerte es länger als 60 Tage, bis Zahlungen eingingen. Coface-Volkswirtin Christiane von Berg führt dies auf die hohe Liquidität am Markt zurück.
Zahlungsziele
Zudem zeigten die Unternehmen 2021 auch wieder mehr Vertrauen in die Zahlungsfähigkeit ihrer Kunden. Fast drei Viertel (74%) haben ihren Kunden in den vergangenen zwölf Monaten ein Zahlungsziel eingeräumt. Allerdings hat sich die durchschnittliche Lieferantenkredit-Laufzeit geringfügig um etwa einen Tag reduziert (2021: 34 Tage, 2020: 33 Tage). Von einer Mehrzahl der Unternehmen wird die Zahlung innerhalb von 60 Tagen gefordert. „Deutsche Firmen haben sich offenbar an das Pandemieumfeld gewöhnt, dennoch bleiben sie wachsam und sind nach wie vor bestrebt, so früh wie möglich Kasse zu machen“, sagt von Berg dazu.
Branchenunterschiede bei Zahlungsfristen
Innerhalb der Branchen gab es jedoch signifikante Unterschiede. Im Baugewerbe und in der Textil- und Kleidungsbranche wurden die Zahlungsfristen um fast zehn Tage im Vergleich zum Vorjahr verlängert. Trotzdem bleibt der Bausektor mit 24,4 Tagen die Branche mit der kürzesten Zahlungsfrist. Die Textil- und Kleidungsbranche ist die großzügigste (47 Tage). Verkürzt haben sich die Fristen im Bereich Maschinenbau, Automotive sowie im Agrar-, Lebensmittel- und Holzsektor. „Auch, wenn es nicht explizit gefragt wurde, berichten uns Kunden häufig, dass die gestiegenen Rohstoffpreise und damit die hohen Materialkosten sie unter Druck setzen. Sie möchten diese Vorleistungskosten offenbar möglichst schnell wieder einholen“, berichtet von Berg.
Einfluss der Pandemie
Welchen Einfluss die Corona-Hilfen haben, wird sich laut von Berg erst noch zeigen: „Die letzten Hilfsprogramme laufen Stand heute zum Jahresende aus. Es wird interessant sein zu sehen, ob das äußerst positive Zahlungsverhalten in Deutschland das Ergebnis einer starken wirtschaftlichen Erholung oder erheblicher öffentlicher Finanzhilfen und einer höheren Verschuldung ist.“ Laut Coface haben 48% der Befragten in den vergangenen zwölf Monaten staatliche Unterstützung in Zusammenhang mit der Pandemie in Anspruch genommen. Fast 90% beantragten Kurzarbeitergeld, an zweiter Stelle stehen Darlehen der KfW, dann folgen Zuschüsse wie Überbrückungs- oder Neustarthilfen. (lg)
Bild: © v.poth – stock.adobe.com
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