Wie sind die Aussichten für den Immobilieninvestmentmarkt 2025? Um diese Frage ging es bei einer Online-Pressekonferenz mit Michael R. Baumann, Head of Capital Markets beim Immobilienberater Colliers in Deutschland, Jan Philipp Daun, Geschäftsführer bei GARBE Industrial Real Estate, Carsten Demmler, Geschäftsführer der HIH Invest Real Estate, Camille Dufieux, Geschäftsführerin der INTREAL, und Gerhard Lehner, Head of Germany bei Savills Investment Management.
Die Talsohle am Immobilientransaktionsmarkt ist überwunden. Nach drei mehr als herausfordernden Jahren für die Immobilienwirtschaft dürften sich die Voraussetzungen 2025 verbessern. Zurückzuführen ist dies insbesondere auf die deutlich gesunkene Inflationsrate und niedrigere Zinsen infolge der diesjährigen Leitzinssenkungen durch die EZB. Mit einem neuerlichen Boom am Immobilienmarkt sei aber erst einmal nicht zu rechnen, so ein Ergebnis der Runde.
Leichte Erholung durch mehr Transaktionen 2025
Einigkeit herrscht bei den Teilnehmern der Runde darüber, dass erste Tendenzen für einen Anstieg des Transaktionsgeschehens schon jetzt wahrzunehmen. Ein deutliche Zunahme ist infolge der abwartenden Haltung vieler Branchenteilnehmer aber noch nicht erkennbar.
„Der Transaktionsmarkt wird 2025 wieder weiter anspringen, denn es gibt selektiv günstige Ankaufsopportunitäten. Dennoch dürfte das Jahr hinsichtlich der Investmentstrategien nach wie vor von Portfoliobereinigungen geprägt sein. Die Immobilienquoten in den Portfolios bleiben stabil, Investoren werden aber innerhalb der Immobilienallokation eine stärkere sektorale Diversifikation vornehmen“, erlklärt Carsten Demmler, Geschäftsführer der HIH Invest Real Estate.
Camille Dufieux, Geschäftsführerin der INTREAL, ergänzt: „Es ist etwas mehr Bewegung im Markt als noch vor sechs Monaten. Wir verzeichnen mehr Anfragen für neue Produkte. Unsere Fondspartner beschäftigen sich intensiver mit Transaktionen als es noch Mitte des Jahres der Fall war. Das sehe ich als Anzeichen dafür, dass sich der Transaktionsmarkt langsam erholt.“
Zurückhaltung bei institutionellen Investoren
Von einer neuerlichen Boomphase geht keiner der Experten aus. So sagt Gerhard Lehner, Head of Germany bei Savills Investment Management, dazu: „Dafür sind institutionelle Investoren derzeit noch zu zurückhaltend. Bei deutschen institutionellen Investoren lag der Fokus in den letzten beiden Jahren primär auf dem Management der Bestandsportfolios.“
Laut Jan Philipp Daun, Geschäftsführer bei GARBE Industrial Real Estate, hätten institutionelle Investoren, die Core-Strategien verfolgen, in den vergangenen zwei Jahren nicht investiert. „Dies ändert sich langsam. Wir haben in den letzten Wochen einige interessante Gespräche mit deutschen Investoren geführt und sind optimistisch, dass der Tiefpunkt am Investmentmarkt überwunden ist“; so Daun.
Auch Michael R. Baumann, Head of Capital Markets beim Immobilienberater Colliers in Deutschland, berichtet von Anzeichen für eine Rückkehr des ein oder andere opportunistischen Akteurs, der in den vergangenen zehn bis 15 Jahren nicht am Markt zu sehen war.
Asset-Klassen Wohnen und Logistik im Fokus
Während Anleger ihr Augenmerk vor allem auf den Asset-Klassen Wohnen und Logistik richten, stehen Büroimmobilien vor Herausforderungen. So rechnen die Experten bei Wohnen und Logistik mit einem steigenden Interesse der Investoren, Büroimmobilien hingegen müssten differenziert betrachtet werden.
„Wohnen wird durch Faktoren wie die demografische Entwicklung, eine weiterhin hohe Zuwanderungsquote und eine geringe Neubauqualität für Investoren langfristig attraktiv bleiben. Gleiches gilt für Logistik. Büroimmobilien in Top-Lagen und mit guten Mieterstrukturen sind entgegen vieler Annahmen auch weiterhin interessant. Andererseits gibt es nicht ESG-konforme Objekte in Lagen, in denen es noch keine Preisbildung gibt. Diese Objekte werden es auch im kommenden Jahr schwer haben“, erklärt Michael R. Baumann. Carsten Demmler ergänzt: „Wir sehen einen ganz klaren ‚Flight to Quality‘. Die Asset-Klasse Büro ist noch lange nicht tot, sondern bietet unter den richtigen Bedingungen gerade antizyklisch handelnden Investoren sehr attraktive Einstiegschancen.“
Die besten Investitionschancen in Deutschland erwarten die Teilnehmer bei Büroimmobilien in den Top-7-Standorten. Hier komme es aber sowohl auf die Makro- als auch die Mikrolage an. Die Asset-Klasse Wohnen dagegen funktioniere in den Metropolregionen auch etwas weiter außerhalb der größeren Städte.
Weitere Belebung erwartet
Nachdem auf dem Immobilientransaktionsmarkt in den vergangenen Monaten wieder Dynamik zu verzeichnen ist, geht der Großteil der Teilnehmer für 2025 von einer weiteren Belebung aus. Einig sind sich aber alle, dass bis auf Weiteres nicht mit Zahlen der Niedrigzinsphase zu rechnen ist. (tik)
Bild: © Vertigo Images – stock.adobe.com
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