Ein Artikel von Georg Pamboukis, Geschäftsführender Gesellschafter der GPI-Service-Center – bAV Konzepte GmbH & Co. KG
Nach wie vor zählt die betriebliche Altersversorgung (bAV) zu den wichtigsten Mitarbeiter-Benefits. Je innovativer die bAV gestaltet wird, desto stärker ist die Mitarbeiterbindung. Auch beim Recruiting neuer Mitarbeiter fallen die Arbeitgeber am meisten auf, die eine Corporate-Benefit-Strategie haben. Trotzdem schrecken immer noch viele Arbeitgeber (vor allem kleine und mittelständische) vor dem Verwaltungsaufwand und drohenden Haftungsrisiken durch die hohe Komplexität zurück. Das ist die Chance für kompetente bAV-Berater und -Vermittler mit Zugang zu Unternehmenskunden.
Arbeitgeber sollten wissen, wo sie stehen
Welche Ziele man als Arbeitgeber im bAV-Bereich auch immer verfolgt, als Erstes ist es wichtig zu wissen, wo man bAV-technisch überhaupt steht. Wie attraktiv ist unser bAV-Angebot im Benchmark-Vergleich? Wie rechtssicher ist unser Informations- und Dokumentationsprozess? Wann wurde unsere Versorgungsordnung letztmalig überprüft und upgedatet? Nutzen wir schon eine volldigitale bAV-Verwaltung aller bAV- und ggf. auch bKV-Verträge? Diese Fragen eignen sich auch für das Erstgespräch mit dem Unternehmenskunden.
bAV-Angebot muss erkennbar attraktiv sein
Mit dem 15%-igen Pflichtzuschuss zur Entgeltumwandlung gemäß BRSG ist eine bAV aus Arbeitnehmersicht noch lange nicht attraktiv. Zumal der Pflichtzuschuss sich im Regelfall über die Sozialabgabenersparnis, die durch die Entgeltumwandlung auf Arbeitgeberseite entsteht, refinanziert. Deutlich höhere Beteiligungsquoten lassen sich mit sogenannten „Matchingmodellen“ erzielen. So ein Modell könnte z. B. so aussehen, dass bei einer monatlichen Entgeltumwandlung von 100 Euro der Arbeitgeber die gleiche Summe dazugibt. So fließen insgesamt 200 Euro in die bAV und der Arbeitnehmeranteil beträgt dabei durchschnittlich nur ca. 50 bis 60 Euro. Die dadurch für den Arbeitnehmer erzielten Förderquoten liegen häufig bei 70 bis 80%. Da bleibt unterm Strich auch in der Leistungsphase genug für den Arbeitnehmer übrig, trotz Steuern und gegebenenfalls Beiträgen in die gesetzliche Krankenversicherung.
Info und Beratung – persönlich
Auch ein noch so attraktives bAV-Modell findet nicht von allein zum Arbeitnehmer. Daher ist eine professionelle Kommunikationsstrategie unerlässlich. Die Erfahrung hat gezeigt, dass trotz Online- und Digitalberatung während der Pandemie die meisten Arbeitnehmer lieber eine persönliche Info und Beratung wünschen. Das bedeutet zwar einen gewissen Zeitaufwand für den Arbeitgeber, aber die meisten Mitarbeiter wissen das zu schätzen und entscheiden sich danach auch häufiger für eine bAV. Neue Mitarbeiter sollten bereits im Rahmen des Onboarding-Prozesses kurz über das bAV-Angebot informiert werden – idealerweise mit einem Info-Flyer in der Begrüßungsmappe.
Employer Branding – mit bAV
Top-Arbeitgeber haben es im „War for Talents“ leichter, weil sie von Mitarbeitern und potenziellen Bewerbern als sichtbar kompetenter wahrgenommen werden. In der Werbung nennt man das auch „Sichtbarkeit erhöht Kompetenzvermutung“. Hochwertige Info-Flyer im Corporate Design, Landingpage im Intranet und regelmäßige Informationsveranstaltungen (in Präsenz und online) rund um die bAV erhöhen die Arbeitgeberattraktivität.
Makler oder Vermittler sollten sich daher mit anderen Dienstleistern vernetzen, denn heutzutage löst ein Produktflyer des Versicherers keine Begeisterung mehr aus.
Arbeitgeber erwarten digitale Verwaltung
Welcher bAV-Berater kennt das nicht: viele Versicherer, mehrere Durchführungswege, keine lückenlose Historie der bAV-Verträge, fehlende Entgeltumwandlungsvereinbarungen, unzählige VN-Wechsel, fehlende Dokumente usw. Immer mehr HR-Abteilungen wünschen sich auch für die bAV-Verwaltung eine „digitale Lösung“. Am besten gleich ein Arbeitgeber-Portal, das die Bearbeitung von sämtlichen Geschäftsvorfällen online ermöglicht. Gleichzeitig sollte auch der Zugang zu allen bestehenden bAV-Verträgen in einem Datenraum bestehen. Spätestens hier wird die Anzahl der Portale, die das über alle Versicherer und Durchführungswege (inkl. Zeitwertkonten) können, überschaubar.
Wir wissen aus eigener Erfahrung, wie kosten- und zeitaufwendig der Aufbau eines solchen Portals ist. Da gehen mal schnell zwei bis drei Jahre ins Land und man muss mit einer mittleren bis hohen sechsstelligen Investition rechnen. Man kann aus Makler- oder Vermittlersicht auch die Abkürzung wählen und mit einem Netzwerkpartner kooperieren, der neben den vorgenannten Themen auch ein leistungsfähiges Arbeitgeber-Portal in seinem Leistungsportfolio hat.
Gemeinsam erfolgreich im Netzwerk
Wir erleben es immer noch häufig, dass Kolleginnen und Kollegen zwar die Sach- und Haftpflichtversicherungen bei ihren Unternehmenskunden betreuen, aber sich bei der bAV eher zurückhalten oder nur bei vereinzelten Anfragen aktiv werden. Das liegt vor allem daran, dass es nicht ihr Kerngeschäft ist und insbesondere die Beratung von größeren Belegschaften aus Kapazitätsgründen gar nicht möglich ist. Aus diesem Grund empfehlen wir die Vernetzung mit einem zuverlässigen und renommierten bAV-Spezialisten. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Durch die professionelle Arbeitsweise des Netzwerkpartners partizipiert der zuführende Makler oder Vermittler von einem viel größeren Umsatzvolumen, und dass ohne zeitlichen Aufwand. Auch der Wegfall der Beraterhaftung im bAV-Bereich ist nicht zu unterschätzen.
AssCompact Forum betriebliche Versorgung 2024
Das AssCompact Wissen Forum betriebliche Versorgung findet am 27.06.2024 in Köln statt. Auch Georg Pamboukis, geschäftsführender Gesellschafter der GPI-Service-Center GmbH & Co. KG, wird dort zu finden sein. Er hält als einer von drei Top-Speakern den Vortrag „Beraten, abwickeln, verwalten – so geht bAV heute!“. Weitere Informationen zum Programm finden Sie unter asscompact.de/forum-betriebliche-versorgung.
Diesen Beitrag lesen Sie auch in der AssCompact Sonderedition Betriebliche Versorgung und in unserem ePaper.
Bild: © fizkes – stock.adobe.com
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