Die deutschen Lebensversicherer haben einige herausfordernde Jahre hinter sich. Die Corona-Pandemie, der Angriffskrieg gegen die Ukraine und die daraus folgende Energiekrise und Inflationsdynamik haben Spuren hinterlassen.
Während sich die deutsche Versicherungswirtschaft als weitestgehend krisenresistent bewiesen hat, mussten die Lebensversicherer ein „sattes Beitragsminus“ hinnehmen, wie die V.E.R.S. Leipzig GmbH in ihrem Branchenmonitor 2023 – Lebensversicherung schreibt. Der aktuelle Branchenmonitor vergleicht die 50 größten Lebensversicherer, die zusammen etwa 95% des deutschen Markts abdecken, anhand von Zahlen der letzten fünf Jahre. Wie ist es also um die wirtschaftliche Situation der deutschen Lebensversicherer bestellt?
Deutlicher Rückgang im Geschäft gegen Einmalbeitrag
Im Jahr 2022 reduzierten sich die Beitragseinnahmen der untersuchten Lebensversicherer um 5,9% auf 97,1 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr. Das Sorgenkind war laut den Analysen des Branchenmonitors vor allem das Geschäft gegen Einmalbeitrag, welches aufgrund der Zinsentwicklung deutlich sank, nämlich um 17,7% auf 30,7 Mrd. Euro. Das Geschäft gegen laufenden Beitrag dagegen ist im vergangenen Jahr um 0,7% auf 66,5 Mrd. Euro gegenüber dem Vorjahr angestiegen.
Auch das Neugeschäft 2022 war im Vergleich zum Vorjahr rückläufig, mit einem Beitragsminus von 7,9% gegenüber dem Vorjahr. Von der Beitragssumme von 170,6 Mrd. Euro im Neugeschäft entfielen 142,3 Mrd. Euro auf laufende Beiträge und 28,3 Mrd. Euro auf Einmalbeiträge. Auch das Annual Premium Equivalent (APE) verringerte sich von 9,9 Mrd. Euro im Jahr 2021 auf 9,0 Mrd. Euro im Jahr 2022. Der gesamte Versicherungsbestand fiel um 1,1% von 82,7 Millionen Verträge auf 81,8 Millionen Verträge.
Stornoquoten sinken leicht
Positiv sieht es bei den Stornoquoten aus: Sie sanken leicht auf 2,51% gegenüber dem Vorjahreswert von 2,57%. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen stiegen im vergangenen Jahr laut dem Branchenmonitor deutlich auf 89,0 Mrd. Euro, ein Plus von 5,3% gegenüber dem Vorjahr, während die Leistungsverpflichtungen gegenüber Versicherungsnehmern auf 1.167,3 Mrd. Euro zurückgingen. Laut V.E.R.S. ist der Rückgang durch die starke Minderung der Deckungsrückstellungen für fondsgebundene Lebensversicherungen zu erklären. Langfristige Anlagen der Mittel am Kapitalmarkt seien notwendig, um die Verpflichtungen zu erfüllen.
Die Lebensversicherer mit den höchsten gebuchten Bruttoprämien
Die aktuelle Auflage des Branchenmonitors der 50 größten Lebensversicherer wird angeführt von der Allianz Leben, mit gebuchten Bruttoprämien im Jahr 2022 von 21,45 Mrd. Euro, was einem Marktanteil von 23,11% entspricht. Auf dem 2. Rang ist die R+V Leben mit Bruttoprämien von 7,23 Mrd. Euro (Marktanteil: 7,83%) zu finden, auf dem 3. Platz liegt die Generali Leben, mit Bruttoprämien von 6,00 Mrd. Euro (Marktanteil: 6,47%). Die ersten drei Ränge bleiben somit im Vergleich zum Vorjahr unverändert. Dabei erzielten die untersuchten 50 Gesellschaften durchschnittlich 1,76 Mrd. Euro an gebuchten Bruttoprämien – ein Rückgang vom letzten Jahr, als der Durchschnitt noch bei 1,89 Mrd. Euro lag.
Die Top 10 nach gebuchten Bruttoprämien werden von den folgenden Gesellschaften abgerundet: Debeka Leben, Zurich Deutscher Herold Leben, ALTE LEIPZIGER Leben, Bayern-Versicherung Leben, AXA Leben, NÜRNBERGER Leben und Poxalto Leben.
Über den V.E.R.S. Leipzig GmbH Branchenmonitor
Die Branchenmonitore werden jährlich von der V.E.R.S. Leipzig GmbH veröffentlicht, um einen umfassenden Überblick über die wirtschaftliche Verfassung in der Assekuranz zu geben. Neben der Sparte Leben wurden in diesem Jahr auch jeweils 50 bzw. 25 Unternehmen in den Zweigen Haftpflicht, Hausrat, Komposit, Kfz, Kranken, Rechtsschutz, Unfall und Wohngebäude unter die Lupe genommen. (js)
Bild: © kentoh – stock.adobe.com
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