Die Bundestagswahl ist vorbei, die Koalitionsverhandlungen zwischen Union und SPD sind in vollem Gange. Bisher ging es – zumindest öffentlich – vor allem um die Themen Verteidigung und Infrastruktur. Doch ein Bereich ist laut Experten bisher in den Sondierungsgesprächen zu kurz gekommen: die Altersvorsorge.
Aktuare: Altersvorsorgereform in dieser Legislaturperiode
Durch die vorgezogenen Wahlen ist die geplante Altersvorsorgereform der ehemaligen Ampel-Regierung jäh in Stillstand geraten. Nun fordern Vertreter der Finanz- und Versicherungsbranche, das Thema angesichts anderer wichtiger Verhandlungen nicht in den Hintergrund geraten zu lassen. „Um es ganz deutlich zu sagen: Wir dürfen die Reform der Alterssicherung nicht aus den Augen verlieren. Diese muss in allen drei Säulen, aufeinander abgestimmt und zeitnah innerhalb der anstehenden Legislaturperiode das Parlament passieren und umgesetzt werden,“ so Dr. Maximilian Happacher, Vorsitzender der Deutschen Aktuarvereinigung e. V. (DAV). Ansonsten könne es nicht nur sein, dass die Kosten aus dem Ruder laufen, sondern jüngere Generationen würden in ihrer Rentenphase mit deutlichen Einbußen rechnen müssen, was vermehrt zu Altersarmut führen könne.
Auch „unbequeme Entscheidungen“ notwendig
Um das Alterssicherungssystem auf nachhaltige Beine zu stellen, muss es an die demografische Entwicklung angepasst werden – insbesondere angesichts des kommenden Renteneintritts der Babyboomer-Generation in den nächsten Jahren, so die Aktuare. Dazu gehören auch „unbequeme Entscheidungen“ in der Gesetzlichen Rentenversicherung, wie die weitere Anpassung des Renteneintrittsalters. Vor allem aber seien Reformen nötig, um die betriebliche Altersvorsorge (bAV) zu stärken und die staatliche geförderte Altersvorsorge attraktiver zu machen.
GDV: Politik muss auch Jüngere im Blick haben
Auch der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e. V. (GDV) drängt auf ein schnelles Handeln in der Altersvorsorge. „Die kommende Bundesregierung sollte dabei nicht nur diejenigen in den Blick nehmen, die heute im Rentenalter sind, sondern auch ihrer Verantwortung gegenüber den Jüngeren gerecht werden und es ihnen ermöglichen, sich bis zum Lebensende zuverlässig abzusichern“, kommentiert Moritz Schumann, stellvertretender GDV-Hauptgeschäftsführer.
Bei der bAV sollten Unternehmen ihre Beschäftigten automatisch in eine Betriebsrente einbinden dürfen – sollten die Mitarbeiter dies nicht wünschen, müssen sie explizit widersprechen, ein sogenanntes Opt-out-Verfahren. In der geförderten privaten Altersvorsorge setzt sich der Branchenverband für bessere Renditechancen durch ein moderates Absenken der Garantien in der Anspar- und Auszahlphase sowie einfachere Fördersysteme ein. (js)
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