Fast vier von zehn Befragten oder 38% gehen davon aus, dass sich ihre persönliche finanzielle Situation verschlechtert. Das sind zehn Prozentpunkte mehr als im Vorquartal, so ein Ergebnis des aktuellen Anlegerbarometers von Union Investment. Zum Vergleich: Im ersten Quartal 2008, während der Finanzmarktkrise, erwarteten dies nur 16%. Die Zahl derjenigen, die pessimistisch in die eigene finanzielle Zukunft blicken, ist damit drei Mal so hoch wie die Zahl derer, die zuversichtlich gestimmt sind.
Spareifer ungebrochen
Vor ihren Sparbemühungen lassen sich die Menschen dennoch nicht abhalten: Fast drei Viertel der Befragten haben eine Geldanlage, in die sie regelmäßig einen festen Betrag einzahlen. Die meisten von ihnen legen zwischen 100 und 250 Euro monatlich zurück. Das wichtigstes Sparziel ist dabei die private Altersvorsorge (84%). Auf Platz 2 der wichtigsten Sparmotive rangiert die Rücklage für Notfälle (79%). Auch finanzielle Unabhängigkeit und Flexibilität sind unter den Befragten bedeutende Anreize, um Geld zurückzulegen (78%).
Steigende Zinsen geben zu denken, sorgen aber nicht für Hektik
77% der Befragten gehen davon aus, dass die Zinsen in den kommenden sechs Monaten steigen werden. Das ist der höchste Wert seit Beginn der regelmäßigen Umfrage im ersten Quartal 2001. Diese Erwartung führt bei 35% von ihnen dazu, ihre Geldanlage zu überdenken. Rund jeder zweite Befragte (51%) erachtet dies jedoch nicht für notwendig. Allerdings wissen die meisten noch nicht, wie genau ihre Reaktion sein wird (62%). 23% sagen, wegen der erwarteten Zinsänderungen ihr Geld umschichten zu wollen. 35% der Befragten möchten in festverzinsliche Wertpapiere investieren. Für 43% ist ein Beratungsgespräch bei der Bank eine wichtige Möglichkeit, um eine Einschätzung zur aktuellen Anlagesituation zu bekommen.
Die aktuelle Inflationsrate veranlasst 38% der Umfrageteilnehmer dazu, ihre Geldanlage zu überdenken. „Wer darüber nachdenkt, aufgrund der aktuellen Situation sowohl bei der Preis- als auch bei der Zinsentwicklung seine Geldanlage neu zu strukturieren, sollte am besten bei einem individuellen Beratungsgespräch herausfinden, welche Lösung die passende ist. Denn auch wenn die Zinsen steigen, gleicht dies die Inflation nicht aus und es bleibt weiterhin wichtig, auf ertragreichere Alternativen zu setzen“, erklärt Giovanni Gay, Geschäftsführer bei Union Investment.
Lieber Immobilien und Betriebsrente als Sparbuch
Trotz der Erwartung steigender Zinsen ändert sich nichts an den Lieblings-, Geldanlageformen der Deutschen. Das klassische Zinssparen bleibt weiterhin wenig rattraktiv, hoch im Kurs steht dagegen eine Geldanlage in Immobilien (72%) vor der Betriebsrente mit 60%. Auf Rang 3 der beliebtesten Anlageformen folgen Investmentfonds mit 48% vor Aktien mit 46%. Besonders bei den Befragten zwischen 20 und 29 Jahren sind Investmentfonds und Aktien sogar noch beliebter. 58% aller Befragten sind der Ansicht, dass aktienbasierte Anlagen mit sehr großer Wahrscheinlichkeit die höchsten Erträge bringen. Mit dem Sparbuch liebäugeln dagegen nur 14%.
Für viele zählen außerdem weiterhin Liquidität und Rendite: 83% ist es wichtig, jederzeit auf einen Teil des Ersparten zugreifen zu können. 70% achten darauf, dass sich das Sparen für sie rentiert.
Sparpläne werden immer gefragter
Damit sich Sparen lohnt, greifen immer mehr Menschen zu Fondssparplänen. Der Anteil der Befragten, die angeben, man erziele mit regelmäßigen Einzahlungen auf Fondssparpläne die höchsten Erträge, klettert in diesem Quartal auf 86%. Immer mehr Befragte – aktuell sind es 61% – können sich zudem einen Fondssparplan ergänzend zu anderen Anlagen sehr gut vorstellen. Für 54% stellt ein Fondssparplan eine gute Basisanlage dar.
Knapp zwei Drittel der Befragten begrüßen an einem monatlichen Fondssparplan, dass sich bereits mit kleineren Beträgen sparen lässt. „Die Evolution des Sparens ist bei vielen Sparerinnen und Sparern angekommen. Fondssparpläne sind auch in diesen Zeiten ein guter Einstieg zum Vermögensaufbau“, sagt Gay. Sparpläne sind auch deshalb für fast zwei Drittel der Befragten interessant, weil sie bereits mit kleinen Beträgen am Kapitalmarkt teilhaben können. Gut die Hälfte schätzt an Fondssparplänen, dass sie zum Sparen disziplinieren. (tk)
Bild: © Valerii Evlakhov – stock.adobe.com
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