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25. Juli 2023
Aktuare bemängeln Vorschläge für Altersvorsorge-Reform
Aktuare bemängeln Vorschläge für Altersvorsorge-Reform

Aktuare bemängeln Vorschläge für Altersvorsorge-Reform

Der Abschlussbericht der Fokusgruppe private Altersvorsorge schlägt weiter Wellen. Nun hat sich die DAV zu Wort gemeldet - und bringt Kritik an. Insbesondere der Vorschlag, die Rente mit zeitlich befristeten Auszahlungsplänen gleichzustellen käme „staatlich geförderter Altersarmut gleich.“

Letzte Woche hat die vom Bundesministerium der Finanzen eingesetzte Fokusgruppe private Altersvorsorge ihren Abschlussbericht vorgelegt (AssCompact berichtete). Die Reaktionen der Branchenverbände variierten von geteilter Meinung bis hin zu grundsätzlicher Zustimmung. Nun hat sich auch die Deutsche Aktuarvereinigung e. V. (DAV) in die Diskussion eingeschaltet. Die Versicherungsmathematiker sehen die Vorschläge der Fokusgruppe eher kritisch.

Aktuare bemängeln Vorschlag für flexible Auszahlungsmodelle

„Die Ergebnisse der Fokusgruppe private Altersvorsorge verfolgen in einigen Punkten den richtigen Ansatz, dem Kernthema Lebensstandardsicherung im Alter werden sie aber nicht gerecht“, so der Kommentar von DAV-Vorsitzenden Dr. Max Happacher. Das Ziel einer Reform der privaten Altersvorsorge sei die nachhaltige Absicherung des Lebensstandards breiter Bevölkerungsgruppen. Die Fokusgruppe wird diesem Ziel allerdings nur teilweise gerecht, beziehungsweise konterkariert es sogar.

Insbesondere stört sich die Vereinigung an der Gleichstellung der Rente mit zeitlich befristeten Auszahlungsplänen – dies kommt für die Aktuare einer Aufgabe des zentralen Kerngedankens der Altersvorsorge gleich. Vor allem Rentner mit hohem Pflegebedarf könnten bei einem Auszahlungsmodell ohne lebenslange Garantien plötzlich vor dem Nichts stehen. „Wenn das Modell der Rente in der privaten Altersvorsorge für die breite Bevölkerung untergraben wird, halten wir das für fahrlässig. Das käme staatlich geförderter Altersarmut gleich“, so Happacher.

Garantiesenkung ja, völliger Garantieverzicht nein

Ein weitere Kritikpunkt des DAV bezieht sich auf den Vorschlag, die Garantieanforderungen abzuschaffen – damit sei man über das Ziel hinausgeschossen. Der DAV hatte sich in der Vergangenheit für abgesenkte Garantien ausgesprochen, um die Chancen des Kapitalmarkts für eine renditestarke Altersvorsorge zu nutzen (AssCompact berichtete) – doch risikoreiche Anlage ohne das Sicherheitsnetz von Garantien sei im Angesicht der Ziele der Altersvorsorge, nämlich die Vorbeugung von Altersarmut sowie Lebensstandardsicherung, nicht die beste Lösung.

Maximale Flexibilität bei Anbieterwechsel schränkt Planungssicherheit ein

Zudem stört sich die DAV an der Forderung der Fokusgruppe für mehr Wettbewerb und leichteren Anbieterwechsel. Maximale Flexibilität bei Anbieterwechsel in der Ansparphase könne nicht mit sehr langfristiger Anlagestrategie in Einklang gebracht werden. Gerade beim angestrebten ökologischen Umbau der Gesellschaft sind aber genau solche Langfristinvestitionen gefragt. Kapitalanleger müssen hierfür Planungssicherheit haben. Das beschränkt größtmögliche Wechsel-Flexibilität“, sagt Happacher.

Abschließend forderte der DAV-Chef die Politik nun zu schnellem Handeln auf – Reformen seien längst überfällig und sollten noch in dieser Legislaturperiode zu Gesetzesvorhaben führen. Angesichts des Status quo gäbe es allerdings weiteren Beratungsbedarf. Beim DAV sei man bereit, versicherungsmathematisches Know-how als neutrale Instanz in die Beratungen einzubringen. (js)

Bild: © JD8 – stock.adobe.com