Die Kosten für Autoreparaturen steigen. Nicht nur die Stundensätze in Kfz-Werkstätten haben stark angezogen, auch die Preise von Ersatzteilen sind in den letzten Jahren deutlich nach oben geklettert. Die Allianz lässt daher nun die Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen zu. Das hat der Münchener Versicherer auf Nachfrage von AssCompact bestätigt. Das soll nicht nur deutlich kostensparender sein, sondern auch großes Nachhaltigkeitspotential haben.
„Alle Expertinnen und Experten sind sich einig: Reparieren ist nachhaltiger als Neuteile einzusetzen“, wird Frank Sommerfeld, CEO der Allianz-Versicherungs-AG zitiert. So habe das Allianz Zentrum für Technik errechnet, dass bei der Windschutzscheibe eines VW ID.3 rund 99% der CO2-Emissionen eingespart werden können, wenn sie repariert statt ausgetauscht wird. Zudem kostet die Reparatur bis zu 1.200 Euro weniger als ein Ersatz.
Bis zu 25 Fahrzeugteile aus einem Auto wiederverwendbar
Die gebrauchten Ersatzteile sollen aus Totalschadenfahrzeugen kommen, die bisher häufig ins Ausland verkauft werden, um einen maximalen Erlös zu erzielen. Als „Zielgruppe“ für Reparaturen nennt der Versicherer insbesondere Autos im Alter von drei bis acht Jahren – jüngere seien meist finanziert oder geleast, bei älteren lohnt sich oftmals eine Reparatur mit gebrauchten Ersatzteilen nicht mehr.
Wiederverwendet werden können Außenteile der Karosserie wie Türen, Front- und Heckscheiben, aber auch Spiegel, Scheinwerfer und Rückleuchten. Nach einer Funktionsprüfung können auch Motoren, Getriebe und Aggregate zur Reparatur eingesetzt werden. „Sicherheitsrelevante Teile“ wie Lenkungen, Achsenteile oder Räder werden nicht recycelt, so der Versicherer. Rund 25 Teile können aus einem Unfallfahrzeug für Reparaturen gewonnen werden.
Politik soll Maßnahmen ergreifen
Die Allianz sieht gerade mit Blick auf das Recycling von Elektrofahrzeugen und deren Batterien einen wachsenden Markt für Teile aus der Demontage von Alt- und Unfallfahrzeugen. Einige Fahrzeughersteller bieten auch bereits gebrauchte Ersatzteile in ihrem Händlernetz an. Dennoch sei hier die Politik gefordert, um diese Entwicklungen durch entsprechende gesetzliche Rahmenbedingungen schneller voranzutreiben. Als Vorbild nennt der Versicherer England, die Niederlande und Frankreich, die bereits Maßnahmen ergriffen haben, um den Einsatz gebrauchter Ersatzteile zu fördern. Sommerfeld forderte auch andere Versicherer auf, dabei zu unterstützen, einen Markt für gebrauchte Ersatzteile aufzubauen. (js)
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