Liebe Frau Klingspor, derzeit beschäftigt die Menschen in aller Welt vor allem ein Thema: Der Angriff auf die Ukraine. Was sind denn die Auswirkungen auf die Allianz?
Was gerade in der Ukraine passiert, ist unvorstellbar. Mitten in Europa sind wir mit einem unprovozierten Angriff auf einen demokratischen Staat konfrontiert. Als Allianz sind wir ein internationaler Konzern, aber wir sind nicht neutral in unseren Werten. Wir stehen an der Seite der Menschen, die unter der Invasion leiden. Als sofortige Reaktion hat die Allianz 10 Mio. Euro für humanitäre Zwecke zur Verfügung gestellt. Und wir werden zusätzlich die Spenden von unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bis zu einem Betrag von 2,5 Mio. Euro verdoppeln. An mehreren Allianz-Standorten sind Blutspendeaktionen in Vorbereitung. Verschiedene Sachspendenaktionen sind – gemeinsam mit erfahrenen Hilfsorganisationen – bereits gestartet. Weitere Maßnahmen planen wir. Die Allianz zeichnet zudem kein Neugeschäft in Russland und ist dabei, das Engagement in Russland in geordneter Art und Weise entschieden zu reduzieren.
Gibt es konkrete Folgen für die Allianz Private Krankenversicherung?
Wir tätigen keine neuen Investitionen in Russland oder Belarus. Der Anteil der Staatsanleihen beider Länder in unserem bestehenden Anlageportfolio ist gering. Wir haben bereits vor Wochen einen Anlagestopp für russische Staatsanleihen verhängt.
Wir kommen gerade aus einer anderen Krise – Corona. Wie hat sich das Geschäft der APKV 2021 im zweiten Jahr der Pandemie entwickelt?
Corona hat das Thema Gesundheit noch stärker bei den Menschen ins Bewusstsein gerückt. 2021 haben wir besonders viele neue Kunden gewinnen können, weil sie unser Angebot überzeugt. So wurde 2021 für uns das Jahr mit dem besten Vertriebsergebnis seit Gründung der APKV. Die Vollversicherungstarife wurden sehr gut nachgefragt. Bei der Zusatzversicherung lief insbesondere das Geschäft mit der betrieblichen Krankenversicherung äußert erfolgreich. Die Produktpalette hatten wir im Frühjahr 2021 um Budgetkomponenten erweitert. Bei diesen stellen Arbeitgeber ihren Mitarbeitern ein jährliches Budget zwischen 300 und 1.500 Euro pro Person zur Verfügung und die Arbeitnehmer entscheiden dann selbst, welche Gesundheitsleistungen sie dafür in Anspruch nehmen. Die Beiträge zahlt der Arbeitgeber. Diese Budgetpakete komplettieren unser Angebot und kommen sehr gut an. Auch das Zahnzusatzgeschäft entwickelte sich positiv. In der Pflegeversicherung hatten wir eine große Kampagne mit Dieter Hallervorden, die auch im Fernsehen lief. Diese war so erfolgreich, dass wir sie in diesem Jahr fortsetzen.
Wie wirkt sich das weitere Anhalten der Pandemie auf die Kosten aus?
Das Krankheitsspektrum von Corona ist sehr breit. Entsprechend unterschiedlich können die entstehenden Behandlungskosten ausfallen. Welche langfristigen Folgen die Pandemie genau haben wird, werden wir beobachten.
Wird sich der Wettbewerb in der Krankenvollversicherung insgesamt weiter verschärfen?
Wir haben auf jeden Fall vor, mit unserem Angebot zum Wettbewerb beizutragen! Wir haben uns ein klares Leitmotiv gegeben, das unser Tun bestimmt. Es lautet „Für Ihre Gesundheit da – ein Leben lang“. Wir wollen unseren Kunden ein Partner sein, der an ihrer Seite steht, der ihre Bedürfnisse kennt und auf den sie sich in jeder Situation verlassen können. Dabei wollen wir für unsere Versicherten die bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten mit unserem großen Angebot an Gesundheitsleistungen, unseren vielfältigen Services und einer persönlichen Beratung. Wir sehen, dass das sowohl bei den Kunden als auch den Vertriebspartnern ankommt.
Neben Corona gab es 2021 mit der Bundestagswahl noch ein weiteres großes Thema, verbunden mit einer ungewissen Zukunft für die private Krankenversicherung. Die Abschaffung des dualen Systems scheint vorerst abgewendet, doch der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach ist bekanntlich ein Verfechter der Bürgerversicherung. Was hat die PKV zu befürchten?
Ich bin nach wie vor überzeugt, dass das Nebeneinander von privater und gesetzlicher Krankenversicherung zu der besten Versorgung für alle führt. Zum einen belebt Wettbewerb bekanntlich das Geschäft und zum anderen sind die privaten Krankenversicherungen ein Innovationstreiber für die ganze Branche. Hinzu kommt, dass Nachhaltigkeit für einen wachsenden Teil der Bevölkerung eine wichtige Rolle spielt. Die private Krankenversicherung (PKV) ist nachhaltig in Bezug auf die Generationengerechtigkeit. Denn durch die Kapitaldeckung sorgt jede Generation selbst für ihr Alter vor, indem sie Rückstellungen aufbaut. In der gesetzlichen Krankenversicherung hingegen gilt das Umlageverfahren, bei dem die älteren Generationen von den jüngeren Generationen finanziert werden. Das wird angesichts unserer alternden Bevölkerung zunehmend herausfordernd und das wissen auch alle Beteiligten. Umso wichtiger ist die PKV als zweite starke Säule.
Welche Neuerungen stehen auf der Agenda?
Die betriebliche Krankenversicherung (bKV) wird auch 2022 im Fokus stehen. Wir haben einen sehr guten Zugang zu Unternehmenskunden über das starke Firmenkundengeschäft der Allianz wie beispielsweise der betrieblichen Altersvorsorge. Diese Kunden wollen wir von den Vorteilen der bKV überzeugen, auch durch den Ausbau unserer Services und Produkte. Besonders interessant für unsere bAV-Kunden: Die Verwaltung der Verträge wird noch komfortabler, denn wir integrieren die bKV in unsere Plattform FirmenOnline. Weitere Schwerpunkte sind bei uns natürlich die Vollversicherung und die wichtigen Zusatzangebote wie Pflege- und Zahnzusatzversicherung.
Nach dem Ende der Allianz Deutschland sollten bis Ende März die Strukturen neu geschaffen sein. Wie anders sieht die jeweilige Versicherungssparte bzw. im speziellen Fall die Krankensparte nun aus und welche Folgen spüren davon der Vertrieb und die Kunden?
Die Zufriedenheit der Kunden ist unser oberstes Ziel. Durch die Neuaufstellung der Allianz Deutschland werden wir noch besser in der Lage sein, schnell auf die Bedürfnisse unserer Kunden und Vertriebspartner zu reagieren. Ein Beispiel: Für unsere Versicherten ist es wichtig, dass eingereichte Rechnungen schnell beglichen werden. Bereits heute werden gut sechs von zehn Rechnungen von unserem EDV-System innerhalb von 24 Stunden abschließend bearbeitet. Diesen Anteil wollen wir weiter erhöhen und bei solchen Vorhaben hilft es, wenn wir als Gesellschaft für alle unsere Prozesse von Anfang bis Ende zuständig sind.
Lassen Sie uns zum Abschluss noch einen Ausblick auf die Vertriebswege werfen. Wird der Direktvertrieb in der PKV weiter an Bedeutung gewinnen? Oder bleibt persönliche Beratung gefragt?
Für uns sind beide Vertriebswege wichtig. Hier setzen wir auf unsere Strategie „persönlich und digital“. So findet jeder Kunde ein Angebot, das für ihn oder sie passt und alle Anforderungen erfüllt.
Bilder: Artikelfoto Newsletter: © kamon_saejueng; Porträtfoto: © Allianz
Anmerkung der Redaktion:
Der Artikel wurde aufgrund eines Tippfehlers am 23.03. aktualisiert: Die Summe, die die Allianz als sofortige Reaktion für humanitäre Zwecke zur Verfügung gestellt hat, beträgt 10 Mio. Euro.
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