Ein Artikel von Prof. Michael Hauer, Geschäftsführer der Institut für Vorsorge und Finanzplanung GmbH
Das Thema Altersvorsorge wird 2022 durch die Politik der Ampelkoalition geprägt sein. Manche Entscheidungen und Maßnahmen sind in den Koalitionsverhandlungen bereits konkretisiert worden – andere sind eher nebulös formuliert.
Die wichtigsten Ergebnisse im Bereich der Altersvorsorge:
- Nach aktuellem Stand sind das Provisionsverbot, der Provisionsdeckel und die Erweiterung der BaFin-Aufsicht auf 34f-Vermittler vom Tisch – Vernunft setzt sich anscheinend auch in der Politik immer wieder durch.
- Einführung gesetzliche Rentenversicherungspflicht für Selbstständige ist nur für Personen geplant, die zukünftig selbstständig werden, mit „unbürokratischer“ Opt-out-Option für ein privates Vorsorgeprodukt (dabei handelt es sich offensichtlich um die Basisrente, auch „Rürup-Rente“ genannt) und Karenzzeit von zwei Jahren. Für die Berater, die sich auf viele Selbstständige als Kunden für die Basisrente gefreut haben, wird diese also frühestens 2024 in die Beratung kommen.
- Einstieg in die Aktienrente bei der gesetzlichen Rente in Höhe von 10 Mrd. Euro im Jahr 2022. Diese Kapitaldeckung soll als dauerhafter Fonds von einer unabhängigen öffentlich-rechtlichen Stelle verwaltet und global angelegt werden. Die Maßnahme löst zwar das Problem der gesetzlichen Rente ab ca. 2040, aber das Problem, das im Zeitraum zwischen 2025 und 2040 aufgrund des Renteneintritts der Baby-Boomer auftritt, wird damit nicht behoben.
- Festhalten am Sozialpartnermodell in der bAV und Schaffung von Anlagemöglichkeiten mit höheren Renditen. Was immer das heißen soll – wir werden es hoffentlich 2022 erfahren.
- Prüfauftrag für öffentlich verantworteten Fonds in der privaten Altersvorsorge. Zusätzlich: Anerkennung privater Anlageprodukte mit höherer Renditemöglichkeit als Riester – aber Bestandsschutz für die bestehenden Riester-Verträge. Auch hier gilt, dass es dazu noch viele Fragezeichen gibt. Wir können gespannt sein, was sich daraus ergibt.
Siegeszug der Fondspolicen
Ganz unabhängig von den politischen Entscheidungen wird aufgrund der anhaltenden Niedrigzinsphase – und da ist kein Ende in Sicht – der „Siegeszug“ der Fondspolicen, insbesondere der ohne Garantien, weiter voranschreiten. Wegen der Höchstrechnungszinssenkung auf 0,25% sind 100%-ige Bruttobeitragsgarantien ohnehin nicht mehr möglich (zumindest nicht mit ausreichender Courtage). Garantieversprechen von 50% bis maximal 90% werden die Regel sein. Berücksichtigt man die Inflationsrate, dann ist die Garantie oftmals wenig wert. Daher werden die Fondspolicen ohne Garantien noch mehr in den Fokus rücken. Dabei wird immer mehr Augenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt, das heißt, die Anbieter werden verstärkt Investments mit nachhaltigem Charakter anbieten (müssen). Dies wird allein schon durch die EU-Verordnungen wie zum Beispiel der Transparenzverordnung oder der Delegiertenverordnung zur IDD nötig sein.
Die Gewinnerin: Die Basisrente
Der große Gewinner 2022 wird aber die Basisrente sein, da die Vorteile immer deutlicher werden. Und zwar unabhängig von der Versicherungspflicht der Selbstständigen, da die Basisrente insbesondere auch für Arbeitnehmer und freiberuflich Tätige empfehlenswert ist. Warum das so ist, wird 2022 in vielen Veröffentlichungen dargestellt werden.
Diesen Artikel lesen Sie auch in AssCompact 01/2022, S. 75, und in unserem ePaper.
Bild: © MQ-Illustrations – stock.adobe.com
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