Seit Juli 2014 gibt es für alle, die mindestens 45 Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben, die Möglichkeit, sich mit 63 Jahren aus dem Arbeitsleben zu verabschieden. Mehreren Medienberichten zufolge, die sich auf neue Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beziehen, nutzen überraschend viele Senioren dieses Angebot.
Das hat auch finanzielle Folgen für die DRV, deren Ausgaben von 251 Mrd. Euro im Jahr 2011 auf 346,5 Mrd. Euro im Jahr 2021 gestiegen sind, wie dem Rentenatlas 2022 zu entnehmen ist – u. a. auch wegen der vorzeitigen Rentenbezüge.
Unerwartet viele Rentner mit 63
Ende Juli 2022 machten bereits 1,99 Millionen Nutzer von der sogenannten Rente mit 63 Gebrauch, meldet u. a. der Spiegel unter Berufung auf die Daten der DRV. Dies seien etwa 400.000 mehr, als man ursprünglich bei der Einführung 2014 erwartet habe. Letztes Jahr waren es 268.957 Neurentner, die ohne Abschläge in den Ruhestand eintraten. Mit 26,3% aller neuen Renten sei dies der höchste Wert seit 2015. So erklären sich teilweise auch die hohen Ausgaben. 3,4 Mrd. Euro hat die DRV im Juli dieses Jahr allein für die „Rente mit 63“ ausgezahlt.
Aufgrund der vielen Beitragsjahre hätten Neurentner 2021 auch durchschnittlich eine höhere Rente erhalten. Im Westen seien es 1.644 Euro, im Osten 1.350 Euro im Monat gewesen, jeweils netto. Bei vergleichbaren Neurentnerinnen belaufen sich die Beträge auf 1.220 Euro im Westen und 1.286 Euro im Osten. Dem gegenüber stehen zum Vergleich 1.218 Euro für neue Ruheständler und 809 Euro für neue Ruheständlerinnen im Westen sowie 1.141 Euro und 1.070 Euro im Osten.
Menschen wollen früher in Rente gehen
Laut Rentenatlas ist das durchschnittliche Alter bei abschlagsfreiem Rentenbeginn in den letzten Jahren gestiegen, sowohl bei Männern als auch bei Frauen. 2021 lag es bei Männern bei 64,1 Jahren, bei Frauen bei 64,2 Jahren. Wer früher in Rente gehen will, muss mit Abschlägen rechnen.
Tatsache ist jedoch laut Spiegelbericht: Der Anteil der Menschen, die früher in Rente gehen wollen, steigt ebenfalls, wie eine Umfrage des Demographie Netzwerks, einer Initiative des Bundesarbeitsministeriums, ergeben haben soll. Demnach wollen über die Hälfte der Arbeitnehmer in Deutschland mit 62 Jahren oder früher in Rente gehen. Bis 67 oder gar noch länger wollen nur 10,7% erwerbstätig sein. Aufgrund des Fachkräftemangels werden jedoch auch ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer gebraucht, weswegen es in der DRV derzeit Pläne gebe, die aktuell gültige Rentenaltersgrenze im Jahr 2026 zu überprüfen. In den nächsten 15 Jahren sollen 12,9 Millionen neue Rentner hinzukommen, wie asscompact.de berichtete. (mki)
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