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17. Juni 2024
bAV und bKV im Zusammenspiel gegen Fachkräftemangel

bAV und bKV im Zusammenspiel gegen Fachkräftemangel

Im „War for Talents“ spielen Benefits für die Unternehmen eine immer größere Rolle. Wie groß, wissen Versicherer wie ERGO und DKV. Im Interview geben Ulrike Taube und Nina Henschel Einblicke, was betriebliche Altersversorgung und betriebliche Krankenversicherung leisten können.

Interview mit Ulrike Taube, Mitglied des Vorstands der ERGO Vorsorge Lebensversicherung AG, verantwortlich für bAV, und Nina Henschel, Mitglied der Vorstände der ERGO Krankenversicherung AG und DKV Deutsche Krankenver­sicherung AG, verantwortlich für Partnervertriebe und Kollektivgeschäft Gesundheit
Frau Taube, wo sehen Sie die betriebliche Altersversorgung (bAV) – jetzt und in Zukunft und auch in Anbetracht der demografischen Entwicklungen?

Ulrike Taube Der demografische Wandel in Deutschland hat zum einen weniger Beitragszahler je Rentner zur Folge, zum anderen bedeutet er auch weniger verfügbare Arbeitskräfte für die Unternehmen. In diesem Kontext ist die bAV ein wichtiger Teil der Personalpolitik im „War for Talents“. Denn Arbeitgeber müssen Wege finden, für Arbeitnehmer attraktiver zu sein als der Wettbewerb. Nicht nur, dass die bAV staatlich gefördert ist und der Arbeitgeber sich an der Versorgung seiner Mitarbeiter beteiligt, er präsentiert sich auch als Kümmerer, der aktiv etwas für das Wohlergehen seiner Mitarbeiter tut. Die bAV leistet dabei mehr als nur Altersvorsorge. Auch die Absicherung der eigenen Arbeitskraft oder der Hinterbliebenen ist Aufgabe der bAV. Bereits jetzt nimmt die bAV einen hohen Stellenwert am Arbeitsmarkt ein. Ich bin mir aber sicher, dass sich dies in den nächsten Jahren weiter verstärken wird.

Wie wichtig ist das Thema bAV denn speziell für Frauen?

UT Es ist eine traurige Tatsache, dass Frauen im Durchschnitt nicht nur weniger Rente erhalten als Männer, sondern auch seltener privat für das Alter vorsorgen. Diese Ungleichheit zeigt sich auch im Gender Pension Gap. Der Hauptgrund dafür ist, dass Frauen oft in Teilzeit oder Minijobs arbeiten, um sich um Kinder oder pflegebedürftige Angehörige zu kümmern. Das geringere Einkommen führt dazu, dass Frauen weniger Mittel zum Aufbau einer zusätzlichen Altersversorgung haben. Unser Ziel ist, Frauen gezielt anzusprechen und sie über die Vorteile einer privaten Vorsorge für sie persönlich aufzuklären. Jeder investierte Euro führt zu einer größeren finanziellen Unabhängigkeit im Alter. Die bAV ist eine wichtige Säule für Frauen, um die Versorgungslücke im Alter zu schließen. Durch großzügige Förderungen und die Möglichkeit, den Arbeitgeber an den Beiträgen zu beteiligen, wird diese Form der Vorsorge noch attraktiver.

Frau Henschel, Sie sind u. a. zuständig für den Bereich betriebliche Krankenversicherung (bKV). Wie beschreiben Sie den Status quo und wie lautet hier Ihre Vision für die bKV?

Nina Henschel Die bkV ist für uns ein strategisches Wachstumsfeld und die DKV ist hier top aufgestellt: Wir bieten ein breites Portfolio aus Einzel-, Kompakt- und Budgetprodukten, sodass für jeden Bedarf etwas Passendes dabei ist. Oftmals zu sehr attraktiven Preisen, denn wir kalkulieren die Beiträge meist individuell für das Unternehmen und können so passgenaue Angebote abgeben. Wir bauen unsere Services stetig aus und unsere neuen Budgettarife ohne Sub­limits werden hervorragend angenommen. Eine interne bKV-Spezialisteneinheit und unser neu gegründeter bKV-Beirat – ein Expertennetzwerk aus Top-Vertrieblern – stellen sicher, dass wir richtig priorisieren. Für uns ist die bKV ein Zukunftsfeld, bei dem wir in langfristen Konzepten denken. Entsprechend zahlen wir standardmäßig eine Bestandsprovision, deren Höhe sich auf Niveau der Sachversicherung bewegt.

Die bkV ist stark im Kommen und wird für Unternehmen immer wichtiger. Hängt das vor allem mit dem Fachkräftemangel zusammen?

NH Fachkräftemangel, Fluktuation und neue Höchststände bei krankheitsbedingten Fehlzeiten. Diese Probleme betreffen alle Branchen und Unternehmensgrößen. Die bkV bietet hierfür Lösungen. Studien zeigen, dass Unternehmen, die bkV-Konzepte umsetzen, eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit, eine geringere Fluktuation und einen besseren Net Promoter Score aufweisen. Mit einer bKV lässt sich direkte Erlebbarkeit von Positivleistungen, z. B. eine neue Brille oder etwa eine professionelle Zahnreinigung, mit echter Fürsorge in Notsituationen, z. B. durch eine stationäre Absicherung oder Pflegeleistungen, vereinbaren. Außerdem hat sich die bKV noch nicht als „Standard“-Zusatzleistung von Arbeitgebern etabliert und bietet daher eine gute Differenzierungsmöglichkeit.

Auch noch nicht so verbreitet ist die betriebliche Pflegeversicherung. Welche Rolle könnte sie z. B. angesichts Demografie und Fachkräftemangel einnehmen?

NH Pflege ist schon heute eine Kernherausforderung unserer Gesellschaft und wird perspektivisch weiter an Bedeutung gewinnen. Denn hohe Kosten treffen auf ein enormes Risiko. Bei einem Ehepaar liegt die Wahrscheinlichkeit, dass mindestens einer pflegebedürftig wird, bei aktuell 94%. Obwohl das Thema so wichtig ist und wir als DKV einer der wenigen Akteure am Markt sind, die eine betriebliche Pflegeversicherung anbieten, sehe ich die Chancen aktuell eher bei großen Branchenlösungen. Kleinere Unternehmen werden sicher nachziehen, wenn andere bKV-Konzepte fest etabliert sind.

Die Mehrheit der Unternehmen in Deutschland sind laut Destatis kleine und mittlere Unternehmen (KMU). Wie viel Potenzial steckt denn in dieser Zielgruppe für Sie und für Makler? Was unterscheidet sie von Großunternehmen?

UT In vielen KMU ist das Wissen über die Vorteile einer bAV für Arbeitgeber und Arbeitnehmer leider noch nicht ausreichend verbreitet. Während es in großen Firmen meistens Personen gibt, die sich mit der bAV-Thematik regelmäßig auseinandersetzen und entsprechend aktiv im Unternehmen anbieten, fehlt diese Expertise bei KMUs zu oft. Der Bedarf an kompetenter Beratung ist also sehr hoch. Jeder Arbeitnehmer und jede Arbeitnehmerin hat individuelle Bedürfnisse, auf die auch individuell eingegangen werden sollte. Daher bündeln wir bei ERGO die betrieblichen Angebote unter dem Stichwort Social Benefits, sei es bAV, bKV oder bUV. Der Kunde erhält alles aus einer Hand.

NH Der bKV-Markt ist jung und gerade bei Maklern gibt es erst sehr wenige spezialisierte Häuser. Diese fokussieren sich in der Regel eher auf größere Unternehmen. Kleine und mittelständische Unternehmen werden bislang wenig strukturiert angegangen und bieten somit ein großes Wachstumspotenzial. Wir als DKV haben mit allen Unternehmensgrößen fundierte Erfahrungen – so haben wir z. B. im letzten Jahr mit Sana die wohl größte bKV-Lösung der Branche verwirklicht. Bei kleineren Firmen beobachten wir oft, dass der Kostenaspekt im Vordergrund steht und Lohnnebenleistungen nur selektiv angeboten werden können. Um den Unternehmen aus dieser Trade-off-Situation zu helfen, bieten wir z. B. eine gemeinsame Beratung mit unserem Kooperationspartner Knappschaft an. Durch niedrigere Umlagesätze kann das Unternehmen zunächst Geld sparen, das dann in eine bKV investiert wird. In Summe kann das Unternehmen deutliche Mehrwerte für die Mitarbeiter generieren und dabei gleichzeitig sparen.

Wie passt sich Ihr Unternehmen den technisch-digitalen Entwicklungen an, um Maklern und Kundenunternehmen z. B. die Beratung und Verwaltung zu vereinfachen?

UT Wir wollen einer der führenden Anbieter von bAV auf dem deutschen Versicherungsmarkt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen wir die bAV für Makler und Kundenunternehmen so einfach wie möglich gestalten. Hierzu gehört eine intuitive und digital gestützte Beratung sowie Bestandsverwaltung, die wir über den Xempus advisor und die eVorsorge anbieten. Um unsere Dienstleistungen noch weiter zu verbessern, sind wir eine Launch-Partnerschaft mit Xempus eingegangen. Im Rahmen dieser Partnerschaft bieten wir unseren Kunden einen Budgetberater an. Der Arbeitgeber gibt dabei lediglich ein Budget vor, und dieses wird entsprechend den Bedürfnissen auf die gewählten Absicherungsmöglichkeiten wie bAV, bKV oder bUV aufgeteilt. Im Bereich der Arbeitskraftabsicherung gibt es nur sehr wenige Anbieter einer Grund­fähigkeitsabsicherung. Daher freuen wir uns sehr, zum Start sogar Exklusiv-Anbieter mit unserer Grundfähigkeit, der ERGO Body Protect, zu sein.

Zum Schluss: Was würden Sie Maklern in Bezug auf die betriebliche Versorgung gerne noch mitgeben?

NH Der Beratungseinstieg in die betriebliche Versorgung gelingt gerade über die bKV sehr gut, denn die eigene Gesundheit ist das Wichtigste für jeden von uns, viele Leistungen sind direkt erlebbar und im besten Fall trägt sich die Absicherung selbst. Eine Win-win-Situation für Arbeitnehmer und Arbeitgeber.

UT ERGO ist einer der führenden Anbieter von bAV auf dem deutschen Versicherungsmarkt. Für Makler gibt es hier viel Potenzial. Unsere Produkte wurden von unabhängigen Ratingagenturen ausgezeichnet und unsere Kompetenz wird positiv bewertet. Die Prozess- und Produktverbesserungen, die wir in den vergangenen Jahren umgesetzt haben, z. B. die Nutzung digitaler Unterschriften, treffen genau die Bedürfnisse der Makler.

Diesen Beitrag lesen Sie auch in der AssCompact Sonderedition Betriebliche Versorgung und in unserem ePaper.

Bild: © Ulrike Taube und Nina Henschel, ERGO

 
Ein Interview mit
Nina Henschel
Ulrike Taube